6 - Barbesuch

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Die Badewanne, in der ich gemütlich lag, war sehr gross und verfügte über interessante Funktionen, die ich gerne ausprobierte. Es gab einen Knopf für RÜCKENMASSAGE, einen für WHIRLPOOL und noch viele mehr. Der nette Herr an der Rezeption hatte mir beim Einchecken einen Champagner aufs Haus mitgegeben, den ich natürlich dankend angenommen hatte und jetzt genüsslich trank. Ich reiste oft und gerne, aber selten hauste ich in einem solch luxuriösen Hotel. Die Jungs, die nur ein paar Zimmer entfernt von meinem wohnten, waren gerade an einem Meeting. Stirnrunzelnd fragte ich mich, ob sie wohl zusammen arbeiteten. Warscheinlich, dachte ich.

Ich schreckte aus einem kleinen Schläfchen hoch, als es ziemlich laut klopfte. Gähnend sah ich auf die Uhr und bemerkte, dass ich mindestens zwei Stunden geschlafen hatte. Hektisch stieg ich aus der Wanne, wickelte mich in ein grosses Badetuch und öffnete die Tür.
"Na...Wow, was für Beine, was treibst du für Sport, Kleine?" Taddl musterte mich und blieb mir einen Moment zu lange an meinem Busen hängen.
"Was willst du?", fragte ich, um die Aufmerksamkeit wieder auf mich und nicht auf meine Brüste zu lenken.
"Eigentlich wollte ich fragen, ob du mit mir etwas trinken gehen willst, aber da du ja jetzt so leicht bekleidest bist, können wir natürlich auch gerne hier im Zimmer bleiben." Anzüglich grinsend hob Taddl fragend eine Augenbraue. Ich lachte, liess ihn rein und verschwand ins Badezimmer. Dort zog ich mich um, zögerte kurz, trug dann aber doch Mascara und einen Hauch von Lipgloss auf.
"Also, können wir los?" Lächelnd sah ich ihn an und er erhob sich von dem kleinen Sessel.

Die Bar war klein und lauschig und die Sessel, in denen wir sassen, waren so gemütlich, dass ich am liebsten einen oder vielleicht sogar zwei gekauft hätte. Taddl war, abgesehen von seiner ständigen und perversen Anmache, ein interessanter und netter Kerl. Wenn er nicht log, dann schrieb und zeichnete er gerne, was mich echt wunderte, weil ich das niemals von ihm gedacht hätte.
Taddl nippte an seinem Drink und fragte:"Was machst du so beruflich?"
"Ich bin eigentlich Journalistin, aber mittlerweile fotografiere ich mehr. Menschen, Orte oder auf Events." Ich lächelte.
"Ach? Das ist ja interessant!" Interessant war wohl eines seiner Lieblingswörter, denn er benutzte es ständig. Dies war interessant, jenes auch und überhaupt war alles sehr, sehr interessant. Er sagte dieses Wort so oft, dass ich mir nicht ganz sicher war, ob meine Geschichten tatsächlich interessant waren oder ob er sich zu Tode langweilte. Ich hoffte, es war nicht letzteres.
"Glaubst du an Liebe auf den ersten Blick?", fragte er mich nach einer Weile. Die Bar war ziemlich leer, ausser uns war da noch ein vielleicht 50 jähriger Mann mit Dreitagebart, der vor sich hin redete, der Barkeeper und eine Frau, die mit ihren künstlichen Fingernägeln auf die Tastatur ihres Laptops haute, als wäre der Laptop ihr Ehemann, der sie betrog.
"Nein", sagte ich. "Das ist unmöglich. Ich meine, klar, man kann jemanden beim ersten Treffen attraktiv und interessant finden, aber man keine Person lieben, die man gerade erst kennengelernt hat. Das geht nicht. Lieben ist etwas so Besonderes und Spezielles, das geht nicht nach zehn Minuten."
Taddl nickte langsam. "Du bist intelligent." Er lächelte und stand auf. "Gehen wir, es ist schon spät.

Schicksal - Taddl TjarksWo Geschichten leben. Entdecke jetzt