Kapitel 24 - Teil 1

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Ella

Ich saß eine halbe Ewigkeit, zu einem menschlichen Knäul zusammen gekauert, an meiner Tür und dachte darüber nach, was eben passiert war.

Was alles hätte passieren können.

Ich war heilfroh darüber, dass Collin es bei einem Kuss auf meinen Haaransatz und meine Stirn belassen hatte.

Auch wenn die Wölfin in der Sekunde einer anderen Meinung gewesen war. Vielleicht war sie es auch, die mein Gehirn mit solchen Gedanken infiltrierte?

Wer wusste das schon genau?

Sie quittierte meine Überlegungen mit einem beleidigten Knurren.

Egal ob sie ihre Finger, oder besser gesagt Pfoten mit im Spiel hatte oder nicht.

Es änderte nichts an meiner Situation.

Ich war definitiv im Begriff gewesen eine Grenze zu überschreiten, die ich nicht überschreiten wollte.

Freundschaft? – von mir aus gerne.

Gefühle? – ein entschiedenes nein!

Unsere Abmachung verlangte lediglich, dass ich ihnen eine „Chance" gab. In Bezug auf was, hatten sie nicht festgelegt und meiner Meinung nach war Freundschaft, das Beste, was sie sich in Bezug auf mich erhoffen konnten.

Ich musste also nur versuchen, dass meine unsichtbaren Grenzen in Zukunft nicht mehr überschritten wurden. Weder von ihnen, noch von mir selbst.

Dieser Gedanke beruhigte mich ein wenig.

Es hörte sich so leicht und umsetzbar an, obwohl ich es nie für möglich gehalten hätte, dass ich überhaupt darüber nachdenken musste.

Ich gab ein niedergeschlagenes Seufzen von mir und versuchte mich aus meiner zusammengeknautschten Hocke wieder hoch zu hieven. Fühlte mich dabei aber so steif und ungelenk, wie eine neunzigjährige Oma mit Arthritis.

„Shiiit", stöhnte ich, als ich ziemlich schwerfällig wieder auf die Beine kam und mich hölzern aus meinem Mantel schälte.

Ich musste nicht überlegen, was ich als nächstes tun würde, denn ich hörte direkt Jemanden nach mir rufen.

Laut und deutlich, hörte ich, wie sie mich zu sich rief.

Meine heißgeliebte, neue Freundin, die Badewanne...

Als ich wenig später im warmen, nach Rosenblüten duftenden Badewasser saß und dabei tiefenentspannt die verschneite Wiese hinter dem Haus betrachtete, beschloss ich, dass ich es vielleicht ein wenig zu eng gesehen hatte.

Es war ja noch nichts verloren.

Eine Umarmung war schließlich keine Markierung auf Lebenszeit.

Gedankenverloren hob ich meinen Fuß an, sodass das warme Wasser in feinen Tropfen davon abperlte und ließ ein paar kleine, schillernde Schaumbläschen auf meinen Zehen tanzen.

Es war schließlich Collin.

Ich glaubte ihm, was er gesagt hatte.

Dass er für mich da sein wollte, auch wenn ich ihn als Gefährten zurückweisen würde.

Und nach alldem, was ihm in der Vergangenheit widerfahren war, wusste ich, dass er nie etwas tun würde, das ich nicht wollte oder mich zu irgendetwas zwingen würde.

Von einem Alpha-Befehl ganz zu schweigen.

Bei seinen Brüdern war ich mir da nicht so sicher.

Beziehungsweise hatte Blake ja schon bewiesen, dass er scheinbar vor nichts zurückschreckte.

North Moon Pack - The Alpha TripletsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt