Kapitel 14 ✔

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Als ich am nächsten Morgen von Cathy geweckt werde gehe ich erst wieder runter und esse, ehe ich mich im Bad fertig mache und dann in mein Zimmer gehe, um mich anzuziehen. Als ich die Tür zu meinem Zimmer öffne erschrecke ich mich, da Marco wartend auf meinem Bett sitzt und durch die Gegend guckt. "Was machst du hier?", murmel ich und gehe zu meinem Schrank, um nachzusehen, was ich heute anziehe. "Ich... Also... Ähm...", stottert er. "Dreh dich bitte um, damit ich mich umziehen kann.", "Natürlich.", murmelt er. Ich ziehe mich also aus und schlüpfe dann in frische Unterwäsche. "Naja, ich wollte fragen, ob... Naja..." Ich seufze. "Nun sag schon!", drängel ich und ziehe mir meine Hose an. "Kann ich vielleicht doch so'n Bild haben?" Ich halte in meiner Bewegung inne. Hat er das gerade wirklich gesagt? Krass! "Äh. Klar?", antworte ich unsicher und ziehe einen dünnen weiß-grau gestreiften Pulli an und einen grauen grobgestrickten Cardigan drüber. In meiner Schultasche suche ich nach meinem Pass, weil ich da die Bilder gestern reingemacht hatte. "Du kannst dir gerne eins aussuchen.", sage ich zu ihm und gebe ihm alle. Er nickt und sieht nach. Mit Socken in der Hand setze ich mich neben ihn. Luft anhalten und runterbeugen. Socke schnell an und wieder hoch, um Luft zu holen. Gar nicht so einfach. Und noch einmal das ganze, damit ich die zweite Socke anziehen kann. Ich stoße die Luft, die ich angehalten hatte aus und atme dann tief durch. "So schlimm?", fragt Marco schmunzelnd. "Jap. Der Bauch ist nämlich im Weg. Schuhe anziehen ist noch schlimmer deswegen hilft Cathy mir immer dabei." Er lacht. "Ach so. Und ich hatte schon gedacht, dass du keine Schleife kannst.", "Ja, haha, sehr witzig jetzt haben wir alle wieder gelacht.", murmel ich. Er grinst mich an. "Hast du dir eins ausgesucht?" Er nickt und zeigt mir das Bild, welches er ausgesucht hat. Ich lächle. "Wofür willst du es haben?" Ich hoffe, dass er mir langsam glaubt und Vatergefühle entwickelt. "Nur so. Find so'ne Bilder halt irgendwie cool." Ich nicke. Nicht unbedingt die Antwort, die ich jetzt hören wollte. Aber die Antwort ist so dämlich, dass er zu lügen scheint. "Soll ich dich zur Schule fahren? Ich hätte Zeit." Ich nicke. Wir gehen also nach unten und diesmal hilft er mir beim Schuhe anziehen. "Danke.", lächle ich und stehe von der Treppe auf. Wir gehen zu seinem Auto und steigen ein. Nach kurzer Zeit erreichen wir die Schule, doch ich zögere. "Ich habe etwas Angst.", "Wovor? Vor den Reaktionen deiner Mitschüler?" Ich nicke. "Keine Sorge. Sie werden dich schon nicht schlachten.", lacht er. Ich verdrehe die Augen. Kann er nicht einmal etwas ernst nehmen? "Na gut. Ich gehe dann mal rein. Sagst du Mats und Cathy, dass ich mit dem Bus fahre?" Er nickt. Ich öffne also die Tür und steige aus. Bevor ich aber auf den Schulhof gehe hole ich noch meine Schultasche aus dem Kofferraum. Marco mit seinem komischen Auto. Das ist doch viel zu groß für ihn, oder nicht? Ich meine, sieht ja ganz cool aus aber groß halt. Naja gut. Manchmal fahren ja auch mehr Leute mit. Ich schiebe diese unnötigen Gedanken beiseite und gehe über die Straße zur Schule. Als ich dann in den Klassenraum komme sind bereits alle da, ich bin also die Letzte. Als sie mitbekommen, dass ich da bin sehen sie mich alle an, als wäre ich ein Alien. Ich setze mich auf meinen Platz und Jessi und ich begrüßen uns. Es klingelt zur Stunde und ich packe noch ganz schnell meine Sachen aus. Deutsch. Und zwar 2 Stunden hintereinander.

In der Hofpause gehe ich wieder zu dem Platz, an dem wir Mädels uns immer hinsetzen. Aber diesmal sind nicht nur die Mädels da. "So, Ally. Raus damit: was war das gestern?", fragt Hannes. "Los, erzähl es.", sagt Jessi und lächelt mich sanft an. Sie ist eine gute Freundin. "Also ich wurde von Mats Hummels und Cathy Fischer adoptiert. Ich wohne also da und Marco wohnt auch da. Aber nur vorübergehend, weil er Zuhause von seiner Ex rausgeschmissen wurde und noch keine neue Wohnung gefunden hat." Ich zucke mit den Schultern und lasse es klingen, als wäre es das normalste von der Welt. Naja, ist es ja eigentlich auch. Nichts besonderes. "Das ist ja richtig geil! Und dann taucht der einfach hier auf und holt dich ab! Krass!", "Mhm. Wir mögen uns nicht so. Marco und ich gehen uns Zuhause regelrecht an die Gurgel." Jessi lacht. "Das stimmt! Die sind wie streitende Geschwister. Wenn nicht noch schlimmer." Ich muss ebenfalls kurz lachen. "Du wusstest davon?", wird Jessi gefragt und sie nickt. "Ally und ich mussten doch für den Vortrag nachher alles ausarbeiten und da war ich bei ihr. Da hab ich das dann halt mitbekommen, weil Marco Zuhause war." Die anderen nicken. "Das ist ja echt der Wahnsinn. Hast du Glück!" Ich nicke. Glück. Das habe ich mit Mats und Cathy wirklich. Und das nicht, weil sie Personen des öffentlichen Lebens sind, sondern, weil sie mich zu sich genommen haben und mir ein schönes Leben bieten. Ich kann zur Schule gehen und mit meinem Baby zusammen bleiben. Mehr hatte ich mir gar nicht gewünscht. "Wie sind sie so?", fragt Ben. "Naja, wie normale Leute halt. Die haben auch ihren normalen Alltag. Mats fährt genauso zur Arbeit wie andere. Nur, dass seine Arbeit eben Trainieren heißt. An den Wochenenden hat er dann halt Spiele und so. Morgens weckt Cathy mich, wir frühstücken, machen uns fertig, gehen aus dem Haus, kommen nach Hause, essen alle zusammen zu Abend und gehen ins Bett. Wie jeder andere auch. Sie sind wirklich sehr nett. Ich hab die zwei auch echt lieb. Marco ist für mich eher wie eine Zecke. Ich werde ihn einfach nicht los. Ständig taucht er auf und geht mir dann auf die Nerven. Aber man gewöhnt sich mit der Zeit daran. Muss ich ja auch. Immerhin wohnt er zur Zeit auch da." Alle nickt verständlich. "Das ist echt cool. Noch geiler finde ich aber, dass du so auf dem Boden bleibst und nicht arrogant bist und so was.", lächelt Ben. "Naja, wieso sollte ich auch? Klar, ich trage teure Klamotten und so aber für mich ist das noch lange kein Grund die Nase zu hoch zu tragen.", "Klar, sehen wir ja auch so. Aber leider gibt es an dieser Schule so dumme Gören, die genau das denken. Aber ist ja auch egal. Du hättest uns das ruhig erzählen können.", lächelt Ben. Ich lächle zurück und dann klingelt es auch schon wieder zum Reingehen.

Nach der Schule fahre ich mit dem Bus nach Hause, wo ich mir erst einmal Coco schnappe und eine Runde mit ihr gehe. Als ich nach einer Stunde wieder Zuhause bin, stehen ganz viele Autos in unserer Einfahrt. Ich gehe rein und höre Männer grölen. Ach du meine Güte. Nachdem ich meine Schuhe ausgezogen habe, gehe ich in die Stube wo Mats, Marco und noch mehr aus der Mannschaft sitzen und irgendwas am Fernseher spielen oder so. "Och man. Ich wollte mich hier jetzt lang machen.", jammere ich. Die Couch ist jetzt nämlich komplett besetzt. Alle sehen mich an. "Pech für dich, Zwerg. Kein Platz.", "Das sehe ich. Du Fettsack blockierst da ja auch alles." Marco sieht mich mit hochgezogener Augenbraue an. "Ich und fett? Hast du dich mal angeguckt?" Ich lache. "Ich bin schwanger und darf fett sein und viel essen. Auch Süßigkeiten. Du hingegen, mein Freund, bist Hochleistungssportler und musst auf deine Figur achten. Gesunde Ernährung und viel Sport. Ich darf essen so viel ich will und muss keinen Sport machen." Er öffnet den Mund, um etwas zu sagen aber dann schließt er ihn wieder. "Tja, hast keine Antwort darauf, hm?", grinse ich. Er schnaubt und sieht zum Fernseher. "Hallo Ally.", begrüßt mich Erik freundlich. "Hallo.", lächle ich zurück. "Du siehst so gelangweilt aus. Willst du mit hoch kommen?" Er nickt lächelnd und steht vom Boden auf. Als ich gehe, sehe ich im Augenwinkel den irritierten und leicht säuerlichen Blick von Marco, der uns hinterher sieht.

Das Mädchen von der StraßeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt