18 - Ardy

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Konzentriert baute ich weiter an der grossen Sandburg. Ardy brachte einen Eimer Wasser, damit wir besser bauen konnten. Die anderen waren beim Frühstück, aber wir hatten beide keinen Hunger.
"Und? Ist mein Bro gut im Bett?" Ardy grinste mich an und wackelte mit den Augenbrauen. Ich nahm Sand und warf ihn damit ins Gesicht.
"Meine Güte, wir haben nicht miteinander geschlafen!" Ich baute genervt weiter. Aber ich wusste, dass Ardy mir nicht glaubte, weshalb ich weitererzählte. "Aber...Wir haben rumgeknutscht. Im Sand. Betrunken. Dann haben wir uns zusammen gerissen und sind nicht im Bett, beziehungsweise im Sand gelandet und sind ins Hotelzimmer."
Triumphierend grinste mich Ardy an. "Ich hab's gewusst! Und...Was läuft jetzt zwischen euch?"
"Ich habe keinen blassen Schimmer. Das war der Alkohol. Warscheinlich hätten wir es wirklich getan, hätte Taddl uns nicht gestoppt." Ich wurde rot. "Aber weisst du...Darum geht es gar nicht. Es ging nicht um Sex. Es war...anders. Es war einfach schön. Als hätte die Welt kurz Pause gemacht. Es hat sich gar nicht angefühlt, als würde ich ihn küssen. Ich habe nichts mehr gespürt, nur noch die Verbindung zwischen uns. Als würden wir uns ewig kennen, als hätten wir es schon tausend mal getan. Als wären unsere Münder dazu geschaffen, sich gegenseitig zu küssen."
Ardy sah mich lange an, bevor er etwas sagte. "Bist du verliebt in ihn?" Ich wollte den Kopf schütteln, ihm versichern, dass ich es nicht war. Aber ich konnte nicht. Es war mir unklar, was in mir vorging, ob es Liebe war, aber irgendwas war da. "Taddl mag dich. Sogar sehr", Ardy lächelte leicht. Ich biss mir auf die Innenseite meiner Wange, bis ich Blut schmeckte.

Ardian Bora war ein sehr interessanter Mensch. Er war genauso abgespaced wie der Rest seiner Freunde. Aber die anderen schienen zufrieden zu sein mit ihrem Leben und deren Situation. Ardy nicht. Er war glücklich, dass er ein solches Leben führen konnte, das war klar, aber er war eben nicht wirklich glücklich. Nicht so, wie es Taddl, sein bester Freund war. Ardy war wütend. Wütend, weil die Welt so schlecht war.
Ich würde sagen, Ardy trug diese extravaganten Klamotten, weil er auffallen wollte. Zeigen wollte, wie anders er war. Und ich war mir sicher, dass es das Gleiche mit dem Rauchen war. Er wollte auffallen. Er rauchte nicht, weil er süchtig war. Er wusste, was es bedeutete, zu rauchen. Krebs. Gelbe Finger und faule Zähne. Ständiger Husten. Warscheinlich wollte er einfach nur früh sterben, damit er nicht in dieser Welt leben musste.

Schicksal - Taddl TjarksWo Geschichten leben. Entdecke jetzt