Jérôme #15

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Ich starrte ihn an. Irgendetwas machte es mir unmöglich mich zu bewegen oder etwas zu sagen. Mein Kopf war wie leer gefegt. Ich sah bloß seine Lippen und seine Augen und konnte bloß an die Tatsache denken, dass ich auf seiner Schulter geschlafen hatte und er nicht einmal etwas dagegen getan hatte. Er sah kühl zurück, als frage er sich, ob alles okay bei mir war. Mein Herz hatte ausgesetzte, oder spürte ich es bloß nicht, weil es so raste? Irgendetwas von mir, schien in diesem Blick, in diesem Moment gefangen zu sein und es machte es mir unmöglich wegzugehen, weil ich wusste, dass es verloren gehen würde, wenn ich den Blick unterbrach. Mir wurde heiß und er kam langsam näher. Ich spürte mein Herz plötzlich in meinem ganzen Körper. Von meinen Zehen bis zu meiner Kopfhaut, in meinem Bauch und meinen Fingerspitzen. Er wird mich küssen. Es war der einzige Gedanke für den in meinem Kopf Platz war. Das Einzige, das ich denken konnte und... Seine Hand traf meine Wange und ich erwachte wie aus Trance. Der Schmerz bahnte sich rasend schnell seinen Weg in meinen Kopf und ich spürte Tränen in meinen Augen. Was war mit mir los? Ich wandte meinen Blick ab und biss mir auch die Lippe. Er hatte mir eine gescheuert! Verärgert griff ich nach meinem Rucksack und stapfte an ihm vorbei, wobei ich beinahe die Treppen des Buses wenig elegant herunter gefallen wäre. Ich war wütend auf ihn. Aber auch verwirrt. Es passte zu ihm, dass er jemand, der ihn zu lang wie einen Idioten angestarrt hatte eine scheruerte. Aber davor, als ich ihm in die Augen gesehen hatte, war dort etwas gewesen. Etwas Bedeutendes. Hatte er es auch gemerkt? Hatte ich es mir eingebildet? Oder war er nervös geworden und hat mir deswegen gleich eine gescheuert? Meine Wangen begannen zu brennen, als ich daran dachte, was ich mir insgeheim wünschte. Ich wollte, dass er es gespürt hatte. Diese Verbindung und Nähe, die mir in diesem Moment so unzerstörbar vorgekommen war. Aber wahrscheinlich war es Wunschdenken. Aber weshalb? Ich hatte vor weniger als einer Woche noch nie etwas mit ihm zu tun gehabt, wir hatten und nicht einmal wirklich wahrgenommen, er hatte in seiner Welt mit seinen vielen Freunden und Drogen gesessen und ich in meiner. Wo sollte es da Überschneidungen geben, wegen denen ich mir wünschte, wir würden uns besser kennen? Was sollte an ihm so interessant sein, dass er mich in Verlegenheit bringen konnte und in mir den Wunsch hervor rief mich zu küssen? Ich verstand meine Gefühle und Gedanken nicht mehr und das war beängstigender als dieser Junge an sich, der mir einfach so mal kurzer Hand eine scheuerte. Ich stolperte auf den Asphalt des Parkplatzes, wo die anderen uns entgegen sahen. Frau Schamm lächelte als sie Jeremy hinter mir aus dem Bus steigen sah und blickte dann in die Runde. Ich stellte mich neben Quinn, der bedeutungsschwanger eine Augenbraue hochzog und dann wieder seinen Blick abwandte. Ich fand ihn noch gruseliger als Jeremy. Jeremy hatte zwar Stimmungsschwankungen und man konnte nicht einschätzen wie er reagieren würde, aber man sah wenigstens was er fühlte, mehr oder weniger. Quinn dagegen war glatt und rutschig. Er ließ sich nichts anmerken, nichts vom Gesicht ablesen und doch bekam er es hin einem das Gefühl zu geben seine Augen würden sich in einen bohren und alles nach außen kehren, was man so krampfhaft versuchte zu verbergen. Ich spürte Jeremy neben mir und es machte mich nervös. Nicht bloß weil sein Atem mit um den Nacken strich und mir eine Gänsehaut bereitete oder weil ich seine Körperwärme spürte, sondern auch weil ich nicht wusste, was er jetzt von mir dachte. Wenn er die Verbindung nicht gespürt oder bemerkt hatte, dachte er bestimmt ich sei bescheuert ihn so lange in die Augen zu starren. Wahrscheinlich konnte ich ihm jetzt für den Rest der Tage nicht mehr in die Augen sehen. Vermutlich sollte das nicht mein größtes Problem sein, wenn ich mit einem Typen, der ein Messer dabei hatte und einer Katze, die wir gar nicht haben durften in einem Zimmer feststeckte, aber es war es. "Alles klar?", fragt unsere Lehrerin vergnügt. Ich hatte nichts davon mitbekommen, was sie gesagt hatte! Ich sah mich zu Jeremy um. "Was ist los?" Er seufzte. "Sie hat bloß das gesagt, was sie schon im Bus gesagt hatte." Ich sah ihn verärgert an. "Da hab ich geschlafen." Er lächelte spöttisch. "Das ist mir aufgefallen." Meine Wangen wurden wieder heiß, aber ich zwang mich dazu seinem Blick Stand zu halten. "Könnt ihr euch beeilen?", fragte Quinn gelangweilt und mir fiel auf, dass sich die Gruppe langsam auflöste. "17 Uhr am Bus, wir drei zusammen bleiben. Wer in die Kirche will, soll bei Frau Schamm bleiben und der Rest kann in die Stadt.", ratterte er gelangweilt herunter und lehnt sich an den Bus. Wir waren mit einem Mädchen, das mir zuvor noch nie aufgefallen war, das schüchtern zu uns herüber lugte und mit einem ihrer geflochtenen Zöpfe spielte die einzigen, die hier noch mit Frau Schamm standen. "Also die Kirche kostet Eintritt, den wir jedoch zahlen, da er im Reisepreis mit drin war und ich denke, ich muss euch nicht sahen, wie man sich in einer Kirche zu benehmen hat." Damit entließ sie uns. Es freute mich, dass sich Jeremy genauso für Kirchen zu interessieren schien wie ich und bei Quinn wundert es mich. Aber es war nicht mein Problem, was ihn interessierte und was nicht. Ihn schieben besonders die Glasfenster zu faszinieren. Das machte ihn wenigstens ein klein wenig sympathischer. Ich blieb bei Jeremy. Es war eine große, gotische Kirche, mit schönes Gewölbedecke, hohen Säulen und großen Fenstern, die alles in ein oberirdisches Licht zu tauchen schienen. Religion war noch nie meins gewesen, aber was im Namen vom Glauben für Wunderwerke entstanden waren, fand ich einfach bloß faszinierend. Als wir wieder heraus ins Freie traten, schlug uns das Licht und die Wärme von draußen wie eine Wand entgegen und wir mussten auf Quinn warten. Jeremy musterte mich aufmerksam, während ich versuchte es zu ignorieren. Die Kirche lag auf einem Hügel und man konnte über das süße Fischerdörfchen sehen. "Was war das vorher?", fragte er beiläufig, aber immer noch mit seinen Augen auf mir. "Was meinst du?" Ich wusste was er meinte, aber ich konnte mir Zeit schinden, wenn ich den Ahnungslosen spielte. "Das Anstarren." Meine Brust zog sich zusammen. Er hatte es nicht gespürt. Ich hatte es mir eingebildet und kam mir jetzt vor wie ein Idiot. "Ich hab etwas gespürt." Er zog eine seiner perfekt geschwungenen, schwarzen Augenbrauen hoch. "Und was?" "Also..." Jetzt fehlten mir die Worte. Genau in dem Moment, in dem es auf sie ankam. "Ich habe mich dir nahe gefühlt." Er starrte mich an und ich sah auf das Gras, das zu seinen Füßen wuchs. "Du weißt, das...?" In dem Moment trat Quinn aus der Kirche. Er sah einen Moment zwischen uns hin und her und sah aus, als wolle er fragen, was zwischen uns lief. "Ihr hättet nicht warten müssen.", sagte er aber stattdessen und stapfte vor. Jeremy warf mir bloß noch einen Blick zu, den ich nicht deuten konnte und folgte ihm.

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5.000 Reads. Danke Danke Danke !! *-*
Und das obwohl ich selten update *-*

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