Chapter 2

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•Zayn•

Diesen Jungen, der auf den Namen Liam hörte, beim schlummern zu beobachten, beruhigte mich. Seiner flachen Atmung zu lauschen und seine weichen Gesichtszüge zu mustern ließ mich all meine Sorgen für einen kurzen Augenblick vergessen.
Unwillkürlich hob ich meine Hand an und strich federleicht mit meinem Handrücken über seine sanfte Wange. Ich wusste, dass dieser Gedanke absurd war, aber sich nach seiner Nähe zu sehnen ließ mich nicht noch erbärmlicher wirken als ich es bereits war.

Ein leichtes Lächeln schlich sich auf meine Lippen als er leise im Schlaf seufzte. Seine warme Haut erinnerte mich an die Zeit, in der ich noch lebendig war. Ein populärer Junge, der sich um sein Aussehen scherte und abenteuerlustig war.

Nichts vermisste ich mehr als die Menschlichkeit. Davon ist relativ wenig geblieben, denn nun bin ich nur noch eine leere, kalte Spiegelung meines Körpers.

Während ich mir seine Gesichtszüge einprägte, schien er langsam dem Land der Träume zu entfliehen, denn er öffnete langsam seine Augen.
Mit verschleiertem Blick musterte er mich und schreckte zusammen. Dabei zuckte er kurz und hielt sich anschließend an seine Brust.

"Fuck.. Stalkst du mich? Was willst du von mir?", fragte er mich mit leiser und übermüdeter Stimme.

Ich öffnete meinen Mund und ohne groß darüber nachzudenken huschten die Wörter über meine Lippen, während wir uns tief in die Augen blickten.  "Nein. Ich will nur, dass du verschwindest."

Auch wenn diese Worte nicht wirklich der Wahrheit entsprachen, empfand ich es für besser ihn von mir fernzuhalten. Meine Bewunderung für ihn stieg immer mehr an, denn er schien sich nicht von mir einschüchtern zu lassen, obwohl ich es mit rauer und tiefer Tonlage übermitteln wollte. 

Daraufhin verdrehte Liam seine Augen und unterbrach somit unseren Blickkontakt.

"Ich werde nicht gehen. Das hier..-", dabei gestikulierte er mit seinen Händen herum und versuchte die Villa zu verdeutlichen, "..ist jetzt mein Zuhause. Du kannst mich nicht vertreiben, aber ich könnte es. Wie wäre es mit Geisterjägern, mhm?", raunzte er bissig und seine Lippen formten sich zu einem provokantem grinsen. Der friedlich schlafende Liam war wie ausgetauscht.

Ungläubig schüttelte ich meinen Kopf. "Das würdest du nicht tun.", erwiderte ich, ehe ich mich langsam von ihm entfernte und mich in den dunklen Keller der Villa verkroch.

•Liam•

Ehe ich mit der Wimper zucken konnte, umgab mich wieder die ungewohnte Wärme die jedesmal erschien, wenn Zayn verschwand. Mit ihm verschwand auch die Kälte, die sich während seiner Anwesenheit verbreitete.

Völlig überfordert mit dem heutigen Tag und der Erkenntnis das übernatürliches wirklich existierte, schielte ich auf die kleine Uhr, welche auf meinem Nachttisch stand. Es war mitten in der tiefen Nacht. Frustriert brummte ich, während ich mich in meine Kissen zurückfallen ließ und meine Augen schloss. Meine Gedanken schwirrten um die schwarzhaarige und mysteriöse Gestalt, während ich dann schließlich eindöste und mich währenddessen vom Tag erholte.

Einigermaßen ausgeschlafen erwachte ich am nächsten Morgen früh in der Morgenröte. Gähnend rieb ich mir über mein Gesicht, während ich mich langsam aufsetzte und ins Badezimmer schlenderte. Vor dem Waschbecken angekommen musterte ich mich im Spiegel und musste feststellen, dass ich ganz schön geschafft aussah. Ich musste wohl oder übel zugeben das mich diese Situation wohl mehr bekümmerte als mir lieb wäre.

Nach einer erfrischenden Dusche zog ich mir eine Boxer samt Jogginghose über und sprintete die Treppen hinunter um in die Küche zu gelangen. Dort angekommen lief ich auf den Kühlschrank zu, da er so einladend auf mich wirkte.

Doch plötzlich umgab mich diese außergewöhnliche Kälte, die  meine Nackenhaare zum stehen brachte. Ich hatte eine kleine Vermutung was dieser Temperaturwandel wohl bedeuten würde und seufzte daraufhin frustriert auf.

"Malik?!", schnauzte ich und hoffte auf eine Antwort seinerseits. Doch alles was ich bekam war ein nerviges flackern des Lichts und einen Topf der auf dem Boden landete. Genervt hob ich ihn auf. "Lass die Spielchen und verschwinde einfach!"

Kurz vor einem Wutausbruch schlug ich den Topf auf die Küchentheke und drehte mich mehrmals mit ausgebreiteten Armen im Kreis. "Zeig dich, du Feigling.", rief ich provozierend, da ich mir langsam ziemlich dämlich vorkam Selbstgespräche zu führen.

"Pack deine Sachen und verlasse mein Haus. Mach uns keine unnötigen Probleme, Liam.", wisperte er nach einer gefühlten Ewigkeit, während sich seine Gestalt mir langsam offenbarte.

Ich legte meine Stirn in Falten und musterte ihn ausgiebig. Etwas an ihm wirkte so interessant und ich konnte einfach nicht aufhören über ihn zu grübeln. Meine wütende Miene wandelte sich in eine fragende um, dabei wurden meine Gesichtszüge immer weicher.

"Wieso ist es dir so wichtig, dass ich verschwinde? Lass mich hier bleiben und versuchen dir zu helfen."

Daraufhin schüttelte er ungläubig den Kopf und lachte leise dabei auf. "Du kannst mir nicht helfen. Ich bin tot und keiner kann das ändern. Nicht du, nicht ich. Keiner!"

Als er sich langsam dem Wohnzimmer näherte und sich seufzend auf der Couch niederliess, beobachtete ich ihn genau und ließ ihn dabei nicht aus den Augen. Wie in Trance folgte ich ihn und landete kurz darauf neben ihm auf der weichen Couch.

Mein Blick, sowie meine gesamte Aufmerksamkeit galt ihm. "Stimmen die Geschichten über dich?", frage ich die Frage die mich die ganze Zeit über beschäftigt hatte.

Er starrte auf die ihn gegenüberliegende Wand und nickte, in der Hoffnung das mir dies als Antwort genügen würde.

Unwillkürlich legte ich meine Hand auf die Seine, denn die überfürsorgliche Seite in mir kam zum Vorschein. "Das tut mir leid. Du hast viel durchlebt.", die Worte glitten aus meinem Mund, während ich mit meinem Daumen sanft über seinen Handrücken strich.

Die Kälte die ich verspürte versuchte ich auszublenden, denn er war eiskalt. Eine Temperatur die alles und jeden gefrieren lassen würde.

Durch meine kleine Berührung weitete er augenblicklich seine Augen und drehte den Kopf in meine Richtung, um mich ansehen zu können.

"Du bist anders..fürchtest dich nicht vor mir und dennoch wäre es besser wenn du es tätest. Bitte geh. Leb dein leben wie ein normaler junger Mann und werde glücklich. Du verdienst besseres als das hier. Als ein Leben voller grauen, einschließlich Geistern.", sagte er mit einem unsicheren Unterton in seiner rauen Stimme.

Nach dem ich ihn genauestens zugehört hatte, schüttelte ich meinen Kopf. "Nein, ich werd nicht gehen. Ob's dir passt oder nickt ich werde bleiben. Bei dir."

Auch wenn es absurd klang, konnte ich nicht abstreiten, dass ich mich zu ihm hingezogen fühlte. Die Beschreibungen seines Charakters schienen nicht der Wahrheit zu entsprechen, denn nun wo ich ihn selbst kennenlernen konnte, sah ich den gebrochenen Jungen in ihm, der sich nach einem anständigen Leben sehnte. Ich würde ihn nicht verlassen, da war ich mir hundertprozentig sicher. Dieser Geist war nicht rachsüchtig, sondern suchte lediglich nach seinem Frieden und diesen wollte ich ihm geben.

Haunted Love || Ziam✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt