Kapitel 15

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„Gwenny, aufwachen, deinen Familie kommt in fünfzehn Minuten", weckte mich Gideon sanft. Ich blinzelte verwirrt. Seit wann lag ich im Bett? Gideon schien wohl zu merken, dass ich verwirrt war: „Du bist auf dem Sofa eingeschlafen, und da du so friedlich aussahst, liess ich dich schlafen und trug dich ins Schlafzimmer, damit du es bequemer hast." Dankbar lächelte ich ihn an und flüsterte: „Danke Gid, was würde ich nur ohne dich tun? Ich bin so froh, dass ich dich kennengelernt habe." Daraufhin beugte er sich zu mir vor und murmelte: „Und ich erst", bevor er mich küsste. Ich liebte seine Küsse. Jedes Mal wenn er mich küsste, verlor ich den Boden unter den Füssen und hob in eine andere Welt ab. Dieses Mal wurde ich von der Türklingel wieder zurück in die Realität gebracht. „Das wird wohl deine Familie sein", meinte Gideon und ging zur Türe, um zu öffnen. Ich folgte ihm, jedoch nicht, um vorher noch meine Klamotten glatt zu streichen. Als ich schliesslich das Wohnzimmer betrat, sassen schon alle auf dem Sofa. Caro sprang sofort auf, als sie mich sah, und rannte zu mir. Ich hob sie hoch und drückte sie an mich: „Ich hab dich so vermisst." „Ich dich auch", antwortete sie glücklich, während sie mich umklammerte. Ich konnte sie jedoch nicht eine halbe Minute halten, als Gideon sie mir schon abnahm. „Hey, ich habe gerade meine kleine Schwester umarmt", meckerte ich ihn an. Er erwiderte: „Ich weiss, aber du musst dich schonen." Daraufhin verdrehte ich meine Augen. Ich konnte mich ja auf etwas gefasst machen. „Das wirst du wohl jetzt während der ganzen Schwangerschaft sagen, wenn ich was hochhebe?", zog ich eine Augenbraue hoch und sah Gideon an, welcher bejahte. „Ich würde meine Schwester aber trotzdem gerne umarmen", meinte ich noch etwas trotzig, bis Gideon Caro wieder auf dem Boden liess und ich sie wieder umarmen konnte. Doch sie umarmte mich nur ganz kurz und ging dann wieder zu Gideon. „Gollum, hebst du mich wieder hoch?", fragte sie ihn zuckersüss und er hob sie hoch. Und in diesem Moment konnte ich mir Gideon so richtig gut als Vater vorstellen. Nun wandte ich mich Nick und Mam zu. „Ich hab euch so vermisst", sagte ich zu ihnen, während ich sie fest umarmte. Als wir uns dann schliesslich beruhigt hatten, setzten wir uns auf das Sofa. „Und, werde ich eine Tante von einem Mädchen?", fragte Caro aufgeregt. „Caroline ist schon ganz aufgeregt, seit sie weiss, dass du schwanger bist. Sie hofft, dass ihr ein Mädchen bekommt, mit dem sie Puppen spielen kann", meinte Mam lächelnd. „Nein, bitte nicht noch ein Mädchen", meldete sich Nick zu Wort, „Sind wir nicht schon genug Frauen in der Familie? Ich könnte männliche Unterstützung gebrauchen." Wir mussten lachen. Ja, Nick hatte es nicht gerade leicht, da in unserem Haus nur Frauen lebten. „Keine Angst Nick, du bekommst Verstärkung", beruhigte ich ihn. „Dann bekommt ihr einen Jungen?", fragte Nick aufgeregt und Gideon nickte. „Dann werde ich ja gar nicht Tante von einem Mädchen. Mit dem Jungen kann ich wohl nicht mit Puppen spielen", sagte eine etwas enttäuschte Caroline. „Caro, lass den Kopf nicht hängen, du kommst schon noch zum Puppen spielen. Wir bekommen nämlich auch noch zwei Mädchen", lächelte ich. Sie sah mich mit grossen Augen an: „Dann hast du drei Babys in deinem Bauch?" „Ja, habe ich. Und mit den Mädchen kannst du dann Puppen spielen", sagte ich. „Dann werde ich ja gleich dreifache Grossmutter. Aber Drillinge werden streng werden. Ich werde aber helfen, wo ich kann", sagte Mam und ich umarmte sie stürmisch. „Vielen Dank Mam, was würde ich nur ohne dich machen? Ist der Hausdrache eigentlich immer noch Chefin im Haus?" „Nein, zum Glück nicht mehr, Tante Maddy und Lady Arista sind wieder zurück. Tante Maddy hat sich über deine Schwangerschaft sofort gefreut und hat schon Söckchen zu stricken begonnen. Aber sie wird wohl noch mehr stricken müssen", schmunzelte Mam, „Lady Arista nahm es gelassener auf, als wir dachten. Sie hat sich zuerst zwar aufgeregt, aber dann hat sie Glenda zusammengestaucht, weil sie dich in dieser ‚schweren' Zeit einfach so vor die Türe gesetzt hat. Auf jeden Fall darfst du wieder einziehen." „Was wirklich?", fragte ich sie und sie nickte zur Bestätigung. Es freute mich, dass ich das Haus wieder betreten durfte. Gideon machte aber ein wehmütiges Gesicht. „Was ist?", fragte ich ihn. „Na ja, dann wirst du hier wieder ausziehen und ich habe mich schon so daran gewöhnt, neben dir aufzuwachen. Ich habe mir schon gedacht, dass du richtig hier einziehen könntest, mit all deinen Sachen, nicht nur denen, die du in den Koffer gestopft hast", meinte er niedergeschlagen. „Gideon, wenn es dir und Mam Recht ist, werde ich bei dir auch nicht ausziehen, sondern, wie du gesagt hast, richtig bei dir einziehen. Ich glaube nämlich nicht, dass ich ohne dich neben mir einschlafen könnte", sagte ich und schaute dabei Mam fragend an, während Gideons Augen vor Freude zu leuchten begannen. „Bist du dir bewusst was du gerade gesagt hast? Du bist sechzehn, vergiss das nicht", mahnte mich meine Mam und ich nickte: „Ja ich bin mir sicher. Es wird für mich sicher leichter und Gideon hat die Kinder dann auch um sich, obwohl es etwas eng wird." Sie fuhr fort: „Na gut, aber ich warne dich Gideon: Wenn du ihr wehtust, bekommst du ein Problem mit mir. Ausserdem denke ich auch, dass die Babys auch bei und mit ihrem Vater leben sollen. Und ihr könnt immer auf mich zählen." „Danke Mam", freute ich mich. „Aber dann sehe ich dich ja nicht mehr", sagte Caroline traurig. Ich zog sie in meine Arme und tröstete sie: „Doch wirst du. Wir werden ja auch zu euch zu Besuch kommen und du kannst auch zu uns kommen."
Als meine Familie gegangen ist, lehnte ich mich erschöpft an Gideon, welcher sofort einen Arm um mich schlang. „Na mein Engel, freust du dich schon darauf, richtig bei mir einzuziehen?", fragte mich Gideon. „Ja, ich kann es kaum erwarten, obwohl sich gar nicht so viel ändert. Und so lange dauert es auch nicht mehr", antwortete ich. Wir hatten jetzt Ende November und wir haben uns mit Mam darauf geeinigt, dass ich erst im neuen Jahr fix zu Gideon ziehen werde. Mam meinte, das sei besser so, damit ich noch Zeit zum Überlegen hatte, welche ich eigentlich gar nicht brauchte. Meine Augenlider wurden immer schwerer und es bereitete mir Mühe, sie offen zu halten. Langsam stand ich auf, um meinen Pyjama anzuziehen. Ich schwankte leicht und Gideon fragte sofort besorgt nach, ob alles in Ordnung war. „Ja Gideon, alles ist gut, ich bin nur müde." Fünf Minuten später lag ich an Gideon gekuschelt im Bett. „Gideon", flüsterte ich. „Ja?"-„Ich habe Angst morgen in der Schule. Sie werden mich sicher verspotten."-„Ach was, Leslie hat das geregelt. Raphael hat mir geschrieben, dass eine ausserordentliche Schülerversammlung einberufen wurde und den Schülern gesagt wurde, dass sie dich mit der Schwangerschaft in Ruhe lassen sollten. Wenn jemand etwas Fieses zu dir sagt, muss derjenige Nachsitzen. Leslie habe sich selber für diese Strafe eingesetzt."-„Ok, dann bin ich froh. Zum Glück habe ich Leslie", murmelte ich noch, bevor ich ins Land der Träume fiel. Am anderen Morgen wurde ich von einem Kuss geweckt. „Morgen mein Engel", begrüsste er mich und drückte mir nochmals einen Kuss auf den Mund. „Wie spät ist?", nuschelte ich verschlafen. „Halb sieben", antwortete Gideon und ich sprang auf. „Was ist?", fragte er mich verwundert. „Ich muss mich beeilen, sonst komme ich noch zu spät", antwortete ich und stürmte ins Bad. Ich hatte mich in Rekordzeit angezogen, so dass ich noch Zeit zum Frühstücken und mir ein Sandwich für die Mittagspause zu machen. Gideon beobachtete mich natürlich und achtete darauf, dass auch nur Dinge die gut für mich und die Babys waren ins Sandwich kamen. Schliesslich packte ich meine Tasche und stürmte ins Auto, in welchem schon ein schmollender Raphael sass. Gideon hatte ihn dazu verdonnert, mir meine Schulbücher zu tragen, da ich nicht zu viel Gewicht hochheben sollte. Raphael fand das viel zu übertrieben und auch ich meinte, dass ich die Schulbücher wenigstens jetzt noch selber tragen könnte. Aber Gideon liess keinen Widerspruch zu. „Raphael, schau nicht so traurig", sagte Gideon und startete den Motor. „Ja du hast ja gut lachen, du musst nicht doppelt so viele Schulbücher wie sonst mitschleppen. Gwens Rücken darf ja nicht kaputt gehen, nichts gegen dich Gwen, aber meiner schon?", motzte Raphael Gideon an. Dieser schüttelte nur belustigt den Kopf und wollte gerade etwas erwidern, als ich ihm zuvor kam: „Lasst schon gut sein. Raphael, du kannst ja einige Bücher Leslie geben und ich darf sicherlich ein zwei Bücher auch selber tragen, oder?" „Ok, aber nur maximal zwei Bücher, nicht mehr", sagte Gideon mit einem fürsorglichen Blick. „Danke Gwen", bedankte sich Raphael bei mir und ich musste lachen. „Was ist los?", fragten mich Gideon und Raphael verwundert. „Hätte mir vor drei Monaten jemand gesagt, dass ich schwanger von Gideon wäre und Gideon so fürsorglich und besorgt ist, hätte ich gedacht, dass diese Person nicht mehr alle Tassen im Schrank hat", lachte ich. Nun machte Gideon ein gekränktes Gesicht. „Sorry Gideon, aber den Anfang mit mir hast du wirklich verbockt", meinte ich immer noch lachend und Gideon erwiderte: „Das stimmt wohl."

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