Kapitel 3

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Der schier unmenschliche Schmerz durchzuckte mich völlig aus dem Nichts. Jagte wie ein Elektroschock durch meinen gesamten Körper. Ich verlor die Kontrolle über meine Beine, sank auf die Knie und wandte mich vor Schmerz nackt auf dem Schneebedeckten Boden. Die Kälte spürte ich gar nicht mehr.

Alle meine Muskeln brannten wie Feuer, meine Knochen brachen, meine Haut spannte, mein Zahnfleisch pochte. In meinen Ohren malträtierte mich ein heller Pfeifton und meine Augen brannten so heftig, dass mir die Tränen kamen. Selbst die Nägel meiner Finger und Zehen bohrten sich schmerzhaft gegen ihr Nagelbett.

Mein gesamter Körper bestand nur noch aus Schmerz.

Es war so heftig, dass ich dachte, ich würde das Bewusstsein verlieren. Aber so gnädig war die Natur leider nicht. Unaufhörlich und unerträglich langsam verwandelte sich mein Körper.

Als mein Rückgrat mit einem ekelhaften Knacken brach und mein Rücken sich dabei unnatürlich krümmte, entfuhr mir ein entsetzlich markerschütternder Schrei. Mein Fleisch dehnte sich, ich hatte das Gefühl zu zerreißen.

Während meine Knochen sich verlängerten und verformten, wünschte ich mir zu sterben.

Als sich mein Gesicht unter unglaublichen Qualen neu formte, verwandelte sich mein Schluchzen in ein leises winseln.

Im nächsten Moment fühlte sich mein gesamter Körper so an, als würden Millionen feine Nadeln hineingestochen werden und ich jaulte schmerzerfüllt auf, als immer mehr und mehr weiches sandfarbenes Fell meinen Körper bedeckte.

Ich war völlig von Sinnen. Beinahe verrückt vor Schmerz, als dieser schließlich langsam aber stetig abebbte.

Erschöpft, blind und taub lag ich zusammengekrümmt im Schnee.

Unfähig etwas zu denken oder zu fühlen. Erholte mich, von den Strapazen die eine schiere Ewigkeit gedauert hatten.

Es war das Schlimmste, was ich je in meinem Leben erlebt hatte und ich mochte mir nicht einmal vorstellen, diese Qualen jemals wieder erleben zu müssen.

Plötzlich hörte ich ein leises Geräusch, wo vorher nur Stille war und mein Ohr zuckte wie selbstverständlich in die Richtung, aus der es gekommen war.

Bei meinem nächsten tiefen Atemzug roch ich das ätherische Aroma der Kiefernnadeln, das Harz der Baumrinde, den erdigen Waldboden unter der dicken Schneedecke und noch so viele andere, mir unbekannte Gerüche, dass ich erstaunt die Augen aufschlug.

Ich blinzelte einen Moment, da ich erst nur verschwommen sah, dann aber nahm ich die Welt um mich herum gestochen scharf wahr. Langsam und beinahe wie eingerostet setzte ich mich auf und versuchte mein Gleichgewicht auszuloten. Was gar nicht so leicht war, wenn man in einem Körper steckte, den man nicht kannte.

Dann sah ich mich schließlich um.

Alles wirkte so anders, aber gleichzeitig auch vertraut. Meine Augen konnten in der Schwärze der Nacht erstaunlich gut sehen und sogar kleinste Bewegungen der Äste im Wind wahrnehmen.

Doch das Überwältigende war der Blick in den Nachthimmel, als ich den Kopf hob. Der Mond und die Sterne leuchteten viel heller, als ich es aus meiner menschlichen Gestalt her kannte und ich konnte unzählige Sterne mehr ausmachen als sonst. Es war wirklich atemberaubend schön.

Ein Glücksgefühl stieg in mir auf. Der furchtbare Schmerz war verschwunden. Ich hatte meine erste Wandlung überstanden, die Schmerzhafteste Erfahrung eines jeden Werwolfes gemeistert.

Was blieb waren viele neue Sinneseindrücke, die es zu erkunden gab.

Plötzlich spürte ich einen unkontrollierbaren Drang in mir. Etwas Altes und Animalisches, dem ich mich nicht widersetzten konnte. Also gab ich dem Drang nach, legte meinen Kopf in den Nacken und gab ein langes, gedehntes und triumphierendes Heulen von mir.

North Moon Pack - The Alpha TripletsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt