1 - Luna

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Fröstelnd zog ich die Beine noch enger an meinen Körper. Ich wusste, dass es dumm war, es hier zu tun, aber ich fühlte mich wie magisch von diesem Ort angezogen, ich musste einfach hierhin kommen. Warscheinlich würde ich die nächsten Tage mit einer fiesen Grippe im Bett liegen und mich über mich selbst ärgern, aber dennoch musste ich zugeben, dass es hier echt schön war. Ruhig und irgendwie mystisch. Einfach Stille. Nicht mal der Lärm der sonst so lauten Autos drang an diesen kleinen magischen Ort.
Lächelnd packte ich das kleine schwarze Ding aus und stellte es auf einen Steinhaufen neben mir. Es würde mir eine Erinnerung an diesen Tag und an diesen Ort liefern. Oh, wie ich dieses Ding liebte. Ich wusste zwar nicht, ob ich es in ein paar Jahren jemals wieder auspacken würde oder ob man diese Erinnerungen dann überhaupt noch anschauen konnte, aber dieses Ding war mein Schatz. Und es war fast wie ein Zwang, es überallhin mitzunehmen und kleine Erinnerungen festzuhalten.
Da. Ich hörte es schon wieder. Langsam schlug ich meine müden Augen auf und schaute umher. Und da sah ich sie. Sie kam auf mich zu, flink wie eine Katze, als würde sie diesen Ort auswendig kennen. Ich verzog den Mund und machte mich klein, eigentlich wollte ich ungestört sein. Aber natürlich wurde ich von diesem Wesen gestört.
"Hi", begrüsste sie mich. In der Dunkelheit konnte ich nur ihre Umrisse sehen, sie schien sehr zierlich zu sein.
"Hallo." Ich winkelte meinen Kopf an, um sie besser mustern zu können. So weit ich es beurteilen konnte, trug sie normale Chucks, vielleicht Vans, und einen sehr grossen und langen Pulli. Warscheinlich trug sie in dieser nächtlichen Kälte Strumpfhosen, aber das konnte ich nicht genau erkennen.
"Darf ich mich setzen?", fragte sie mich mit ihrer hellen, melodischer Stimme. Ich nickte und sie liess sich neben mir nieder. Mir war irgendwie unwohl in ihrer Gegenwart. Vielleicht, weil ich das Gefühl hatte, dass sie mich wie ein Buch las, so wie sie mich die ganze Zeit schon ansah.
"Wer bist du?", fragte ich, um so hoffentlich ihr Anstarren unterbrechen zu können. Und tatsächlich, sie fuhr sich durch ihre Haare und sah weg.
"Ich heisse Luna."
Ich lächelte leicht und erwiderte:"Alisha." Meinen Namen mochte ich noch nie. Er war selten und jeder zweite Idiot musste fragen, wie er sich schreibt.
"Ist das eine Kamera?", fragte Luna und sah mich interessiert an. Ich nickte beschämt und griff nach ihr, um sie auszuschalten.
"Wow, cool! Was filmst du denn so mit ihr?", bohrte sie nach und wollte nach der Cam greifen, aber ich schüttelte schnell den Kopf und brachte meinen Schatz in Sicherheit.
"Ich weiss nicht...Einfach, was mich fasziniert, was mir gefällt, manchmal auch mich." Es was mir unangenehm, über mich zu sprechen, weshalb ich nervös auf der Innenseite meiner Wange kaute.
"Also ein Video-Tagebuch", stellte sie bewundernd fest.
Ich nickte langsam. "Ungefähr, ja."
"Sowas Ähnliches mache ich auch. Ich glaube sogar, ich habe die gleiche Cam!", rief sie begeistert.
Ich lächelte beeindruckt und gähnte laut. "Hm...Ich glaube, ich sollte langsam mal gehen. Bestimmt ist es schon spät", murmelte ich, stand auf und klopfte mir den Dreck von der Hose. Luna erhob sich ebenfalls und liess den Blick über das klare Wasser schweifen.
"Wo wohnst du?", wollte sie wissen, als wir beide das Flussufer verliessen und den kleinen Weg entlangliefen.
"Neben dem Rewe", antwortete ich und deutete auf die ungefähre Richtung. Sie grinste und sagte mir, dass sie auch in der Nähe des Rewes wohnte.
"Also...War schön, dich kennenzulernen", verabschiedete ich mich von Luna, als wir vor meiner Haustür ankamen.
Luna lächelte und erwiderte:"Vielleicht sehen wir uns ja wieder am Rhein." Ich nickte und schloss die Tür auf. Kurz bevor ich die Treppe erreichte, drehte mich um und war ein bisschen enttäuscht, dass Luna schon weg war.

Schicksal - Taddl TjarksWo Geschichten leben. Entdecke jetzt