~Kapitel 1~

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~Wie alles begann~

„Ich hasse euch alle", kreische ich, während ich über den langen unbeleuchteten Gang bis in mein Zimmer flüchte.

Das Letzte, was ich höre, ist ein „Layla" bevor ich meine Tür zuknalle.

Sie verstehen mich alle nicht, sie wissen nicht, wie es ist, ich zu sein. Ich lasse mich sanft auf den Boden fallen und eine Träne läuft über meine Wangen. Ich weine immer hier, immer auf dem Boden, hinter mir mein breiter, dunkler Schrank und vor mir ein Spiegel, damit ich mich nicht so alleine fühle.

Warum wollen sie mich unbedingt loswerden? Ich weiß, ich bin nicht gerade das klügste, größte oder hübscheste Mädchen, aber ich wusste nicht, dass sie mich so sehr verabscheuen. Zwischen meinen angestrengten Atemzügen höre ich sie diskutieren.

„Mama, bitte schick mich nicht weg, ich kann mich ändern!", ist das Einzige, was mir durch den Kopf geht. Nein, ich bin nicht Schuld, sie sind es. Sie will ehrlich ihre 16-jährige Tochter bei fremden Ärzten lassen, nur weil sie mit sich selbst nicht zufrieden ist und manchmal zur Klinge greift? Es gibt genug andere Menschen in meinem Alter, die dasselbe machen. Hätte sie meinen armseligen Vater nie kennengelernt wäre alles besser gewesen.

Vielleicht wäre ich nie in diese grausame Welt gekommen, alles wäre besser. Aber so ist es leider nicht. Ich sitze hier in meinem Zimmer und schaue mir selbst beim Weinen zu, noch dazu rede ich mit mir selbst. Ich bin hier die Armselige. Warum spreche ich auch alles laut aus, was ich denke? Früher hatte ich zumindest Fantasie-Freunde, beziehungsweise ich nahm immer an, es seien Geister. Damals war das normal, aber heutzutage sollte ich das echt lassen, obwohl es hilft, es fühlt sich so an, als wäre jemand bei mir und würde mir zuhören. Manchmal habe ich sogar das Gefühl, dass mich jemand umarmt oder meinen Rücken streichelt, vor allem seit mein Opa dieses Jahr gestorben ist.

„Layla!" wer ist diese Stimme, die hier so schreit? Sie kommt mir keineswegs bekannt vor. „Layla!" da ist es schon wieder. „Layla, komm sofort her!", ruft diese unbekannte Stimme. Aber ich habe keine Lust dazu, ich möchte einfach hier sitzen und weinen, ist das zu viel verlangt? Anscheinend. Oh nein, jetzt höre ich auch noch Schritte auf mein Zimmer zukommen. Wenn sie mich hier so sitzen sehen, werden sie mich erst recht einweisen lassen. „Huu was ist das?", mir ist gerade ein kalter Schauer dem Rücken heruntergekommen. Ich hasse dieses Gefühl. Die Schritte kommen immer näher, ich weiß nicht wohin mit mir. „Komm, steh schon auf", ermutige ich mich. Wohin soll ich nur gehen? Ich schaue durch mein Zimmer, wenn sonst nichts bleibt lege ich mich eben in mein Bett. Dieses Bett ist ein heiliger Ort für mich, hier kann ich nachdenken und muss mir keinen Kopf um die Meinungen von anderen machen.

~Erinnerung~

Früher dachte ich immer, dass diese Geister mich vor allem bösen beschützen würden. Ich stellte mir immer vor, wie sie mein Bett in eine Blase einhüllen und durch diese Blase können keine Dämonen oder Monster.

Ich kuschel mich in meine Decke und versuche die Geräusche aus dem Wohnzimmer war zunehmen, doch der Regen, der draußen fällt, ist viel angenehmer. Ich liebe Regen, er riecht gut, er ist entspannend und er ist einfach nur wunderschön. „Ich atme den Regen, ertrage das Leben", beginn ich zu singen, ach ich liebe dieses Lied, während ich mein Fenster öffne. Wenn ich jetzt einfach aus diesem Fenster springen und weglaufen würde, würde das jemand bemerken? Auch wenn, ist es egal, wenn ich sterben würde, würde sowieso niemand zu der Beerdigung kommen. „Lay, schau sofort da weg", ermahne ich mich, als ich zur Klinge schaue. Ich habe viele Narben, die meisten unter der Haut. Das Einzige, was ich kenne, ist es verletzt zu werden, sonst existiert nichts in meinem Kopf. Mein Hund ist im Zimmer? War sie schon von Anfang an hier?

„Laura, komm her Baby", sie sieht mich nur traurig an und tapselt mit ihren kleinen Pfötchen auf mich zu. Sie ist die Einzige, die für mich da ist. Wieder im Bett kuschel ich mich an meine kleine Laura und schließe die Augen. Plötzlich öffnet sich die Tür, ich erschrecke kurz, ich höre Schritte zu meinem Bett gehen. Wenn ich mich schlafend stelle können sie mich nicht mitnehmen, oder? Die Schritte entfernen sich wieder und die Türe schließt sich. „Bitte Herr Gott im Himmel, bitte mach, dass sie mich bei meiner Laura lassen, ich will hier nicht weg!", bete ich bevor meine Augen zufallen.

I'm not only HumanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt