"Leyla, jetzt spinnst du ja komplett", sage ich und lache nervös. Arzo stimmt mir zu und fügt hinzu, dass Leyla gerade Wahnvorstellungen hat. Wir alle brechen in Gelächter aus. "Gib mir mein T-Shirt zurück", fordere ich sie auf und nehme es ihr aus der Hand. "Mädels, ich will diesen Typen", sagt Leyla, während sie sich auf das Bett wirft. Ich bin verwirrt. "Leyla, komm schon, das ist lächerlich", versuche ich zu beschwichtigen, aber sie bleibt hartnäckig. "Arin, ich meine es ernst. Ich habe ein gutes Gefühl bei ihm.
"Bitte tu mir den Gefallen, wenn du ihn irgendwann wieder in Berlin sehen solltest, sprichst du ihn an und sagst ich würde ihn gerne kennenlernen." Arzo rollt mit den Augen und murmelt etwas von "romantischen Illusionen", aber Leyla ignoriert sie. Ich seufze schwer, während ich versuche, eine Ausrede zu finden. "Leyla, Berlin ist so groß, ich glaube nicht, dass ich ihm wieder begegnen werde",sage ich und versuche, die Situation zu entschärfen. "Die Chancen, diesem Kerl wieder zu begegnen, sind äußerst gering", füge ich noch hinzu. "Was auch immer, ich werde jede Möglichkeit dafür nutzen, dich in Berlin zu besuchen", sagt sie voller Elan. Leylas Begeisterung über zukünftige Besuche in Berlin lässt mich innerlich seufzen.
Wie soll ich ihr erklären, dass der vermeintliche Traumtyp eigentlich kein Traumtyp ist? Seine Identität als Polizist in einer Einheit macht die Sache kompliziert. Trotzdem versuche ich, ihre Vorfreude nicht zu trüben.Als wir uns bettfertig machen und uns auf meinem Bett niederlassen, spüre ich die Müdigkeit des Tages in meinen Knochen. Während wir uns langsam in die Kissen kuscheln, beginnen meine Gedanken zu wandern.
Ich kann nicht umhin, über die Ereignisse des Tages nachzudenken. Kian, dieser undurchsichtige Mann, verwirrt mich zutiefst. Mal gibt er mir das Gefühl, dass er mich nicht besonders mag, und dann ist er wieder zur Stelle, wenn ich Hilfe brauche. Vielleicht tut er das nur aus einem Helfersyndrom heraus. Während ich über all das nachsinne, spüre ich, wie die Müdigkeit langsam meine Augenlider schwer werden lässt.
Die Stille im Raum wird von sanftem Atemrhythmus begleitet, während meine Freundinnen bereits in einen ruhigen Schlaf gleiten. Trotz der vielen Gedanken und Fragen, die mich beschäftigen, übermannt mich schließlich die Erschöpfung des Tages. Ich schließe meine Augen und lasse mich langsam in den Schlaf sinken, gespannt darauf, was die kommenden Tage bringen werden.
Nachdem ich Leyla und Arzo am Bahnhof verabschiedet habe, nehme ich mir einen Moment Zeit, um zu Hause vorbeizuschauen. Ich möchte Kians T-Shirt waschen und später mitnehmen.
Glücklicherweise beginnt meine Arbeit erst um 14 Uhr, also habe ich genug Zeit dafür. Zuhause angekommen, ziehe ich mich um und binde meine Haare zu einem Zopf zusammen. Nachdem ich das T-Shirt gewaschen und eingepackt habe, mache ich mich auf den Weg zur Kaserne. Die Bahnfahrt kommt mir ungewöhnlich lang vor, vielleicht liegt es daran, dass ich ohne Musik unterwegs bin. In der Kaserne angekommen, folge ich meiner täglichen Routine. Doch bevor ich mich richtig an die Arbeit machen kann, möchte ich das T-Shirt zurückgeben.
Ich stehe vor seinem Zimmer und klopfe dreimal an die Tür. Als niemand antwortet, klopfe ich noch ein viertes Mal und beschließe schließlich, einzutreten. Alles, was ich will, ist, das T-Shirt zurückzugeben, mehr nicht. Es scheint, als wäre er seit gestern nicht zurückgekommen. Vielleicht ist er bei irgendeinem Mädchen, aber warum denke ich überhaupt an so etwas? Ich schüttle meinen Kopf, um wieder klar zu werden. Sein Zimmer ist erstaunlich ordentlich, das ist mir schon beim letzten Mal aufgefallen. Immerhin eine Eigenschaft, die wir teilen.
Ich lege das T-Shirt auf seinen Tisch, neben einem Brief, der diesmal nicht einmal geöffnet wurde. Am liebsten würde ich all diese Briefe lesen. Doch dann kommen mir Gedanken darüber, was er wohl mit mir anstellen würde, wenn er das herausfände. Direkt am Fenster liegt sein Plattenspieler, warum tut er so, als wäre er in den 80ern? Ich kann nicht anders, als mir seine Vinyl-Schallplatten anzuschauen. Du hörst also auch gerne Fairuz, denke ich. Das ist Eigenschaft Nummer 2, denn auch ich höre gerne Fairuz.

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𝐏𝐟𝐥𝐢𝐜𝐡𝐭 𝐮𝐧𝐝 𝐒𝐞𝐡𝐧𝐬𝐮𝐜𝐡𝐭
Romance𝐁𝐚𝐧𝐝 𝟏 Arin, eine kämpferische Studentin mit einem Kampfgeist, der größer ist als ihr Bankkonto, findet sich plötzlich als Putzkraft in der Kaserne wieder. Ein Job, der ihre finanzielle Misere lindern soll. Doch als sie auf einen furchtlosen Po...