Kapitel 16

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Ein Flüstern verfolgte Isabella und ihre Brüder, seit der Artikel im Tagespropheten erschienen war. In Geschichte der Zauberei tauchte Professor Umbridge nicht zur Inspektion auf. Binns' Unterricht war genauso monoton und langweilig wie immer. Auch in Zaubertränke tauchte sie nicht auf. Snape verteilte die Aufsätze über Mondstein, die er korrigiert hatte. Er meinte, er hätte sie so benotet, als wäre es die ZAG-Note. Als er bei Isabella stand, reichte er ihr ihren Aufsatz nur widerwillig zurück. Isabella sah dem Professor in die Augen und nahm den Aufsatz an sich. Sie wagte einen Blick auf die Note. Dann schaute sie zurück zu Snape. Der sah aus, als hätte er ihr diese Note nur sehr widerwillig gegeben. Ein Lächeln huschte über Isabellas Lippen. Sie schaute zurück auf das ›E‹ in der oberen Ecke. Snape kündigte an, dass jeder, der demnächst ein ›S‹ bekäme, bei ihm Nachsitzen müsste. Draco machte sich sofort darüber lustig, dass wohl irgendwer ein ›S‹ hatte. Isabella packte ihren Aufsatz in die Tasche. Als die Glocke läutete, verließ sie eilig das Klassenzimmer.

In der Mittagspause versuchte Draco mit Isabella zu reden. Er erwischte sie, nach dem Mittagessen, in der Eingangshalle. "Was willst du?", fauchte sie. "Warum bist du so sauer?", wollte der Slytherin wissen. "Das fragst du noch?!", zischte das Mädchen. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und starrte Draco an. "Ach komm, wir haben uns bei eurem Training doch nur einen Spaß erlaubt. Und dieser Weasley fliegt wirklich echt schlecht.", wehrte Draco ab. "Es war Rons erstes Training. Und er macht es nicht schlecht. Er war durch euch nur total verunsichert. Also haltet euch fern von meinen Freunden. Besonders du, wenn dir an uns etwas liegt!", fauchte Isabella. Ihre Augen funkelten wütend. "Darf ich mir keinen Spaß mehr machen, nur weil ich dich liebe?", fragte Draco fassungslos. "Du hast es also doch kapiert!", fauchte die Gryffindor. Der Slytherin sah sie an. Dann drehte er Wortlos um und ging. "Ja, hau doch ab! Du bist genauso feige wie dein Vater! Wenn es brenzlig wird, ziehst du den Schwanz ein, statt dich dem Problem wie ein Mann zu stellen!", rief Isabella ihrem Freund wütend nach. Draco reagierte nicht. Doch einige umstehende Schüler, die nicht in Slytherin waren, grinsten nun. "Du Idiot!", rief sie ihm noch nach. Dann drehte sie auf dem Absatz um und rauschte mit wehenden Umhang davon. Sie hatte nun Arithmantik und hatte keine Lust zu spät zu kommen.

Auch während Arithmantik gab es keine Inspektion von Umbridge. Isabella saß neben Remus. "Wirst du auch überall von diesem Flüstern begleitet?", fragte Remus leise seine Zwillingsschwester. Isabella nickte leicht. "Ich hoffe es wird nicht wieder so, wie es in unserem dritten Jahr war.", seufzte der Ravenclaw leise. Isabella sah ihn an. "Ehrlich gesagt ist es mir inzwischen ziemlich egal, was die anderen von uns halten, nur weil der Tagesprophet uns ins schlechte Licht stellt.", sagte sie leise, aber ehrlich. Überrascht sah Remus sie an. "Seit wann ist dir das auf einmal egal?", fragte der Ravenclaw leise. "Seit Lilys Tod...", antwortete Isabella so leise, dass Remus Mühe hatte es zu verstehen. "Es versteht mich seitdem eh niemand mehr... Außer vielleicht Harry, weil er auch den Tod gesehen hat...", sagte sie, immer noch so leise. Remus schwieg. Er wusste, dass es Isabella schlechter ging, als sie zugab. Immerhin war Lily in ihren Armen gestorben. Seine Augen wurden feucht. Er vermisste seine kleine Schwester. Und er vermisste die unbeschwerte Art seiner Zwillingsschwester. Isabella hatte den Blick gesenkt. Auch sie hatte feuchte Augen. Sie starrte auf das offene Buch vor sich, ohne auch nur ein Wort darin zu sehen. Ihr Blick war verschwommen.

In Verteidigung gegen die dunklen Künste saß Isabella zwischen Lola und Marie. Hinter ihr saßen Harry, Ron und Hermine. Doch Isabella beachtete Harry nicht. Während alle ihr Buch aufschlugen, um wie geheißen Kapitel zwei zu lesen, hatte Hermine ihr Buch nicht aufgeklappt, sondern die Hand gehoben. Umbridge kam zu ihr und wollte wissen, was Hermine wissen wollte. Hermine jedoch hatte schon das ganze Buch gelesen. Es gab eine Diskussion zwischen Hermine und Umbridge. Am Ende zog Umbridge ihr fünf Punkte ab. Harry wurde wütend und legte sich erneut mit Umbridge an. "Ich bin hier, um Sie nach einer vom Ministerium genehmigten Methode zu unterrichten, und dazu gehört nicht, dass man Schüler auffordert, ihre Meinungen zu Fragen abzugeben, von denen sie sehr wenig verstehen. Ihre früheren Lehrer in diesem Fach mögen Ihnen mehr Narrenfreiheit eingeräumt haben, aber da keiner von ihnen - vielleicht mit Ausnahme Professor Quirrells, der sich zumindest auf altersgemäße Themen beachränkt zu haben scheint - eine Inspektion des Ministeriums bestanden hätte -", begann sie, wurde jedoch von Harry unterbrochen. "Ja, Quirrell war ein toller Leger. Es gab nur den kleinen Nachteil, dass ihm Lord Voldemort hinten aus dem Kopf hing.", sagte Harry laut. Darauf herrschte absolute Stille. "Ich denke, eine weitere Woche Nachsitzen würde Ihnen ganz guttun, Mister Potter.", sagte Umbridge honigsüß.

Am Abend saß Isabella, für ihre zweite Woche Nachsitzen, bereits bei Umbridge im Büro, als Harry reinkam. Beide sprachen kein Wort währenddessen. Als Umbridge gucken kam, wunderte sie sich über Isabellas geheilte Hand. "Ich glaube, wir brauchen bei Ihnen länger zum verinnerlichen, Miss Potter.", stellte Umbridge mit süßlicher Stimme fest. Isabella starrte sie an. "Sie kommen nächste Woche auch noch zum Nachsitzen, damit wir mehr Zeit zum verinnerlichen der Botschaft haben.", lächelte Umbridge. Harry sah seine Cousine mitleidig an, doch Isabella sagte nichts. Sie nahm ihre Tasche und rauschte davon. Harry folgte ihr, holte sie jedoch nicht ein.

Isabella hatte sich in ihren Schlafsaal zurück gezogen und erledigte dort ihre Hausaufgaben. Erst sehr spät ging sie schlafen. Doch auch im Schlaf fand sie nicht zur Ruhe. Wie so oft träumte sie vom Erlebten.

Lily lag flach atmend in den Armen ihrer Schwester. "Lily, halt durch. Sicher sucht man schon nach uns.", sagte Isabella leise. "ich kann nicht mehr...", brachte Lily mit letzter Kraft hervor. "mein herz...", murmelte die Drittklässlerin. Sie hatte ihre Hände auf die Brust gepresst. "Dann nimmst du eine Tablette, um dein Herz zu beruhigen. Die sind für Notfälle schließlich da.", meinte Isabella und wollte die Tabletten aus Lilys Rocktasche holen. "die sind in meinem schlafsaal...", gab Lily fast schon lautlos zurück. "sag den anderen, dass ich sie lieb habe, wenn du hier raus kommst... und sei für ginny und luna da, wenn sie traurig sind...", bat Lily leise. "Du kannst den anderen das selbst sagen. Und du kannst selbst für deine Freundinnen da sein. Wir kommen hier zusammen raus. Sicher kommt bald Jemand und holt uns hier raus. Das wir fehlen, wird sicher auffallen.", sagte Isabella verzweifelt. Sie merkte, wie ihre Augen langsam feucht wurden. Und sie hatte Angst, dass ihre Schwester nicht mehr lange durchhalten würde. "es wird ganz hell... aber ich kann dich nicht sehen...", sagte die Drittklässlerin so leise, dass man sie nur gerade so noch hörte. Isabella hielt einen Moment den Atem an. Eine Träne kullerte aus ihrem Auge und die Wange hinab. Sie wusste, was das bedeutete, denn in Wahrheit war es noch immer dunkel. "Lily, bitte... Halte durch... Du bist doch nicht alleine, wir schaffen das zusammen...", schniefte Isabella leise. "ich hab dich lieb, schwesterherz...", brachte Lily mit letzter Kraft heraus. Dann schloss sie ihre Augen und schlief in Isabellas Armen für immer ein. "Lily...", sagte Isabella fast lautlos. Sie strich ihrer Schwester übers Haar. Als Lily nicht mehr atmete, brach Isabella wenig später weinend über ihrer Schwester zusammen.

Schweißgebadet schreckte Isabella auf. Sie saß schnell atmend und leise weinend in ihrem Bett. Warum Lily? Warum hatte Lily sterben müssen? Warum hatte man nicht eher nach ihnen gesucht? Isabella verstand das nicht. Sie hatten mehr als vierundzwanzig Stunden in diesem Koffer verbracht. Sie waren mehr als vierundzwanzig Stunden verschwunden. Und es hatte offenbar niemand für nötig gehalten, ernsthaft nach ihnen zu suchen. Wut flammte in ihr auf. Wenn man früher nach ihnen gesucht hätte, dann würde Lily noch leben. Doch stattdessen lag Lily nun mit im Familiengrab. Isabella, um die anderen Mädchen nicht zu wecken, huschte leise weinend ins Badezimmer. Dort stieg sie unter die Dusche und ließ kaltes Wasser laufen.

Isabella Mailin Potter IV (Harry Potter FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt