Kapitel 23

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Ella

Ich konnte nicht sagen, wie lange wir so eng umschlungen dasaßen.

Die tröstende Nähe des anderen genossen und dabei versuchten alles zu verarbeiten, was gerade geschehen war.

Aber irgendwann seufzte Collin leise und richtete sich etwas auf.

Ich hob den Kopf und schaute ihm ins Gesicht.

Er wirkte wieder normal, obwohl man ihm bei näherer Betrachtung noch den leichten Nachhall seiner düsteren Gefühle ansah.

Ein bedauerndes Lächeln legte sich auf seine Züge, bevor er mit gefasster Stimme meinte: „So sehr ich dich auch hier behalten möchte... Die Schule hat bereits begonnen. Ich will nicht, dass du Ärger bekommst."

Schule?

...

Scheiße die Schule!

Wieder im hier und jetzt angekommen, schnellte mein Blick zur Uhrzeitanzeige.

Verdammt, die erste Stunde war bereits zur Hälfte vorbei!

Wie konnte ich das vergessen?

Ich fluchte leise. Löste mich unbeholfen von Collin und wollte von der Mittelkonsole rutschen. Wobei ich das Gleichgewicht verlor und beinahe rückwärts auf den Beifahrersitz gefallen wäre.

Jedoch griff er schnell nach meiner Hand und bewahrte mich so, vor diesem peinlichen Schicksal.

Er bedachte mich mit einem beinahe liebevollen Ausdruck in den Augen und half mir vorsichtig zurück auf meinen Sitz hinüber.

„Danke...", war alles was mein konfuses, verdattertes und verlegenes Gehirn gerade heraus brachte.

Dann schnappte ich mir meine Tasche und öffnete schnell die Beifahrertür.

Der kalte Winterwind peitschte mir entgegen und ich fröstelte.

Mein Körper vermisste die Wärme, die ihn gerade noch umgeben hatte.

Doch ich zwang mich schnell aus dem Wagen zu springen.

Bevor ich jedoch die Beifahrertür zuschlug, hielt ich noch einmal inne und drehte mich zu ihm um.

„Ich würde mich freuen, wenn du mich später wieder abholen kommst", sagte ich mit einem zaghaften Lächeln.

Vielleicht würde er zwischen den Zeilen meiner Worte lesen können, dass ich bereit war ihm zu vergeben. Auch, wenn ich es nicht wortwörtlich über die Lippen brachte.

Einen Moment lang, sah er mich ausdruckslos an.

Dann aber erwiderte er mein Lächeln, bevor er sanft antwortete: „Ab heute werde ich dich nicht mehr im Stich lassen. Das verspreche ich dir."

Seine Worte ließen mein Herz schmerzen.

Er hatte scheinbar verstanden, was ich ihm sagen wollte.

Ich nickte ihm stumm zu, schloss die Beifahrertür und lief schnellen Schrittes über den leeren, verschneiten Parkplatz zum Haupteingang der Schule.

Als ich die große, zweiflügelige Eingangstür leise hinter mir schloss und auf die menschenleeren Gänge vor mir blickte, überlegte ich fieberhaft, was ich jetzt tun sollte.

Mrs. Miller unsere alte, strenge Englisch Lehrerin, würde mir auf jeden Fall eine Standpauke halten. Vor allem, da sie sicher nicht vergessen hatte, dass ich gestern ebenfalls beinahe zu spät gekommen war.

Sie hatte sicherlich schon einen fetten Eintrag ins Klassenbuch, wegen meines unentschuldigten Fehlens hinterlassen. Gedanklich verabschiedete ich mich von meiner weißen Weste, als Schülerin, die niemals zu spät kam und keinen einzigen Krankheitstag vermelden musste.

North Moon Pack - The Alpha TripletsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt