Kapitel 11

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"Redest du mit jeder Frau eigentlich so offen?", frage ich empört. "Du sagst echt unpassende Dinge, die total unangebracht sind." Er lehnt sich lässig an die Wand und grinst. "Du bist es nur nicht gewohnt", kontert er. Ich runzele die Stirn. "Dachtest du wirklich, ich wüsste nichts von deinem Plan?", sagt er plötzlich und beugt sich auf Augenhöhe zu mir. „Wa- Was redest du da?", entgegne ich verwirrt. "Du bist hier, um mich auszuspionieren", wirft er mir vor.

Mein Mund steht einen Moment lang offen vor Überraschung. "Du hast echt viele Filme geschaut", murmle ich. Plötzlich nimmt er meine nassen Haare in seine Hand, währenddessen schließe ich die Augen. Seine warmen Finger gleiten sanft über meine Haut, und ich spüre, wie er näherkommt, um mir leise ins Ohr zu flüstern. "Hasst du mich oder hast du Angst vor mir?", fragt er mit einer rauchigen Stimme, die durch den Raum schwebt und mich in Verwirrung stürzt. "Warum sollte ich Angst vor dir haben?", antworte ich, meine Stimme kaum mehr als ein Flüstern.

Doch die Worte klingen schwach, fast unsicher, während ich innerlich mit meinen Gedanken kämpfe. Es ist seltsam, wie schnell sich die Dinge ändern können. Vor nicht allzu langer Zeit hätte ich mir nicht vorstellen können, dass ich jemals mit diesem Mann, der mir gelegentlich Furcht einjagt, auch nur einen Gedanken an gemeinsames Training verschwenden würde.

Ja, seine Tipps zur Selbstverteidigung sind hilfreich, das muss ich zugeben. Aber mehr möchte ich eigentlich nicht mit ihm zu tun haben. Seine Anwesenheit allein verursacht mir ein beklemmendes Gefühl, und ich spüre eine innere Unruhe, wann immer ich in seiner Nähe bin. Es ist besser, ihm einfach aus dem Weg zu gehen und nur das Nötigste mit ihm zu besprechen.

"Du traust dich nicht einmal, mir in die Augen zu schauen" sagt er.  "Ich schaue dich schon an, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass du respektlos und unverschämt bist", erwidere ich mit einem Hauch von Entschlossenheit. Trotz meiner inneren Unruhe versuche ich, meine Stimme fest und klar klingen zu lassen. Ich schüttle den Kopf und verlasse schnell den Duschraum.

Was bildet er sich eigentlich ein, frage ich mich verärgert, während ich mit nassen Haaren und nasser Kleidung zurück in den vierten Stock gehe. Es ist überhaupt nicht einfach, ihn einzuschätzen. Mal ist er total hilfreich und nett, dann wiederum total frech und gemein. Jetzt stehe ich hier mit nassen Haaren und meine Haarwaschroutine ist komplett durcheinander. Alles seine Schuld. Magda bemerkt meinen Zustand und scherzt: "Oh Arin, was ist denn mit dir passiert? Regnet es etwa draußen?" Ich versuche zu lächeln, obwohl ich mich unwohl fühle.

"Kleiner Unfall im Duschraum", gebe ich knapp zurück. "Ich kann es melden, falls eine Duschhaube Defekt ist", sagt sie besorgt. "Ach nein, alles gut, war mein Fehler", erkläre ich mit einem gezwungenen Grinsen. Die Wahrheit zu sagen, dass der eine Polizist mich nass gemacht hat, kommt mir zu absurd vor, also lasse ich es dabei. Ich frage Magda, ob ich die vierte Etage nun wieder übernehmen kann, denn noch eine Begegnung mit dem Typen würde mich zum Ausrasten bringen.

"Ja, natürlich, Arin. Ich habe den Pausenraum schon fertig. Du weißt ja, was du noch machen musst".

 "Ich wische hier den Boden, dann kann ich auch endlich Feierabend machen", sage ich mit einem Grinsen. "Oh, aber mit diesen nassen Klamotten und deinen nassen Haaren wirst du sicherlich krank", kommt es von Magda, ihre Stimme voller Sorge.

Es freut mich zu wissen, dass es hier wenigstens eine Person gibt, die sich deswegen sorgt. "Ach, alles gut, Magda. Ich glaube, es kann nicht noch schlimmer werden."

Während ich den Boden wische, überkommt mich das Gefühl der Frustration. Warum muss ausgerechnet jetzt meine Kopfhörer den Geist aufgeben? Ich seufze leise und mache ohne Musik weiter. Als ich bemerke, dass ich gleich vor seiner Tür bin, zieht sich mein Magen zusammen. Ich entscheide mich bewusst, seine Ecke auszulassen. Soll er doch selbst dafür sorgen, dass sein Bereich sauber ist. Doch wie sollte es anders sein, öffnet sich genau in diesem Moment die Tür.

𝐏𝐟𝐥𝐢𝐜𝐡𝐭 𝐮𝐧𝐝 𝐒𝐞𝐡𝐧𝐬𝐮𝐜𝐡𝐭Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt