Weg von allem

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(Jacobs Sicht)

Als ich am nächsten morgen meine Augen öffnete, lag ich allein im Bett. Renesmee war wohl in der High School. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass sie aufgestanden ist. Naja mein Schlaf war ja schon immer ziemlich tief. Neben mir könnte wahrscheinlich eine Bombe einschlagen und ich würde friedlich wie ein Baby weiter schlafen.

Ich stand auf und bemerkte sofort wieder dieses komische Gefühl in meiner Magengegend. Was war das nur?

Ich ging ins Bad und führte die morgendliche Routine durch. Anschließend zog ich mich an und lief von unserer Wohnung durch den Flur zur Küche, wo Esme und Carlisle saßen und sich unterhielten.

"Guten morgen", sagte Carlisle wie immer höflich und Esme lächelte mich an.

"Morgen", gab ich verschlafen zurück und öffnete den großen Kühlschrank. Eigentlich war er unnötig für zwei Leute, aber es wäre ja etwas komisch, wenn wer zu Besuch bei so einer großen 'Familie' wäre und da nur so ein mini Kühlschrank stehen würde. Ich griff nach der Milch und schloss ihn anschließend wieder. Dann holte ich mir noch eine Tüte Müsli und eine Schale.

Ich setzte mich zu Esme und Carlisle an den Tisch und füllte die Schale mit Müsli und Milch, was ich anschließend aß. Eigentlich hatte ich keinen Hunger doch wie ich mir gestern auch schon klar gemacht hatte, würde verweigerung der Nahrungsaufnahme auch nicht helfen.

Ich musste einfach damit klar kommen das ich später mal keine Kinder haben würde. Immerhin hatte ich Renesmee und sie war wichtiger als alles andere. Eigentlich doch gar nicht mal so schlimm. Eigentlich. Aber mein Körper, oder wohl eher meine Gene fanden das wohl gar nicht so toll.

Ich seufzte und stand auf. Ich stellte die Sachen wieder weg und das Geschirr in die Spülmaschine.

"Ist alles gut Jacob?", fragte Esme und sah mich besorgt an. Ich nickte nur und verschwand schnell aus dem Raum.

Ich ging zur nächsten Tür, öffnete sie und betrat die große Wiese vor dem Haus. Mir huschte ein Bild vor die Augen, wie ein Kind hier herrum rannte und ich hinterher jagte. Ich ließ einen Frustschrei aus und hatte mich innerhalb weniger Sekunden verwandelt.

Es war schön so. Die gedämpften Gefühle. Diese Schwerelosigkeit. Ich rannte los. Rannte und rannte. Einfach nur weg. Weg von allem.

(Renesmees Sicht)

Als die Schulglocke klingelte stürmten die Schüler förmlich aus dem Raum. Ich ging ganz entspannt den langen Flur in Richtung Ausgang entlang. Alice und Jasper stießen zu mir und erzählten das Rosalie und Emmet noch zwei weitere Stunden hatten.

Wir verließen zusammen das Gebäude und liefen zu den nebeneinander geparkten Autos. Der Himmel war Wolkenverhangen und es würde wohl nicht mehr lange dauern bis es ein kräftiges Gewitter geben würde. Ich stieg in mein Auto ein und machte mich auf den Heimweg.

Nachdem ich auf unser Grundstück gefahren war und das Auto in der Garage geparkt habe, lief ich durch die Tür, die unser Haus mit der Garage verband. Ich stellte meine Schulsachen in Jakes und meiner Wohnung ab, zog meine Jacke aus und ging in die Küche wo Mum und Esme zusammen Essen machten. Eigentlich konnte ich mir ja auch was selber machen, aber Esme ließ es sich einfach nicht nehmen mich zu bekochen.

"Hey", begrüste ich die beiden und setzte mich an den Küchentisch. Die beiden grüßten zurück und Mum und Esme setzten sich zu mir an den Tisch.

"Und wie war die Schule?", fragte Mum und lächelte mich an.

"Langweilig. Warum hattet ihr mich da nochmal hingeschickt", fragte ich nach und verdrehte die Augen. Doch Mum lachte nur und sagte, dass ich das genau wüsste, was ich ja auch tat.

"Wo ist Jake?", fragte ich doch bekam von den beiden nur ein Schulterzucken.

"Heute morgen beim Frühstück war er ganz komisch er hat nichts gesagt und war total in Gedanken. Ich hab ihn gefragt ob alles ok sei, doch er nickte nur und ist dann aufgestanden und die nächste Tür raus. Seitdem hab ich ihn nicht mehr vor die Augen bekommen", meinte Esme und lächelte mich entschuldigend an.

"Vielleicht hat er sich ja verwandelt und ist ein bisschen unterwegs", sagte ich eher zu mir selbst als zu den anderen und dachte darüber nach was denn mit ihm los sei.

"Essen ist fertig", nahm ich Esmes Stimme wahr und bekam von ihr einen Teller mit lecker riechendem Gemüseauflauf in die Hand gedrückt. Ich aß ihn genüsslich auf und stellte anschließend die Sachen in den Geschirrspüler.

Ich ging wieder in meine Wohnung und merkte das es schon heftig am Gewittern war. Ich stellte mir die Musikanlage an und suchte mir ein Buch zum lesen raus. Dann setzte ich mich auf die Couch und fing an zu lesen.

Als ich auch das letzte Wort meines Buches fertig gelesen hatte, fing es bereits an zu dämmern. Es war Herbst und die Tage wurden immer kürzer und die Nächte umso länger. Sofort sprangen meine Gedanken zu Jake. Er war immer noch nicht da und langsam machte ich mir Sorgen. Trotz seiner Selbstheilung könnte ihm ja etwas zugestoßen sein.

Ich schüttelte den Kopf um die Gedanken aus den Kopf zu bekommen. Ihm passiert nichts, dachte ich unverzüglich und redete es mir solange immer wieder ein bis ich selbst daran glaubte.

Ich erhob mich und schaute auf die Uhr, die kurz vor sieben anzeigte. Ich erledigte so schnell es ging meine ganzen Hausaufgaben und ging in Richtung Gemeinschaftsraum. Dort saßen Dad, Emmet und Jasper und schauten ein Fußballspiel.

Ich machte mir schnell ein bisschen was zu essen und setzte mich schließlich zu den dreien. Ich schaffte es fast, nicht die ganze Zeit an Jake zu denken. Ohne ihn war mein Leben eigentlich ziemlich langweilig. Ich hatte hier keine Freundschaften geknüpft und so waren hier meine einzigen Kontakte meine Familie.

Meine Familie. Mum und Dad, Carlisle und Esme, Alice und Jasper, Rosalie und Emmet, Jake, Grandpa... Grandpa! Wie lange hatte ich nichts mehr von ihm gehört? Zwei Monate? Das würde sich nun ändern, denn ich ging zu unserem Telefon und wählte seine Nummer.

"Swan", meldete sich seine allzu bekannte Stimme.

"Hi Grandpa", sagte ich und freute mich jetzt schon auf das kommende Gespräch. Mit Grandpa konnte ich schon immer über alles reden. Naja, über fast alles, aber das ist ja nicht so wichtig.

"Renesmee mein Engel, wie geht es dir? Gott hab ich lange nichts mehr von dir gehört", ich stellte mir Grandpa vor. Seine dunklen Haare, die nun schon fast gänzlich grau waren, seinen Bart und seine Lachfalten die er beim Lachen bekam.

"Bei mir ist alles super und bei dir?"

"Och ich kann nicht klagen. Für mein Alter bin ich noch fit. Erst letztes Wochenende waren Sue und ich mal wieder Fliegenfischen."

Und so begann ein Gespräch über Gott und die Welt. Und wieder vergaß ich für einige Minuten, das Jake noch da draußen war. Für einige Minuten war ich ohne Sorgen und hatte meine Aufmerksamkeit ganz meinem Grandpa gewidmet. So lange bis wir unserer Gespräch beendet hatten und ich zurück in meine Wohnung ging. Sie war so leer ohne Jake. Bevor ich mir weiter meinen Kopf über Jakes nicht da sein zerbrach, legte ich mich schlafen. Er würde schon wieder kommen.

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Hey ihr Lieben :)

Hier ist das neue Kapitel. Sorry das es so extrem lange gedauert hat. Ich hoffe aber, dass ich jetzt wieder öfters updaten kann. Mal sehen :)

Juli♡


Sunrise - Biss zum SonnenaufgangWo Geschichten leben. Entdecke jetzt