~Kapitel 8~

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~Mein wahres Ich~

Seit diesem Vorfall hatte ich nicht mehr viel Kontakt mit Chiara, dem Unterricht bleibt sie meist fern und auch im Ort weiß niemand, wo sie sich umhertreibt. Irgendwie mache ich mir Sorgen. Ihr Verhalten macht keinen Unterschied, man lässt seine Freunde nicht im Stich.

„Hast du heute Lust mit mir bei Chiara vorbeizuschauen?", frage ich Lena nach der letzten Stunde.

„Na klar, ich habe sie schon etwas vermisst."

Bei ihrer Haustür angekommen, zögere ich ein bisschen, bevor ich klingel. Es ist immerhin schon 4 Monate her, dass ich das letzte Mal bei ihr war und da auch nur wegen Hausaufgaben. Kann ich ihr nach allem überhaupt in die Augen sehen, ohne meine verletzte Seite zu zeigen?

Mit zitterndem Finger drücke ich langsam den Knopf, ein schrilles Geräusch steigt mir in die Ohren. Ich hoffe nur, Lena merkt nicht, wie angespannt ich gerade bin.

„Sie hat Fieber, darum habe ich sie entschuldigt. Nett, dass ihr vorbeikommt, Mädels", entgegnet uns ihre Mutter.

„Kein Problem, können wir sie sehen?", fragt Lena.

„Sie ist bei David, aber wenn sie zurückkommt, gebe ich ihr Bescheid, dass ihr hier wart."

„Ok, Dankeschön!"

Es war etwas komisch, dass ihre Mutter sie bei David ließ, wenn sie doch Fieber hat. Anscheinend hinterfragt Lena das nicht. Chiaras Mutter schenkt uns noch ein höfliches Lächeln und schließt vorsichtig die Türe hinter sich.

Wir gehen wieder in Richtung Straße, normalerweise mache ich nicht viel mit Lena, darum erwarte ich, dass sich unsere Wege hier trennen.

„Hast du heute Abend schon was vor?", fragt sie mich überraschend.

„Nichts, dass ich nicht verschieben könnte", sage ich, mit vollem Wissen, dass ich bloß alleine in meinem Zimmer gesessen und meine Lieblingsserie gestreamt hätte.

„Wir wollen in den neuen Club am Ende der Stadt, der Junge, Nick war sein Name glaube ich, du weißt schon, der, den du so magst. Jedenfalls würde er auch mitkommen und ein paar andere aus der Klasse, ich könnte dich so um 9 abholen und wir fahren gemeinsam hin, wie klingt das?"

„Perfekt."

Mit einem breiten Lächeln im Gesicht mache ich mich auf den Weg nach Hause, wer hätte gedacht, dass sie mich einfach so einlädt? Nur ist es jetzt erst fünf, also hab ich noch genug Zeit, um mich fertig zu machen und trotz allem noch zu streamen.

„Wow, ich wusste nicht, dass du dich so hübsch machen würdest. Neben dir sehe ich aus wie eine Kartoffel", sagt Lena erstaunt.

„Blödsinn, du siehst immer wunderschön aus."

„Da hinten ist das Auto von Marcus, er wird uns führen, wenn das für dich okay ist."

„Na klar."

Marcus ist komplett auf die Straße konzentriert, ich konnte ihm nur ein kurzes „Hei" entlocken. Ich drehe mich zum Fenster und sehe hinaus, ob Chiara heute auch kommen wird? Wenn so viele aus der Klasse dabei sind, hat sie bestimmt davon gehört.

Wir biegen in die Straße ein und da steht er, mit ein paar anderen Jungs aus der Schule. Er trägt eine schwarze Jeans und ein einfaches, weißes Shirt. Es ist Nick, er könnte einen Müllsack tragen und würde darin gut aussehen. Ich habe seit ungefähr einer Woche nicht mehr richtig mit ihm gesprochen, er scheint echt Spaß zu haben.

„Du siehst toll aus", ist das erste Wort, was aus seinem perfekt geformten Mund kommt.

„Danke", antworte ich nur etwas schüchtern.

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