Jeremy #3

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Hatte er Angst? War er verunsichert? Ich wusste es nicht. Seine Mimik verriet es nicht. Und auch seine Gestik wurde nicht fahriger. War ihm meine Anwesenheit unangenehm? Ich kramte in meinem Rucksack nach einer neuen Hose. Ich fühlte mich in der nicht mehr wohl. Sie war zu anliegend. Ich griff nach einer schwarzen Baggy aus rauem Stoff. Ich liebte sie. Ich zog mich kurz um und ging nach unten. Was sollte ich für zwanzig Minuten jetzt noch in meinem Zimmer sitzen? Obwohl... Meinem Zimmer? Nicht mehr. Vielleicht heute Vormittag einmal. Aber jetzt musste ich es mir mit diesem Jungen teilen. Seine Name hörte sich an wie eine französische "Ich bin etwas besseres als du" Version von meinem. Wer nannte seinen Sohn bitte so? Das war eine Strafe, so wie die Namen Kevin oder Jenny. Ich ging den Gang entlang. Alle die sich auf ihm befanden wichen mir aus. Sollte mir recht sein. Ich hatte keine Lust auf Menschen. Aber Lagerfeuer lockten mich. Feuer faszinierte mich. Organgerote in den schwarzen Himmel züngelnde Flammen, die bizarre Licht- und Schattenspiele auf Gesichter und Pflanzen zauberten. Ich setzte mich auf einen der Baumstämme, die sich um die Feuerstelle herum befanden. Ich sah Herr Schamm dabei zu, wie er versuchte, das Feuer anzuzünden. Er stellte sich bescheuert an. Wahrscheinlich hatte er das noch nie getan. Ich sah seine ganzen Fehler, aber machte nicht die Anstalten ihm zu helfen. Genauso wenig wie ich den anderen helfen würde, Stöcke und Äste für das Feuer zu suchen. Das lag unter meinem Niveau. Ein paar Flammen leckten aus Streichholz und dann fing auch das Papier Flammen. Sie schlugen über die Äste und färbte sie schwarz. Herr Schamm wollte einen großen Holzscheit darauf legen. Ich schlug ihn ihm schnell aus der Hand. Er sah mich an, als wolle er mich an den Pranger stellen und mich eigenhändig mit faulen Eiern und Tomaten bewerfen. "Sie dürfen den noch nicht drauf. Damit ersticken Sie die Flammen. Sie müssen warten, bis sie sich weit genug ausgebreitet haben." Er sah mich an, aus diesen dummen Augen. Wie hatte so jemand studieren können? Ich seufzte, ging neben der Feuerstelle in die Hocke und wartete bis das Feuer weitgenug war. Ich ordnete die Scheite als Zelt an und sofort sprangen ein paar Flammen von den kleinen Ästen zu ihnen über.

Ich blieb neben dem Feuer. Die Wärme verbrannte fast mein Gesicht, aber es war mir egal. Es war fast schon dunkel. Bald würden die Bäume bloß noch als dunkle, große Schatten zu erkennen sein. Als die Jungs vom Äste suchen zurück waren, kniete ich immer noch da. Sie sprachen gedämpft als hätten sie Respekt vor der heraufziehenden Nacht. Oder vor der Dämmerung. Ich lächelte die Flammen an und setzte mich auf einen Baumstamm. Langsam füllten sich die Baumstämme, aber neben mich setzte sich niemand. War mir recht. Alle unterhielten sich und redeten und ich sah bloß in die Flammen. Es war als hätten sie mich hypnotisiert. Jemand setzte sich neben mich und riss mich aus meinen Gedanken. Es war Jérôme. "Du siehst aus wie ein Feueranbeter." Seine Worte klangen plump. Zu vulgär und banal für das Feuer. Es nervte mich, dass all diese Menschen hier, das Knistern der Flammen mit ihren unsinnigen Worten übertönten. Ich antwortete nicht und stand einfach auf.

× Messed & Broken Hearted ×Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt