16 - Tauchen

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Das Wasser wurde kälter, je tiefer wir tauchten. 8...12...17...22 Meter. Ein kleiner Fischschwarm schwamm an uns vorbei, das Korallenriff glänzte in allen Farben.
Ich schauderte. Taddl rieb meine Arme und fragte mit einem Handzeichen, ob bei mir alles okay war. Ich formte ein "Ja, alles gut" mit meinen Fingern und lächelte. Da ich keinen Tauchschein hatte, durfte ich nur in Begleitung tauchen. Taddl hatte einen, weshalb ich mit ihm Tandem-Tauchen konnte. Wir sahen uns das Riff genauer an, die verschiedenen Fische, die schönen Muscheln und die schönen Korallen. Ich sah eine Moräne, die uns böse musterte und eine giftige Qualle, von der wir uns schnell entfernten.

Der erste Tauchgang war beendet. Das Tauchboot brachte Ardy, Luna, Taddl und mich zu einem weiteren Riff. Marley blieb im Hotel, weil er Fabienne vom Flughafen abholen wollte. Es war sehr heiss, die Sonne stand hier um die Mittagszeit sehr hoch.
Nach dem Mittagessen, es gab ein Buffet, setzte sich der Tourguide zu uns und erzählte von seinen schönsten Taucherlebnissen. Sein Name war Ahmed, ein häufiger arabischer Name. Er war sehr nett und lustig, ich schätzte ihn auf Mitte dreissig. Immer wieder packte er seine Kamera aus und filmte uns und die anderen der Leute. Er forderte uns auf, eine Grimasse zu schneiden. Taddl legte den Arm um mich und machte ein böses Gesicht, ich tat so, als würde ich Lunas Wange ablecken, Luna machte ein Peace-Zeichen und Ardy versteckte sich hinter seinen Händen. Das tat er oft. Ich wusste nicht, wieso er sich auf Fotos nie zeigen wollte.
"Kiss, kiss!", rief Ahmed. Ardy nahm Lunas Gesicht in seine Hände und küsste sie liebevoll. Schockiert sah ich die beiden an. Ich wusste nicht, dass sie ein Paar waren. Aber es war wirklich süss, wie sie da sassen und sich küssten.
"Kiss!", rief Ahmed nun mir zu. Ich schüttelte lachend den Kopf.
"Kiss, kiss!", wiederholte der Tourguide. Taddl grinste ihn an, packte mich und presste seine Lippen auf meine. Ich war wie gelähmt. Seine Lippen waren warm und sehr trocken, weil er wie ich immer auf seine Unterlippe biss, aber es fühlte sich gut an. Meine Welt blieb stehen. Ich nahm nur noch ihn und seine Lippen wahr. Sein Bart kitzelte mich, seine Hände hatte er um meine Hüften geschlungen.
Der Moment war viel zu schnell vorbei. Mit glühenden Wangen öffnete ich meine Augen und sah ihn an. Ahmed und die anderen um uns herum klatschten, aber das nahm ich nur entfernt wahr. Als ich sah, dass Taddl ebenfalls rot geworden war, beruhigte mich das ein bisschen. Ich hoffte, dass man mein laut pochendes Herz nicht hörte, aber falls schon, liess sich Taddl nichts anmerken.
"Wow, also der Kuss war echt filmreif!", rief Ardy beeindruckt und Luna lächelte mich breiter an, als sie es in meiner Gegenwart jemals getan hatte. Ich bemerke ein bisschen ärgerlich, dass meine Hände zitterten, als ich mir durch die zerzausten Haare fuhr.
"Ähm...", murmelte Taddl leise. "Sorry..."
Ich sah ihn an und lächelte. "War ja nur ein Kuss." Mein Kumpel nickte und fasste sich an seine Lippen.
"Du hast weiche Lippen."
"Vaseline", sagten Luna und ich gleichzeitig und mussten lachen.

Der restliche Tag verlief wie geplant: zwei weitere Tauchgänge, zwei Stunden am Strand einer Insel namens Paradise, dann die Zurückfahrt und schliesslich Abendessen. Es war ein schöner und erlebnisreicher Tag gewesen. Taddl benahm sich mir gegenüber nervöser als sonst. Ich errötete immer wieder, wenn ich an den kurzen Kuss dachte. Und das passierte ziemlich oft, musste ich leider zugeben.

Marley stellte mir seine Freundin Fabienne vor. Sie war wunderschön: langes, braunes Haar, leuchtend braune Augen, geschwungene Lippen und einen Körper, auf den man nur neidisch sein konnte. Da jetzt auch klar war, dass Luna und Ardy ein Paar waren, verabschiedeten sie sich von uns, sodass sie sich einen romantischen Abend in Hurghada zu machen konnten. Und als Taddl und ich also alleine kurz in unser Zimmer gehen wollten, bemerkten wir, wie sehr sich Marley und Fabienne vermisst hatten.
"Sie sehen sich nicht oft, da muss man das ausnutzen", erklärte mir Taddl, nachdem wir uns schnell aus dem Staub gemacht hatten, damit sich die beiden Turteltauben in Ruhe ihren Gefühlen widmen konnten.
Ich nickte. "Das war bei meiner Schwester früher auch so. Ich habe damals über 200 Euro für gute Kopfhörer ausgegeben, damit ich die beiden nicht hören musste."
Grinsend sah Taddl mich an. "Ich bin zum Glück ein Einzelkind und hatte sowas nie. Aber dafür jetzt. Du kannst dir gar nicht vorstellen, dass Luna so ekstasisch und laut sein kann. Sie ist ja sonst so ruhig und lieb. Ich wette mit dir, dass sie im früheren Leben mal eine grossartige Pornodarstellerin war!" Und mein Kumpel hatte Recht. Ich konnte mir das wirklich nicht vorstellen.
"Zwei Caipirinhas", bestellte Taddl an der Bar. Mit den beiden Drinks in der Hand machten wir uns auf den Weg zum Strand. Es war schon spät und die Sonne ging langsam unter. Schnell hatten wir unsere Getränke getrunken und bestellten an der Strandbar Nachschub. Ich spürte bald, wie der Alkohol sich in meinem Körper ausbreitete. Nach dem fünften Drink setzte ich mich in den warmen Sand. Ich war mehr als nur angetrunken.
"Wieso hast du mich geküsst?", fragte ich und stellte fest, dass ich schon lallte.
"Keine Ahnung." Taddl band sich seinen Zopf neu. "Aber es war schön." Er lächelte, als ich ihn ansah. Seine Augen verschlangen mich, sie waren wie Wasser und ich ertrank in ihnen, je länger ich sie fixierte. Ich hörte das Rauschen des Meeres und der Wind, der die Palmen zum Rascheln brachte.
Er bäugte sich zu mir, sah auf meine Lippen. Ich schluckte und wartete. Wartete darauf, dass ich seinen warmen Atem auf meiner Haut spürte. Mein Herz pochte wild, als ich Taddls Hände an meiner Hüfte spürte. Sanft legte er seine Lippen auf meine. Ich schloss die Augen und liess meinen Gefühlen freien Lauf. Meine Arme legten sich wie von selbst um seinen Nacken. Taddls Küsse wurden verlangender und er drückte mich in den Sand. Meine Hände wanderten zu seiner Brust und ich öffnete den ersten Knopf seines Hemdes. Ich spürte, wie Taddl in den Kuss hinein grinste. Als er den Saum meines Shirts anhob, hielt ich die Luft an. Schon war der romantische Moment vorbei, Taddl löste sich von mir und brachte einen kleine Abstand zwischen unsere Gesichter. Wir atmeten schwer.
"Wir...Wir sollten das nicht tun. Nicht hier, nicht jetzt." Er fuhr sich zitternd durch die Haare. Ich biss mir auf die Lippe und nickte.
"Das war der Alkohol in mir", sagte er und rollte sich von mir herunter. "Sorry."
Ich stand auf und klopte mir den Sand von der Kleidung. Taddl erhob sich ebenfalls und knöpfte sich den Knopf wieder zu. Schweigend gingen wir an der Strandbar vorbei, wo uns die beiden Barkeeper wissend angrinsten. Ich stellte ärgerlich fest, dass mein Gleichgewichtssinn nachgelassen hatte und krallte mich deshalb in Taddls Hemd.
Ich kicherte. "Gilt das Angebot für den One-Night-Stand noch?"
Taddl sah mich kopfschüttelnd an. "Alisha, wir sind betrunken."
"Tja, jetzt würde ich dein unmoralisches Angebot annehmen, aber wenn du nicht willst..." Ich zuckte mit den Schultern.
"Ich will, aber es ist nicht richtig und das weisst du genau", sagte Taddl und fuhr sich über das Gesicht. "Gott, bist du heiss, wenn du betrunken bist."
Ich kicherte und wollte mir mein Shirt ausziehen, aber er legte seine Hand auf meine und sah mich an.
"Tu es nicht. Ich weiss genau, dass wir uns morgen an nichts mehr erinnern können und das ist scheisse." Ich nahm seine Hände und legte sie auf meinen Hintern. Taddl biss sich auf die Unterlippe und schloss die Augen.
"Alisha...", murmelte er und begann meinen Po zu kneten. Ich seufzte genüsslich, aber mein ebenfalls betrunkener Begleiter stoppte.
"Wir sollten wirklich nicht..." Er sah mich entschuldigend an. "Du weisst nicht, wie sehr ich dich gerade begehre, Kleine."

Schicksal - Taddl TjarksWo Geschichten leben. Entdecke jetzt