Der nächste Tag begann wie jeder andere. Doch in Alex' Kopf spukte noch immer das gestrige Aufeinandertreffen mit Frau Parker herum. Die Art, wie sie Alex angesehen hatte, ließ sie nicht los. Doch als Alex in die Schule kam, hatte sie einen Entschluss gefasst: Heute würde sie ihre Freiheit verteidigen.
Im Unterricht saß Alex wie gewohnt hinten, ihre Beine lässig ausgestreckt, der Blick immer wieder auf Frau Parker gerichtet, die wie immer ihre Strenge ausstrahlte. Doch diesmal war etwas anders. Sie wirkte wachsamer, als ob sie schon damit rechnete, dass Alex etwas aushecken würde.
„Miss Carter“, rief Frau Parker plötzlich und unterbrach ihre Erklärung. Alex, die gedankenverloren an der Tischkante tippte, zuckte leicht zusammen.
„Ja?“ Alex lehnte sich in ihrem Stuhl zurück, bereit für den nächsten Schlagabtausch.
„Da Sie offensichtlich anderes im Kopf haben als den Unterricht, würde ich sagen, dass Sie ein wenig Zeit brauchen, um sich zu konzentrieren. Sie bleiben heute nach dem Unterricht bei mir zum Nachsitzen.“ Frau Parkers Ton ließ keine Diskussion zu, doch Alex grinste nur spöttisch.
„Das wird leider nicht gehen, Frau Parker. Ich habe Basketballtraining.“
Frau Parker hob eine Augenbraue. „Das ist bedauerlich, Alex. Aber ich habe Prioritäten, und Ihr Training gehört heute nicht dazu. Seien Sie um 15 Uhr in meinem Büro. Keine Ausreden.“
Alex fühlte, wie ihre Wut aufstieg. Sie liebte das Basketballtraining. Es war das einzige, was sie wirklich auspowerte und sie von allem ablenkte. Und nun sollte sie das wegen Nachsitzen sausen lassen? Keine Chance.
Als der Schultag vorbei war, machte sich Alex nicht auf den Weg zu Frau Parkers Büro, sondern schnappte sich ihre Sporttasche und ging direkt zur Sporthalle. Der Geruch von frischem Holz und das gedämpfte Echo von quietschenden Turnschuhen auf dem Boden gaben ihr sofort ein Gefühl von Freiheit. Hier konnte sie sie selbst sein, ohne Regeln, ohne Druck.
Die Halle füllte sich langsam mit ihren Teamkolleginnen, und Alex begann sich aufzuwärmen. Sie wusste, dass sie Frau Parker damit herausforderte, aber das war ihr egal. Doch gerade als sie den Ball aufhob, um den ersten Wurf zu machen, hörte sie, wie die Tür zur Halle geöffnet wurde. Ein bekanntes Klacken von Absätzen hallte durch den Raum.
Frau Parker stand in der Tür, ihre Augen blitzten vor Zorn. Die ganze Halle wurde still.
„Alex,“ ihre Stimme war kühl, „was machst du hier?“
Alex drehte sich um, den Basketball locker in den Händen haltend. Sie grinste selbstsicher. „Ich dachte, Sie wollten mich nur festhalten, um mir eins auszuwischen. Aber wissen Sie, ich spiele lieber auf dem Feld als in Ihrem Büro.“
Frau Parker trat näher, ihre Haltung angespannt. „Ich habe Ihnen eine klare Anweisung gegeben. Sie haben sich bewusst darüber hinweggesetzt.“
Alex zuckte mit den Schultern. „Tja, vielleicht passe ich nicht in Ihre engen Regeln, Frau Parker. Ich mache lieber mein eigenes Ding.“
Frau Parker stand jetzt direkt vor ihr, die restlichen Spielerinnen wichen unauffällig zurück, um der sich aufbauenden Spannung zu entkommen. „Du glaubst also, du kannst tun und lassen, was du willst, ohne Konsequenzen?“ Ihre Stimme war leise, fast gefährlich.
Alex spürte das Adrenalin in ihrem Körper aufsteigen. Die Herausforderung lag in der Luft. „Vielleicht. Und was wollen Sie jetzt machen? Mich hier auf dem Spielfeld bestrafen?“
Für einen Moment war da nur Stille. Alex erwartete einen strengen Verweis, vielleicht sogar eine härtere Strafe, doch was dann passierte, überraschte sie.