Ella
Die Luna war mit klackernden Absätzen, ihrer roten Pumps an mir vorbei stolziert.
Ich konnte noch immer ihr schweres, sinnliches Parfum riechen und rümpfte angeekelt die Nase.
Ein paar Sekunden lang, stand ich wie angewurzelt im leeren Flur und versuchte mich wieder etwas zu beruhigen.
Diese Frau war das personifizierte Böse.
Neben ihr, wirkte Blake beinahe wie ein harmloses Schulmädchen.
Ein lautes Geräusch aus der Küche, als würde Jemand die Spülmaschine zu donnern, ohne vorher den voll beladenen unteren Auszug hinein zu schieben, riss mich aus meinen Gedanken.
Mist.
Die Drillinge waren scheinbar mit dem Essen fertig.
Erschrocken nahm ich sprichwörtlich die Beine in die Hand und flüchtete in Windeseile in mein Zimmer.
Heftig schnaufend, schaltete ich das Licht ein, schloss die Tür hinter mir und verriegelte sie sicherheitshalber. Obwohl ich mir nur eine Person vorstellen konnte, die so dreist gewesen wäre vorbei zu kommen.
Nächtliche Besucher waren das Letzte, was ich wollte.
Erleichtert darüber, endlich wieder alleine zu sein, atmete ich einmal tief ein und aus.
Dann ging ich zu meinen Fenstern hinüber und zog die Vorhänge zu.
Draußen war es mittlerweile dunkel geworden und ich fühlte mich in meinem hell beleuchteten Zimmer, hier im Erdgeschoss, sonst irgendwie beobachtet. Außerdem traute ich diesen Kerlen wirklich alles zu...
Ich gähnte lang und gedehnt und entschied mich, müde wie ich war, mich für die Nacht bereit zu machen.
Als ich fertig war und meinen hellblauen Lieblings Pyjama trug, auf dem kleine, graue Häschen gedruckt waren, ließ ich mich wieder in mein wunderbar weiches Himmelbett plumpsen.
Die Luna wollte mich mit so einem kindischen Schlafanzug wahrscheinlich nur verspotten, doch der Schuss ging nach hinten los. Er gefiel mir richtig gut, weil die Häschen mich irgendwie total, an Klopfer aus Bambi erinnerten. Eines meiner Lieblings Märchen.
Bambi und ich teilten ein ähnliches Schicksal.
Beide waren wir ohne unsere Mutter aufgewachsen. Obwohl ich der festen Überzeugung war, dass meine noch lebte und irgendwo da draußen war.
Außerdem, war „Bambi" auch der Spitzname, den mir Jeremy, der Beste Freund der Drillinge, verpasst hatte. Ich mochte ihn irgendwie und fragte mich, ob ich ihn irgendwann einmal wieder treffen würde.
Verdammt Ella, grübele nicht immer über irgendeinen Mist nach. Du solltest lieber schlafen! Ermahnte ich mich selbst.
Dann seufzte ich erschöpft auf und verbannte alle unsinnigen Gedanken aus meinem Kopf.
Ich war erleichtert darüber, nun endlich die Augen schließen zu dürfen und meine Ruhe zu haben.
Wie aber bereits befürchtet, konnte ich auch diese Nacht nicht richtig in den Schlaf finden.
Wieder wälzte und quälte ich mich hin und her.
Mir kam vor lauter Frustration, sogar mitten in der Nacht der Gedanke, mich einfach wieder hinauf in meine Dachbodenkammer zu schleichen und mich in meine alte, knarzende Betty zu kuscheln.
Sie würde sicher nachtragend ächzen und knarren, aber ich würde ihr wie immer gut zu reden, bis sie mir meine lange Abwesenheit verzieh.
Und ich hätte die Sterne betrachten können, bis ich eingeschlafen wäre.
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North Moon Pack - The Alpha Triplets
FantasyIch hatte schon immer ein Fabel für Märchen gehabt. Egal ob die düsteren von den Gebrüdern Grimm oder die heiteren, von Walt Disney. Meine Mutter las mir an den langen Winterabenden früher sehr viel vor und mein absolutes Lieblings Märchen war Cind...