Vor unserem Haus sah ich denselben dunkelgrünen Mini, der heute Morgen schon da war. Ich befürchtete schlimmes und als ich in das Haus trat, sah ich ihn auch schon. Raphaels Bruder Gideon. Und Charlotte. Ich wollte mich schnell verdrücken, bevor die mich sahen, doch zu spät. „Hat die kleine Gwendolyn geweint?", zog mich Charlotte auf und ich versuchte meine verlaufene Wimperntusche wegzuwischen. „Meinen Rat hast du wohl nicht befolgt, du trägst diese beschissene Kette immer noch. Na gut, verwundert mich auch nicht, du benimmst dich auch wie ein kleines Kind", sagte Gideon arrogant. Nun reichte es mir und ich schrie die beiden hysterisch an: „Als ob IHR nicht weinen würdet, wenn euer Dad vor genau neun Jahren gestorben wäre und das letzte, was ihr von ihm hättet auch noch von so einem... so einem Kotzbrocken beleidigt werden würde", ich zog meine Kette ab und hielt sie Gideon vor die Nase, „Diese Kette hat mir mein Dad eine Woche bevor er starb geschenkt. Und nur weil sie deiner Meinung nach wie eine Babykette aussieht, trage ich sie trotzdem, da ich Dad liebe und sie das letzte ist, das er mir geschenkt hat! Und wenn ihr auch nur ein halb so gutes Herz hättet wie Dad hatte, könntet ihr mich verstehen!" Charlotte sah mich nur mit einem hochnäsigen Lächeln an, während Raphaels Bruder etwas sagen wollte, aber bevor er etwas sagen konnte fuhr ich ihn an: „Spar dir deinen Kommentar, du hast schon genug kommentiert!" Ich drehte mich um und ging in mein Zimmer. Als ich auf meinem Bett lag, rollten meine Tränen nur so über mein Gesicht. Ich schnappte mein Handy und schrieb Leslie, dass ich doch nicht kommen würde, da ich viel zu traurig war. Keine Minute später schrieb sie zurück, dass sie sofort zu mir kommen würde und ich musste lächeln. Auf Leslie war einfach immer Verlass.
„Wenn dieser Gideon morgen auch in der Wohnung ist und er nur ein dummes Wort zu dir sagt, gibst du ihm eine Ohrfeige mit einem lieben Gruss von mir, ok?", sagte Leslie zu mir, nachdem ich ihr erzählte, was vorhin passiert war. Ich musste lächeln: „Was würde ich nur ohne dich machen Les? Was haben du und Raphael nachher noch so gemacht?" „Ach... ähm... geredet und... ja, halt geredet", sagte Leslie. „Leslie", sagte ich mit Nachdruck, da ich merkte, dass sie mir etwas verschwieg. „Na ja, er hat mich gefragt, ob ich morgen Abend mit ihm ins Kino gehe und ich habe ja gesagt. Wenn du willst kannst du sicher auch mit kommen, Raphael hat sicher nichts dagegen", erzählte sie mir nun. „Nein, geh du nur mit ihm alleine", lachte ich, „Ist ihm und dir bestimmt lieber." Leslie lächelte und ich musste auch schmunzeln. Leslie war hundertprozentig in Raphael verliebt und ich glaubte, Raphael war auch in Leslie verliebt.
Gideons Sicht
Nun stand ich mit Charlotte in der Eingangshalle der Familie Montrose, nachdem ich sie wieder von der Schule abgeholt habe. Sie hatte meinem Bruder erzählt, dass sie mal Medizin studieren wollte und dieser hat dann natürlich sofort gesagt, dass ich Medizin studierte und dass ich ihr sicherlich gerne etwas über das Studium erzählen würde. Also habe ich sie heute Morgen wohl oder übel abgeholt. Ich dachte, dass sie so kindisch wie mein Bruder wäre, aber ich hatte mich getäuscht. Sie war wirklich sehr schlau und erwachsen. Auch ihr Aussehen war perfekt, schon fast zu perfekt. Aber ich habe mich trotzdem beschlossen, sie wieder von der Schule abzuholen, um unser Gespräch fortzuführen. Und nun stand ich hier und wollte mich gerade von ihr verabschieden, als das Mädchen von heute Morgen das Haus betrat. Sie muss geweint haben, denn unter ihren saphirblauen Augen waren zwei riesige Wimperntuschenseen. Ihr blasses Gesicht wurde von rabenschwarzen Haaren umramt. Und sie trug immer noch diese kindische Kette. Ich fragte mich wer das wohl war, vielleicht Charlottes kleine Schwester, obwohl ich es mir schlecht vorstellen konnte. „Hat die kleine Gwendolyn geweint?", fragte Charlotte bissig und auch ich konnte mir einen erneuten Kommentar zu ihrer Kette nicht verkneifen. Sie schaute mich wütend an, aber ich glaubte in ihren Augen auch Trauer zu sehen. Nun begann sie uns hysterisch anzuschreien: „Als ob IHR nicht weinen würdet, wenn euer Dad vor genau neun Jahren gestorben wäre und das letzte, was ihr von ihm hättet auch noch von so einem... so einem Kotzbrocken beleidigt werden würde." Sie zog ihre Kette ab und hielt sie mir vor die Nase, „Diese Kette hat mir mein Dad eine Woche bevor er starb geschenkt. Und nur weil sie deiner Meinung nach wie eine Babykette aussieht, trage ich sie trotzdem, da ich Dad liebe und sie das letzte ist, das er mir geschenkt hat! Und wenn ihr auch nur ein halb so gutes Herz hättet wie Dad hatte, könntet ihr mich verstehen!" Nun tat es mir leid, dass ich etwas Schlechtes über diese Kette gesagt habe. Charlotte jedoch grinste sie nur hochnäsig an. Ich wollte mich entschuldigen, doch sie fuhr mich an und verschwand dann. „Wer ist diese Gwendolyn?", fragte ich Charlotte. „Das ist nur meine Cousine. Sie hat am gleichen Tag Geburtstag wie ich, aber man könnte meinen, dass sie viel jünger ist. Nun ja, sie ist eine Blamage für die ganze Familie. Ihre Mam und ihre Geschwister sind auch nicht besser. Nachdem ihr Dad gestorben ist, sind sie hierhin gezogen, da sie kein Geld mehr hatten. Bleibst du noch zum Abendessen?", fragte Charlotte. „Nein danke, ich muss gehen", lehnte ich ab. Ich hatte plötzlich das Bedürfnis, so schnell wie möglich nach Hause zu kommen.
In der Wohnung angekommen, ging ich sofort in mein Zimmer. Ich hatte ein schlechtes Gewissen wegen Gwendolyn. Meine Aussage über die Kette muss sie wirklich verletzt haben. Und ich wusste wie es ist, seinen Dad zu verlieren. Mein Dad starb auch vor einigen Jahren und seither habe ich alle meine Gefühle verdrängt. Aber nun kam die Trauer wieder hoch, da ich wusste wie hart es war und ich meinen Dad auch vermisste. Über diese Aktion wäre er sicherlich nicht stolz auf mich gewesen. Ich hörte, wie Raphael an meine Türe klopfte. „Gideon, nun mach endlich auf! Ich habe Pizza bestellt und wenn du nicht langsam kommst, esse ich sie!" Mühsam stand ich auf und ging in die Küche, wo Raphael auch wieder war. „Na endlich", sagte er, während ich mich setzte. „Gideon, ich habe eine Bitte an dich", begann Raphael und ich seufzte: „Kommt drauf an, was es ist, bei dem ich dir helfen muss." „Wir haben in der Schule so ein Geschichtsprojekt. Und morgen kommt meine Projektpartnerin um Informationen zu sammeln. Dies ist aber im Moment nicht weiter wichtig. Wir planen, einen kurzen Film über die Geschichte Londons zu drehen. Und nun wollte ich dich fragen, ob du uns dann, wenn wir mit dem drehen beginnen, zu den verschiedenen Orten fahren kannst. Dann müssen wir mit der Filmausrüstung nicht U-Bahn fahren. Bitte Gid", bettelte Raph. „Ok, ich machs, aber nur, wenn du jetzt die Küche aufräumst", stimmte ich zu. Einen Nachmittag würde ich schon überleben.
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Is It Love
FanfictionEine Fanfiction über Gwendolyn und Gideon der Edelsteintrilogie ohne Gen. :)