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Sein Geständnis hatte mich derart überrumpelt, dass ich nichts darauf erwidert hatte. Es war alles zu viel gewesen in dieser Nacht, zu viele Informationen, zu viele Offenbarungen, und so war ich stumm geblieben.

Er hatte jedoch nicht auf meine Antwort gewartet. Er war aufgestanden, hatte mir einen Kuss auf den Scheitel gedrückt und sich verabschiedet.

„Schlaf jetzt. Wir sehen uns morgen."

Doch schlafen konnte ich nicht. Obwohl ich so erschöpft war wie noch nie in meinem Leben, hielt die Aufregung mich wach, zu große Angst hatte ich davor, dass ich den Termin andernfalls verpassen würde. Und wieder und wieder kreisten seine letzten Worte in meinem Kopf, dabei wusste ich selbst nach zwei Stunden Grübelei nicht, was ich darauf erwidert hätte, wenn ich nicht so erschöpft gewesen wäre.

Noch vor wenigen Wochen hätte ich alles dafür gegeben, ihn das sagen zu hören. Tag und Nacht hatte ich an ihn gedacht und von ihm geträumt, nichts hatte ich mir mehr gewünscht, als gänzlich ihm zu gehören, mich ihm voll und ganz hingeben zu können, mit allem, was ich habe. Ein richtiger Teil seines Lebens zu sein, und wenn es nur als Nachtgespielin wäre.

Doch nun ... Nun war ich mir nicht mehr sicher. Noch immer mochte ich ihn, doch alle Empfindungen waren unter diesem riesigen Berg aus Schmerz und Angst begraben.

Irgendwann schob ich die Gedanken an Cassiel beiseite und schlüpfte in meine Kleidung, um sofort bereit zu sein, wenn er kam. Dann schrieb ich einen Abschiedsbrief an Kira. Ich schlich auf Zehenspitzen zu ihrer Tür und schob ihn unter dem Spalt hindurch. Details sparte ich mir, auch um Cassiel nicht in Gefahr zu bringen. Stattdessen schrieb ich, dass ich aus eigener Kraft flüchten und in der Stadt untertauchen würde, da ich es im Palast und vor allem bei Caelira nicht mehr aushielt.

Nachdem ich mich von Nova nicht richtig hatte verabschieden können und ihr nie gesagt hatte, wie viel sie mir bedeutet hatte, musste ich das nun einfach tun. Ich hatte vor meiner Reise nie eine Freundin gehabt, und nun konnte ich sie nicht wortlos zurücklassen. Ich schrieb ihr, wie dankbar ich für ihre Freundschaft war, wie gern ich sie mochte, und dass ich hoffte, wir würden uns eines Tages wiedersehen – an einem besseren Ort, zu besseren Umständen.

Danach lag ich stundenlang auf meinem Bett, starrte an die Decke und zählte die Minuten, bis Cassiel endlich kommen und mich abholen würde.

Und dann, um kurz nach vier, eine Stunde vor der verabredeten Zeit, hörte ich ihn schließlich auf dem Flur.

Aufgeregt richtete ich mich in meinem Bett auf. Doch als die Tür sich öffnete, erstarrte ich.

Amid the Spring Forest [Dark Romantasy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt