2 - Unzufrieden

199 10 0
                                    

Genervt trat ich vom Fenster weg, als ich mich wieder dabei erwischte, nach dieser Luna zu suchen. Unsere Begegnung lag nun schon über eine Woche zurück und ich hatte sie nicht mehr gesehen. So komisch es klang, irgendwie vermisste ich sie. Ich glaube, hätte ich jemals irgendjemandem von meinem Hang zum Filmen erzählt, hätte mich diese Person nur komisch und verständnislos angeschaut. Luna nicht. Sie tat sogar was Ähnliches.
Gedankenverloren trank ich einen Schluck von meinem Schwarztee und setzte mich auf den Fenstersims. Die Leute unten auf der Strasse waren wie Roboter. Oder Puppen. Sie lebten das Leben der Medien. Die Medien steuerte sie, sagten, was die neusten Trends waren, was cool und was scheisse war, was man tun und lassen sollte.
Ich kritzelte gerade eine Rose in mein kleines Notizheft, als ich aus dem Augenwinkel zwei Personen auf dem Bürgersteig wahrnahm. Mit hochgezogenen Augenbrauen bemerkte ich, dass sie etwas ausstrahlten. Sie strahlten totaler Frieden mit sich, Selbstakzeptanz und eine rebellische Natur aus. Begeistert hielt ich meine Kamera drauf. "24.07.2015, ungefähr 19 Uhr", sagte ich und filmte diese beiden majestätischen Männer, die sich ihren Weg durch den Regen bahnten.
Frustriert ass ich meine selbstgekochte Asia-Pfanne und dachte über die beiden Gestalten von vorhin nach. Leider konnte ich sie kaum filmen, weil sie so schnell verschwunden waren. Aber eins war sicher: ich war fasziniert von ihnen. Sie brachen genau aus diesem Ideal aus, auf den ich so einen Hass hatte. Sie waren anders, nicht um anders zu sein wollten, sondern weil sie anders waren. Ich bewunderte sie, aber gleichzeitig war ich neidisch, weil sie so sein konnten, wie sie wollten und es sie nicht störte, angestarrt zu werden. Im Gegenteil, warscheinlich liebten sie es. Auf die eine Seite war das sehr arrogant, auf die andere bewundernswert.
Kopfschüttelnd legte ich mich in mein grosses, leeres Bett. Ich dachte wirklich zu viel nach. Das hatten schon meine Eltern gesagt. Ich war eine Träumerin. Und ich liebte es, zu träumen. Nur jetzt nicht, denn ich träumte von mir, wie ich daran unterging, niemals glücklich zu sein, weil ich nicht aus dieser Scheisswelt ausbrechen konnte. Und weil ich so verwirrt wegen Luna und den beiden Jungs auf der Strasse war, brachte mich mein Träumen zum Weinen. Ich heulte lange und dramatisch. So hatte ich seit meinem vielleicht zehnten Lebensjahr nicht mehr geweint. Aber es war mir egal, denn ich war alleine und niemand konnte mich dabei beobachten. Also heulte ich so lange, bis ich vor Müdigkeit einschlief.

Schicksal - Taddl TjarksWo Geschichten leben. Entdecke jetzt