~Kapitel 6.3~

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Am nächsten Morgen esse ich zum ersten Mal wieder einen Bissen. Meine Mutter sollte in ungefähr 10 Minuten kommen. Meine Sachen sind bereits unten und ich war schon duschen und hab mich umgezogen. Ich konnte mich sogar dazu bringen mich zu schminken.

„Layla, deine Mutter ist hier", sagt eine Pflegerin zu mir.

Ich stehe auf und gehe in Richtung Türe, ich muss unbedingt mit Nick sprechen oder mit Felipe, einer von den beiden weiß bestimmt, was gestern geschehen ist.

„Hallo mein Schatz, geht es dir besser?", ist das Erste, was ich von meiner Mutter höre. Sie ist immer sehr verständnisvoll gewesen. Das Einzige, was ich nicht verstehe ist, warum ich hierher musste.

Meine Mutter ist wesentlich kleiner als ich und hat schwarze, wellige Haare. Sie hat immer versucht ihre Kinder zu beschützen, doch vor meinem Vater hatte selbst sie Respekt. Man kann versuchen, was man möchte, sobald jemand etwas gegen uns gesagt hat, musste er gegen meine Mutter ankommen. Sie ist die stärkste Frau, der ich jemals begegnet bin und dafür werde ich immer hinter ihr stehen.

„Na komm, lass uns von hier verschwinden", sagt sie mit einem Lächeln auf den Lippen.

„Ja, bitte."

Im Auto erzählt sie von meinen Geschwistern. Sie würden sich alle freuen mich endlich wiederzusehen. Ich war bloß ein paar Tage von zu Hause fort, aber es fühlt sich an wie eine Ewigkeit. Dann sagt sie plötzlich: „Es tut mir leid, ich hätte dich lieber zu Hause lassen sollen. Doch deine Therapeutin hat mir dazu geraten und ich wollte nur, dass es dir besser geht."

„Ist schon in Ordnung, ich habe einiges dazu gelernt." Das war gar nicht gelogen, ich kann immer noch nicht glauben, dass Nick Fähigkeiten hat und ich soll sie ebenfalls haben. Man kann mich noch so oft vom Gegenteil überzeugen, ich werde einige Zeit brauchen, um alles zu verstehen.

Meine Mutter hat mir immer eingeredet, dass ich Menschen zu schnell vertrauen schenke. Das könnten sie gegen mich verwenden. Sie hatte anscheinend recht, ich kenne Nick nicht wirklich und Felipe erst recht nicht. Ich meine, mit Nick war ich als Kind befreundet, doch das ist bereits einige Jahre her. Menschen verändern sich.

Ich öffne die Haustüre und werde von einer Menge an Luftballons überrascht. Meine Geschwister, meine Oma und sogar Chiara stehen im Raum. Chiaras Freund ist auch dabei, aber sie ist extra meinetwegen gekommen.

„Sieh doch, wir haben dir sogar einen Kuchen gebacken. Ich bin so froh, dass du zurück bist", sagt Kim, während sie mich umarmt.

Unser Haus ist nicht das größte, aber es reicht vollkommen aus für vier Personen. Meine Geschwister wären alt genug, um auszuziehen, aber beide wollen erst genug verdienen, um sich ein schönes Apartment zu kaufen. Jonas ist Installateur und Kim liebt es mehr als alles andere zu backen, weshalb sie bei einem Konditor angefangen hat.

„Hei", höre ich aus Chiaras Mund.

Eigentlich ist es schon eine Frechheit von ihr einfach so aufzutauchen, nachdem was sie und ihr ach so toller Freund veranstaltet haben.

„Hei", sage ich kühl und gehe an ihnen vorbei in die Küche.

„Der sieht großartig aus!", gebe ich von mir, während ich den Kuchen begutachte.

„Schoko, selbst gebacken", entgegnet mir Kim, während sie sich das erste Stück in den Mund steckt.

„Lay, es gibt Besuch für dich", unterbricht uns Mama.

Wir gehen langsam aus der Küche hinaus, ich habe eigentlich niemanden erwartet, aber ich konnte mir denken wer gekommen war.

„Hallo, Liebes! Ach siehst du heute hübsch aus."

Felipe, natürlich war auch Nick dabei, aber mit Thomas habe ich nicht gerechnet.

„Wer ist denn der hübsche, junge Mann", flüstert Mama in mein Ohr.

„Das ist Nick, er hat sogar ein Geschenk dabei", antworte ich.

„Nein, den meine ich gar nicht. Wer ist der im Anzug?"

„Das ist sein Vater, Thomas. Bitte sei nicht peinlich."

„Bin ich nie, ist er ledig?"

„Frag ihn doch am besten selbst."

"Woher kennst du die überhaupt?", fragt sie, nachdem sie realisiert hat, dass sie gerade fremde Menschen in ihr Haus gelassen hat.

"Ich kenne sie aus der Klinik, sie sind Freunde", lüge ich, damit sie nicht weiter nachfragt.

Nick starrt uns dabei die ganze Zeit an. Er steht ein bisschen verloren inmitten des Raumes, während sich Felipe und Thomas bereits unter die anderen mischen.

„Was tust du hier?", frage ich, obwohl ich die Antwort bereits kenne.

„Wir müssen reden."

Er scheint plötzlich sehr nervös, was hat er nur?

„Was war das gestern?"

„Darum geht es, ich war das nicht. Ich schwöre es."

„Woher weißt du dann was passiert ist und erklär mir nicht, dass du wieder zugesehen hast!"

„Nein, natürlich nicht. Aber ich habe gefühlt, dass etwas nicht stimmt und als ich heute in der Klinik ankam, fand ich Susi mit einem Zettel in der Hand vor."

Sie wird uns gehören, versuche nicht sie zu beschützen, du hättest alleine sowieso keine Chance. Wir haben euren tollen Lakaien, Christian. Deine Freundin ist sehr von Nutzen für uns.

Hier siehst du, was da steht. Ich war zu spät, ich hatte solche Angst, dir wäre etwas passiert. Ich habe mich sofort auf die Suche nach dir gemacht, ich bin so froh, dass es dir gut geht.

I'm not only HumanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt