Prolog

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•Zayn•

In meiner Familie war Glück sowas wie ein Fremdwort gewesen. Es gab Momente in denen ich mir wünschte einfach tot zu sein, den ganzen Schmerz und die ganzen schlimmen Erinnerungen einfach zu vergessen und das für immer.

Mein Vater verstarb als ich gerade mal zehn Jahre alt war. Meine Mutter war danach lange alleinstehend, bis sie jemanden fand, der sie nach all dem Kummer den mein leiblicher Vater mit seinem Tod verursacht hatte, wieder glücklich machen konnte.

Doch dieses Glück war nicht von Dauer. Nachdem meine Mutter ihn geheiratet hatte, begann John aus unerklärlichen Gründen zu trinken und so langsam lernten wir sein wahres Gesicht kennen.

Bevor er anfing seinen Frust an uns auszulassen, indem er gewalttätig wurde, war er für mich wie ein Vorbild. Eine Vaterrolle zu der ich aufsah und für die ich mich mehr als interessierte.

Mein Stiefvater hatte uns zerstört, unsere komplette Familie emotional aufgewühlt. Da wir den ganzen Schmerz und seine Wutausbrüche nicht mehr ertragen konnten, riefen wir kurzerhand die Polizei, die John schließlich verhaftete.

Doch lange wurden wir ihn nicht los, denn er fand eine Möglichkeit um sich freizukaufen, sodass er frühzeitig aus dem Gefängnis entlassen wurde. Zu der Zeit wussten wir jedoch noch nicht, dass der Ehemann meiner Mutter ein falsches Spiel mit uns spielte, da er ein Doppelleben führte.

Nach langer Recherche fand ich heraus, dass er seine Frau bei einem tragischen Feuer verloren hatte. Jedoch hinterließ sie ihm zwei Söhne.

Diese schreckliche Tragödie raubte ihm jegliche gebliebene Freude die er für das Leben empfand. Da, wie ich erahnen konnte, meine Mutter ihn wahrscheinlich an seine ehemalige Frau und deren gemeinsame Vergangenheit erinnerte, kam es dazu das er wochenlang unterwegs war. Er erledigte skurrile Jobs über die er nie mit mir reden wollte.

Als er erneut einen Job annahm und somit verreiste, blieb er länger als sonst weg. Jeden Tag stieg die Hoffnung, dass er zurückkommen würde immer wieder an, doch vergebens. Er kam nie. Wochen nach seiner Abreise bekamen wir einen Anruf, in dem uns vom Tod meines Stiefvaters berichtet wurde.

In der Nacht, in der ich von seinem Tod erfuhr, träumte ich von ihm. Es fühlte sich unglaublich real an, doch dies schob ich auf die Drogen die ich zuvor zu mir nahm.

Meinem Anschein nach wurde ich langsam verrückt, denn immer wieder erschien er in meinen Träumen und verlangte von mir, mir das Leben zu nehmen, damit wir vereint werden konnten.

Von seinen Söhnen, hörten wir nichts.
Wir wussten nicht einmal ob die beiden noch am Leben waren und kontaktieren konnten wir sie auch nicht, denn John Winchester behielt Details aus seiner Vergangenheit für sich. Jedesmal wenn ich ihn darauf ansprach meinte er, dass diese Informationen irrelevant wären. Doch für mich waren sie es nicht. Gerne hätte ich meine Stiefbrüder kennengelernt, doch er wollte dies nicht.

Wochen waren vergangen seit dem wir von seinem Tod erfahren hatten und allmählich fing ich an zu akzeptieren ihn verloren zu haben. Ich entschloss mich dazu ein wenig Zeit an meinem Laptop zu verbringen, doch da hatte jemand andere Pläne.

Gerade als ich eine Serie starten wollte, wurde der Bildschirm urplötzlich schwarz und kurz darauf begannen die Lichter zu flackern. Viel dachte ich mir nicht dabei, da ich mit einem Stromdefekt oder etwas ähnlichem rechnete.

Als die Lichter aufhörten zu flackern griff ich nach meinem Handy und schaltete die Taschenlampe an, damit ich wenigstens etwas sehen konnte. Sicherheitshalber sah ich mich etwas um. Immerhin könnte jemand den Stromausfall und die dazugehörige Dunkelheit dazu nutzen uns zu überfallen. Doch als ich auf mein Bett leuchtete, entwich mir die Luft zum Atmen. Was ich da sah konnte nicht der Wahrheit entsprechen und doch war es so, redete ich mir zumindest ein. Er saß dort, genauso aussehend wie an dem Tag seiner Abreise und schenkte mir ein leichtes Lächeln. John, mein Stiefvater. Mein verstorbener Stiefvater.

Er deutete auf meinen Laptop, woraufhin abermals ein und der selbe Satz auf dem Bildschirm erschien. "komm zu mir, mein Junge.", stand unzählige Male in großer und kleiner Schrift dort, bis mein Drucker plötzlich ansprang und er wie aus Geisterhand begann, diesen Satz zu drucken.

Während ich mich noch perplex umsah, spürte ich wie sich eine kalte Hand auf meine Schulter legte und mich in Richtung Badezimmer schob. Dort angekommen überreichte er, mir tief in die Augen blickend, eine Rasierklinge und nickte mir aufmunternd zu. Es war als würde er mich mit diesem Blick manipulieren können und somit konnte ich nicht anders als seinem Wunsch nachzugehen und mir die Pulsadern aufzuschlitzen.

Das Blut, welches aus meinen Armen quoll, verteilte sich auf dem Boden, sodass dort eine riesige Blutlache entstand. Einen blutüberströmten Boden und einen leblosen Körper konnte meine Familie finden, als sie mein Badezimmer betraten.

Für sie stürzte ihre Welt zusammen und alles lag in Scherben. Sie hatten nicht nur ihren Vater, sondern auch ihren Sohn und Bruder verloren.

Alles was meine geliebte Familie benötigte war einen Neuanfang. Einen Neuanfang ohne meinen Stiefvater und auch ohne mich. Nur so könnten sie ansatzweise glücklich werden.

Nach meinem Tod sah ich John nie wieder. Wegen ihm hatte ich alles und jeden verloren und wurde auch noch bestraft, obwohl ich immer ein guter Mensch gewesen war. Meine Seele fand keinen Frieden und so kam es das ich in unserer Villa gefangen war. Diese Villa war mein Anker, sie hielt mich auf der Erde.

Keineswegs sollte jemand nach dem Auszug meiner Familie hierher ziehen.
Jeden eventuellen Nachmieter verscheuchte ich auf erschreckende Weisen.

Da ich mal bei einem Gespräch gelauscht hatte, erfuhr ich durch eine Immobilienmaklerin, das meine Familie auf die andere Seite der Erde zog, damit sie wirklich keinerlei Erinnerungen an uns hatten.

Mein Leben als menschlicher Zayn Malik war vorbei, denn nun war ich ein Geist. Gefangen in der Zwischenwelt ohne Aussicht auf Frieden.

Haunted Love || Ziam✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt