Selina, Gideons und Raphaels Mam, war vor drei Stunden angekommen, mich aber noch keines Blickes gewürdigt. Heute Abend würden wir mit ihr in irgendeinen Nobelschuppen zu Abendessen gehen. Leslie war natürlich auch eingeladen, da sie Raphaels Freundin war. Ich stand nur vor dem Kleiderschrank und studierte, was ich anziehen sollte. Ich hatte nichts, was man in ein edles Restaurant anziehen konnte und was mich auch noch passte. Ich holte mein Handy hervor und rief Leslie an. „Leslie, was soll ich heute Abend nur anziehen? Ich habe gar nichts, was mir noch passt und was ich auch in diesen Laden anziehen könnte", schoss ich verzweifelt los, als sie ran ging. „Ich bin in einer Viertelstunde bei dir", sagte sie und legte auf. Also setzte ich mich aufs Bett und wartete. Auf die Minute genau kam Leslie und stürmte mit einigen Taschen zu mir. „Was ist in diesen Taschen denn drin?", fragte ich sie, „Du warst in der Zeit wohl nicht shoppen?" „Nein nein, keine Angst", meinte sie belustigt, „Das ist ein altes Kleid meiner Mam, das hat sie an einer Hochzeit getragen, als sie mit mir Hochschwanger war. Sie hat gesagt, du darfst es haben, da sie es sowieso nicht mehr brauche." „Vielen Dank Leslie", fiel ich ihr um den Hals. „Du hast es doch noch gar nicht gesehen", lachte sie und zeigte mir nun das Kleid. Mir stockte der Atem. Es war ein schlichtes, schwarzes Kleid, welches nur Spaghettiträger hatte und etwa knielang war. Es war ein luftiges Kleid, welches dem Körper sicherlich schmeicheln würde. „Wow, Leslie, das Kleid...", brachte ich nur hervor. „Probier es an", meinte sie und das tat ich dann auch. Es sass mir wie angegossen. Ich schlüpfte noch in schwarze Ballerinas und Leslie machte mir die Haare. Anschliessend zog sie ihr Kleid an, welches sie auch mitgebracht hatte. Wir wurden gerade so knapp fertig und als uns die Jungs sahen, machten sie nur grosse Augen und lächelten. Selina hingegen kniff die Augen zusammen und verliess als erste die Wohnung. Gideon schlang mir einen Arm um die Taille und flüsterte mir ins Ohr: „Du siehst bezaubernd aus." Ich lächelte ihn an und auch er sah zum Anbeissen aus. Das Essen im Restaurant war unendlich langweilig und ich war erleichtert, als wir wieder auf dem Heimweg waren.
Ich kam aus dem Bad und wollte mir noch ein Glas Wasser aus der Küche holen und dann gerade wieder verschwinden, damit Gideon und Raphael noch ein wenig Zeit alleine mit ihrer Mutter hatten. Doch vor der Türe stockte ich, anscheinend waren Gideon und Selina am Streiten. „Wie kannst du nur so dumm sein und diese unterentwickelte Gwendolyn schwängern? Die ist doch nichts wert, die geht sicher mit jedem Typen ins Bett", vernahm ich Selinas hysterische Stimme. Gideon erwiderte gereizt: „Unterentwickelt? Dein Ernst? Sie..." Selina fiel ihm ins Wort: „Ja, unterentwickelt. Und dann passiert so ein Unfall. Du bist noch viel zu jung um Vater zu werden. Und sie hat das sicher gewollt, um an dein Geld zu bekommen. Und du fällst darauf rein, mein lieber Junge, ich will dir ja nur helfen." Ich schluckte, das waren wirklich harte Worte und sie verletzten mich. Klar, meine Schwangerschaft war nicht geplant, aber als Unfall würde ich sie nicht bezeichnen, nicht mehr. Ich freute mich nun sogar richtig auf die Kleinen. Und ich war mir sicher, dass Gideon ihr gleich genau das sagen würde. „Ja, es war ein Unfall...", hörte ich Gideon sagen und in dem Moment zerbrach mein Herz. Was er sonst noch sagte hörte ich nicht mehr. Alles kam mir so unwirklich vor. Ich drehte um, schnappte mir meine Jacke und verliess die Wohnung, indem ich die Tür hinter mir zuschlug. Also freute sich Gideon gar nicht auf die Babys, sie waren ein Unfall. Ein Unfall, dessen Folgen er nun tragen musste. Das tat weh. Ich spürte, wie die Tränen mir über das Gesicht liefen. „Gwendolyn", hörte ich jemanden meinen mit Gideons Stimme meinen Namen rufen. Aber das bildete ich mir bestimmt ein und ich drehte mich nicht um. Zu allem Überfluss begann es nun auch noch zu regen und nach einer Minute war ich schon völlig durchnässt. Ich ging schnell zur nächsten U-Bahnstation und fuhr zu Mam nach Hause. Gideon würde sich nicht mehr um mich und die Babys kümmern müssen. Ich habe immer gedacht, Gideon wäre ein super Vater, aber anscheinend habe ich mich in ihm getäuscht. Mein Herz verscherbelte in tausend Teile. Zuhause klingelte ich und überraschenderweise öffnete Mam die Tür. Wahrscheinlich hatte Mr Bernhard heute seinen freien Tag. Als sie mein verweintes Gesicht sah, zog sie mich sofort in ihre Arme und strich mir beruhigend über den Rücken.Gideons Sicht
Nun, da Mam mit Raphael und mir alleine in der Küche sass, zog sie über Gwen und Leslie her. An Leslie meckerte sie herum, dass sie auf Raphael einen schlechten Einfluss habe, warum auch immer. Ich selber hatte das Gefühl, dass Leslie Raphael gut tat. Das sagte ich natürlich auch und da begann sie auf Gwen rumzuhacken, was mich wütend machte. Sie sei unterentwickelt und nur an meinem Geld interessiert. Und das höchste war noch, dass sie Gwens Schwangerschaft als einen Unfall bezeichnete. „Ja, es war ein Unfall", erwiderte ich wütend, „Aber es war der beste Unfall, der mir je passiert ist. Und eigentlich ist es gar kein Unfall. Es ist früh, ich weiss, aber ich freue mich sehr auf die Kleinen. Ich kann es kaum erwarten, sie im Arm zu haben. Ich liebe Gwen und ich werde unsere Kinder lieben." Während ich das sagte, hörte ich die Wohnungstüre ins Schloss fallen. „Ähm, Gideon, ist das dort unten Gwen?", meldete sich Raphael plötzlich und zeigte aus dem Fenster. Ich ging zu ihm und tatsächlich, Gwen rannte von der Wohnung weg. Ich öffnete das Fenster und rief ihren Namen.. Aber sie drehte sich nicht um, obwohl sie es noch gehört haben müsste. Und unser Streit hat sie bestimmt nicht überhört. Und plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Die Wohnungstür knallte kurz nachdem ich gesagt hatte, dass es ein Unfall war. Sie dachte nun bestimmt, dass ich mich nicht auf die Babys freute. „Shit, wir haben so laut gestritten, dass sie es sicher gehört hat", sagte ich zu Raphael. „Ich ruf mal Leslie an", sagte er und ich rief Gwen an. Doch sie ging nicht ran. „Das ist alles deine Schuld", fuhr ich Mam an, „Siehst du denn nicht, dass ich durch Gwen endlich wieder glücklich bin?" Ich stürmte aus der Wohnung und machte mich auf die Suche nach Gwen. Wieso musste Mam immer alles zerstören? Wieso ist sie so geworden wie sie jetzt ist? Wäre doch Dad nie gestorben, dann hätte sie nie dieses Arschloch geheiraten, der sie zu dem gemacht hat, was sie jetzt ist. Und wo wird Gwen wohl sein? Ich beschloss Leslie anzurufen. Doch bei ihr kam immer das Besetztzeichen. Also ging ich zu Gwens altem Zuhause. Vielleicht weiss von ihnen jemand, wo Gwen jetzt sein könnte oder vielleicht ist sie sogar dort. Hoffentlich ist ihr nichts passiert.

DU LIEST GERADE
Is It Love
FanfictionEine Fanfiction über Gwendolyn und Gideon der Edelsteintrilogie ohne Gen. :)