KIAN AZAR
Ich mache mich auf den Weg in die Kaserne, der Himmel ist dunkel, und ein schneidender Wind zieht auf. Mein Handy vibriert in meiner Tasche, ein kurzer Blick zeigt, dass die Nachricht von Arin ist. Während ich die ersten Worte überfliege, verstehe ich zunächst gar nichts, doch meine Augen bleiben an einem Satz hängen:
"Ich dachte, du arbeitest bis spät in die Nacht? Wer ist die Frau neben dir?" Ich runzle die Stirn, spüre, wie mein Nacken sich anspannt. Noch eine Nachricht folgt, diesmal schärfer, voller Abneigung: "Pff, von wegen Arbeit. Kannst kleine Kinder verarschen. Rede nie wieder mit mir." Was soll das? Spinnt dieses Mädchen jetzt komplett? Ich rufe sie an, aber natürlich hebt sie nicht ab. Stattdessen tippe ich kurz entschlossen eine Nachricht: "Was ist jetzt schon wieder los?"
Während ich auf eine Antwort warte, und ahne bereits, worauf sie hinauswill. Sie muss mich mit Adriana gesehen haben, die Einzige, die mich heute überhaupt begleitet hat, und sie hat das offensichtlich vollkommen falsch verstanden. Ich rufe noch einmal an, aber sie drückt den Anruf sofort weg. Dann lese ich ihre nächste Nachricht, und mit jedem Wort wird mein Blick kälter, schärfer. "Wir ziehen mit Meran nach Hamburg. Lass uns in Zukunft in Ruhe."
Ich schließe die Augen, das Telefon fest in meiner Hand. Jede Faser in mir sträubt sich gegen das, was ich da lese. Kaum bekomme ich Luft vor Wut. Fast unbewusst setze ich mich in Bewegung, schiebe das schwere Tor zur Kaserne auf und sehe in der Ferne Meran, der mit einem Grinsen auf den Stufen steht.
Ich gehe direkt auf ihn zu, jede Bewegung angespannt und starr. Meran sieht mich kommen, sein Lächeln wird noch breiter, fast herausfordernd. "Bruder, was machst du noch hier?" Seine Stimme klingt wie ein Hohn in meinen Ohren.
"Du bist der größte Bastard, den ich je in meinem Leben gesehen habe," knurre ich und spüre, wie sich meine Hände unkontrolliert zu Fäusten ballen. Meran lacht überrascht, hebt eine Augenbraue, als würde er den Witz nicht verstehen.
"Was ist los, warum die Beleidigungen?" Seine Stimme tropft vor gespielter Gelassenheit. Doch ich sehe, dass meine Wut ihn langsam verunsichert.
Ich packe ihn grob am Arm und zwinge ihn, mich anzusehen. "Warum schreibt Arin mir, dass sie mit dir nach Hamburg zieht? Dass du mit meinem Sohn nach Hamburg ziehst?" Meine Stimme ist ein heiseres Flüstern vor Zorn. "Was soll das, Meran?"
Meran schiebt meine Hand weg und atmet durch. "Entspann dich erstmal, dann reden wir weiter." Er sieht mich an, seine Haltung wird ruhiger, als könnte er sich nicht vorstellen, dass ich das ernst meine.
Ich blicke ihm in die Augen, versuche, nicht die Kontrolle zu verlieren. "Entspannen? Seit wann bist du ein Hurensohn geworden, Meran?" Ich spucke die Worte aus, so voller Hass, dass ich spüre, wie meine Hände zittern.
"Hast du mich gerade ernsthaft als Hurensohn beleidigt?" Meran stößt mich von sich weg, seine Augen wütend und dunkel. "Das meinst du nicht ernst, Kian."
"Nur Hurensöhne machen das, was du getan hast," sage ich und trete näher an ihn heran. "Warum willst du meine Familie so sehr?" Er starrt mich an, seine Augen kalt. "Deine Familie wollen?" Er hebt den Kopf und schaut mir direkt in die Augen. "Was redest du da, Kian?"
"Gib mir meine Familie zurück", sage ich. Meine Stimme ist kaum mehr als ein Knurren. "Gib mir zurück, was mir gehört. Und verpiss dich aus unserem Leben."
Sein Lächeln verschwindet, seine Miene wird ernst. "Deine Familie?" Sein Gesicht ist plötzlich voller Schmerz und Wut. Er schüttelt den Kopf, und ich sehe, wie sich etwas in ihm bricht. "Du hast sie selbst verlassen, Kian. Verstehst du das nicht? Arin und Araz... die waren nie meine Familie. Aber du..." Er hält kurz inne, schluckt schwer und sieht mich dann an, sein Blick voller Enttäuschung und Schmerz. "Du warst mein Bruder, Kian. Ich habe dich immer als meinen Bruder gesehen."
DU LIEST GERADE
Pflicht und Sehnsucht
RomanceArin, eine kämpferische Studentin mit einem Kampfgeist, der größer ist als ihr Bankkonto, findet sich plötzlich als Putzkraft in der Kaserne wieder. Ein Job, der ihre finanzielle Misere lindern soll. Doch als sie auf einen furchtlosen Polizisten der...