Als Caelira wiederkam, war ich mit der ganzen Arbeit längst noch nicht fertig. Mir war klar, dass sie gewusst haben muss, wie unmöglich die Aufgabe war, die sie mir aufgetragen hatte. Sie stürmte ins Badezimmer, und als sie sich umsah, wurden ihre Augen riesengroß und ihr Blick wild.
„Was genau hast du an meinem Befehl nicht verstanden?", keifte sie. „Habe ich mich missverständlich ausgerückt? Antworte!"
„N-n-nein", stammelte ich. „Es tut mir l-l-l-leid ..."
„Erspar mir deine dummen Ausreden, Staubseele!"
Ich starrte auf den Boden, der noch immer von schmutzigen Schlieren durchzogen war. In der vergangenen Stunde hatte ich es geschafft, alle herumliegenden Kosmetikartikel in eine Wanne zu befördern und angefangen, die Wände zu schrubben, so wie ich es bei Eldrid gelernt hatte.
„Man putzt immer von oben nach unten", hörte ich ihre Stimme in meinem Kopf. „Sonst muss man am Ende von vorne anfangen."
Genau so hatte ich es auch in Caeliras Bad gemacht, weshalb zumindest Spiegel und Wände nach einer Stunde wieder sauber waren – der Boden jedoch war es noch nicht, ganz zu schweigen von all den verkrusteten und verklebten Gegenständen, die ich am Ende noch würde säubern müssen – ebenso wie die Badewanne, das Waschbecken und die Toilette, in die ich immer noch keinen Blick geworfen hatte.
Letzteres durfte ich allerdings jetzt. Caelira packte mich grob an den Haaren und zerrte mich zur Schüssel. Sie riss den Deckel auf und ein bestialischer Gestank strömte mir aus dem Porzellanbecken entgegen. Im ersten Moment begriff ich nicht, was sie vorhatte, doch dann drückte sie meinen Kopf nach unten und ich geriet in Panik.
„Bitte nicht!", stieß ich hervor. Ich versuchte, mich aus ihrem Griff zu befreien, doch dann trat sie mir von hinten in die Kniekehlen, sodass meine Beine unter mir nachgaben und ich zusammensackte. Eine Sekunde später packte sie mich im Nacken und tauchte meinen Kopf in die Schüssel.
Ich presste die Lider zusammen, presste die Lippen zusammen, versuchte nicht einzuatmen. Mein Herz raste und mein Magen rebellierte, ich konnte kaum noch klar denken vor Ekel und Panik.
„Sieh es dir genau an", zischte Caelira über mir. „Sieht das für dich sauber aus?"
„N-nein", würgte ich hervor, dabei weigerte ich mich noch immer, hinzusehen. Meine Stirn berührte inzwischen eine kühle, leicht matschige Substanz, und ich wusste, wenn ich nun die Augen öffnen und sehen würde, was sich direkt vor meinem Gesicht verbarg, würde ich mich übergeben müssen.
Caelira drückte meinen Kopf noch tiefer, sodass mir nichts anderes übrigblieb, als mich ein wenig zur Seite zudrehen, wenn ich nicht mit Mund und Nase im Dreck – oder Kot, was ich insgeheim befürchtete – landen wollte. Dafür presste sich nun meine Wange gegen die schleimige Masse. Noch immer schaffte ich es, den Atem anzuhalten, doch langsam wurde mir vom Sauerstoffmangel leicht schwindelig.
„Du kannst von Glück reden, dass ich dich nicht hier im Klo ersäufe", fauchte Caelira, dann ließ sie mich ruckartig los. Sofort schnellte ich nach oben und schnappte nach Luft. Leider strömte dabei nicht nur lebensnotwendiger Sauerstoff in meine Lunge, sondern auch der überwältigende Gestank nach tagealten Fäkalien – und er ging nicht mehr von der Toilette aus, sondern von mir selbst.
Ich wandte mich von der Schüssel ab. Mit aller Kraft kämpfte ich gegen den Schwindel und die Übelkeit an. Caelira trat einen Schritt zurück und ich konnte sehen, wie sie die Nase rümpfte.
„Sieh dich nur an", sagte sie leise. „Jetzt siehst du genauso aus wie das, was du bist. Ein Stück Dreck."
Sie holte mit dem Fuß aus und traf mich hart in den Magen. Keuchend sackte ich nach vorne, wobei ich verzweifelt versuchte, meinen Mageninhalt in mir zu behalten. Ich konnte jedoch nicht mehr verhindern, dass mir Tränen in die Augen schossen.
„Weil ich heute einen guten Tag habe und so ein netter Engel bin, gebe ich dir noch zwei Stunden", sagte Caelira. „Aber dir muss eins klar sein: Hier gelten nun andere Regeln, und du hältst dich besser an sie. Wenn ich keine Lust mehr auf dich habe, kann ich deinen Kopf noch tiefer in diese Schüssel tauchen, und zwar so lange, bis du in meinem Dreck erstickst. Es würde niemanden hier interessieren, du interessierst niemanden hier. Nur noch ein paar Tage bis die neuen Gesetze durch sind, und dann hätte es nicht einmal mehr Konsequenzen für mich, weil du dann mein Eigentum sein wirst – und was ich mit meinem Eigentum mache, ist meine Privatsache."
Damit verließ sie das Badezimmer erneut und knallte die Tür hinter sich zu.
Sobald sie wag war, konnte ich nicht mehr an mich halten. Im letzten Moment schaffte ich es, mich erneut über die Schüssel zu beugen, und übergab mich schließlich.
Mit zitternden Fingern hielt ich mich am schmutzigen Rand fest, minutenlang. Immer wieder wurde mein gesamter Körper durchgeschüttelt, immer wieder brach es erneut aus mir hervor und ich würgte und spuckte so lange, bis mein Magen leer und ich vollkommen ausgelaugt war.
Trotz allem schaffte ich es dabei, nicht in die Schüssel zu sehen. Zu groß war der Ekel.
Als ich endlich das Gefühl hatte, dass nichts mehr kommen würde, hievte ich mich vorsichtig nach oben. Meine Beine zitterten genauso sehr wie der Rest meines Körpers. Ich betätigte die Spülung und mit einem lauten Rauschen wurde der gesamte eklige Inhalt der Toilette davongeschwemmt. Nun endlich wagte ich es, einen Blick hineinzuwerfen und atmete erleichtert auf. Nur noch ein verkrusteter brauner Rand klebte im Porzellan, den würde ich von Hand putzen müssen, ich würde wohl nicht darum herumkommen.
Doch zunächst wusch ich mein Gesicht.
Erst nach einer halben Stunde, in der ich penibel genau jeden Zentimeter meiner Haut abgeschrubbt hatte, die mit dem Dreck in Berührung gekommen war, konnte ich mich wieder halbwegs sammeln und dazu überwinden, weiterzumachen.
Und so putzte ich schließlich den Rest des Badezimmers, bevor Caelira zurückkommen und sich noch weitere Gemeinheiten für mich überlegen würde.
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Amid the Spring Forest [Dark Romantasy]
FantasyLUMI & CASS Teil 2 ACHTUNG! TEIL 2 VON „ABOVE THE WINTER SKIES". KLAPPENTEXT ENTHÄLT SPOILER FÜR DEN ERSTEN TEIL. ~~~ Es heißt, erst dann, wenn man alles verloren hat, hätte man die Freiheit alles zu tun - und dass auf jeden Verlust etwas Größeres...