*07.06.2015*
"So, das war's. Dann kannst du jetzt nach Hause. Aber komm bitte am Freitag noch einmal zur Kontrolle her, okay? Einfach im Laufe des Vormittags melden." Ich nicke brav. Endlich nach Hause. Ich komme hier bald noch um. Mats lächelt mich an und nimmt meine Tasche. Die Fäden sind gezogen. Klar, es tut noch manchmal sehr weh aber dafür bekomme ich Medikamente, die von Tag zu Tag einfach runtergesetzt werden. Der Doc hat das bereits mit meinen Eltern alles abgesprochen und jetzt kann ich endlich nach Hause. Allerdings ist heute noch ein großer Tag. Zuerst werde ich Twix kennen lernen, der seit drei Tagen neu in unserer Familie ist. Cathy hat mir Bilder von der kleinen schwarzen Plüschkugel gezeigt und ich liebe ihn jetzt schon! Aber dann steht da heute noch etwas sehr wichtiges an. Mats und Cathy wollen mit mir in ein Kinderheim fahren. Ich werde eine kleine Schwester oder einen kleinen Bruder bekommen. Ich freue mich tierisch! Vor allem, weil ich schon immer große Schwester sein wollte. Und einem Kind ein Zuhause zu schenken, ist sowieso wunderschön. Es könnte aus verschiedenen Gründen in einem Heim gelandet sein. Verstorbene Eltern, asoziale Eltern, die das Kind vernachlässigt haben und und und. Bei uns wird der kleine Junge oder das kleine Mädchen ein schönes Zuhause haben und eine schöne Familie. Ich hatte eher Zweifel, als Mats und Cathy mir gestern davon erzählten. Grund ist, dass sie mich ja gerade erst adoptiert hatten und schließlich wohne ich ja mit meinem Baby bei ihnen Zuhause - mit Lenni. Und Cathy passt ja ab und zu auf ihn auf. Zudem ist sie ja auch viel unterwegs aber sie meinten beide, dass sie unbedingt noch ein Kind möchten. Da stehe ich ihnen natürlich nicht im Wege und ich werde die beste große Schwester sein, die sich das Kind vorstellen kann. Ich werde ganz viel für Cathy auf ihn oder sie aufpassen. Ich bin schon ganz aufgeregt. Wir gehen zum Auto, wo Cathy bereits wartet und Lenni liegt in seiner Babyschale, welche auf dem Rücksitz festgeschnallt ist. "Hey mein Baby.", lächle ich ihn an, woraufhin er grinst. Er ist einfach so ein Goldstück. "Hallo, Mama.", lächle ich dann Cathy an, die auf dem Beifahrersitz sitzt. "Hey, Ally. Ist alles gut?",
"Ja. Ich soll am Freitag nur nochmal zur Kontrolle kommen.",
"Alles klar. Das kriegen wir hin.", lächelt sie. Mats fährt los und ich werde immer aufgeregter. Irgendwann parkt er dann und ich springe raus. Ich freue mich ja so! Das ist wie Weihnachten, Ostern, Nikolaus, Helloween und Geburtstag zusammen! Ich hole Lenni samt Babyschale aus dem Auto und folge Mats und Cathy dann ins Innere des großen Hauses. Die zwei waren wohl gestern schon einmal hier, weshalb sie auch wissen, wo sie hingehen müssen. "Ah, Herr Hummels, Frau Fischer, schön, dass Sie da sind.", lächelt eine kleine Frau, die mir sofort sympathisch vorkommt. Mats und Cathy begrüßen sie. "Das ist unsere große Tochter Ally. Und der kleine Zwerg ist Allys Sohn. Wir erzählten ja gestern bereits, dass wir Ally vor ein paar Monaten adoptierten.", erklärt Mats. Die Frau nickt und lächelt mich an. Mein Blick gleitet durch einen Raum zu einem Tisch, an dem ein kleines Mädchen ganz alleine sitzt. Sie hat ganz lange braune Haare und sie wackelt mit den Beinen hin und her, während sie ganz ruhig und brav da sitzt und malt. Ich weiß nicht, ob ich das darf, aber dieses kleine Mädchen zieht mich so an, weshalb ich einfach zu ihr gehe. "Hallo.", sage ich leise und lächle sie an. Sie hebt den Kopf und sieht mich an. Sie hat knallgrüne Augen und ein wunderschönes Gesicht. Ihr Gesicht kommt mir so bekannt vor. "Darf ich mich zu dir setzen?" Sie sieht mich lange an und nickt dann langsam. Wie alt mag sie sein? 4? Älter auf keinen Fall. Ich setze mich und stelle die Babyschale auf den Boden. Lennard schläft friedlich vor sich hin. "Willst du dein Kind hier abgeben? Mach das nicht. Bitte." Mir bleibt die Luft weg. "Um Gottes Willen! Nein, ich will meinen Sohn nicht hier abgeben. Ich liebe meinen Sohn." Die Kleine schielt zu Lenni hinunter. "Das ist aber ein süßes Baby.",
"Ja, da hast du recht.", lächle ich. "Was malst du denn da?", frage ich neugierig. "Meine Familie. Meine Mama. Mein Papa. Mein großer Bruder und meine Schwester. Aber ich kenne meine Schwester nicht. Tommy hat immer gesagt, dass sie weggelaufen ist und uns nicht mag." Mein Lächeln gefriert. "Du hast einen Bruder der Tommy heißt?" Sie nickt. "Aber Tommy ist jetzt weg. Er hat mich hier hingebracht und gesagt er kommt mich bald wieder abholen.",
"Und wo sind deine Eltern?" "Ich weiß nicht. Tommy hat mich in der Nacht geweckt und gesagt wir machen einen ganz langen Ausflug mit dem Auto. Ich bin im Auto eingeschlafen und als ich aufgewacht bin, hat Tommy mich hier hingebracht." Ich lege den Kopf schief. "Wie sieht dein Tommy denn aus?",
"Tommy ist hübsch! Er ist ganz groß und hat schwarze Haare. Aber am meisten mag ich seine Augen sie sehen aus wie der blaue Himmel, wenn die Sonne scheint und keine Wolken da sind.", schwärmt sie. Das kann nicht sein. Nein, das kann einfach nicht sein! Und vor allem so, wie dieses kleine Mädchen redet, ist sie älter als 4! Dann müsste ich sie kennen! Ich müsste von ihr wissen! "Wie heißt du denn überhaupt?",
"Ich heiße Emma. Und wie heißt du?" "Ich heiße Ally.",
"Wie meine Schwester!", ruft sie ganz aufgeregt und freut sich. Ich drehe den Kopf und sehe zu Mats und Cathy, die immer noch mit der Frau reden. "Und dein Nachname?"
"Ähm..." überlegt sie. "Den kann ich noch gar nicht.", kichert sie verlegen. Ich heiße Emma und du?
So wie meine Schwester!
Mein Bruder Tommy.
Tommy ist hübsch er ist ganz groß und hat schwarze Haare!
Mein Bruder Tommy
Meine Schwester
Aber die kenne ich nicht.
Tommy hat gesagt, dass sie weggelaufen ist und uns nicht mag.
Mein Bruder Tommy
Mein Bruder Tommy
Tommy ist hübsch er ist ganz groß und hat schwarze Haare.
Mein Name ist Emma.
Ich schlucke schwer. Immer und immer wieder wiederholen sich die Worte des kleinen Mädchens in meinem Kopf. Immer wieder. Wie ein Echo. "Wie alt bist du?",
"Ich bin schon 4!", grinst sie stolz und zeigt dabei vier Finger hoch. "Ich bin gleich wieder da." Ich lächle sie gezwungen an und gehe zu der Frau, die sich noch immer mit Mats und Cathy unterhält. "Wie heißt das kleine Mädchen dort?", platze ich heraus. Mats und Cathy sehen mich verwirrt an. Ich schwitze. Und wie sehr ich schwitze! "Ähm... das ist Emma. Emma Lehmbach. Sie wurde vor etwa einer Woche nachts von ihrem Bruder hergebracht.",
"Wie heißt der? Wie sah der aus?", frage ich hysterisch. "Ähm. Sein Name ist Tom Lehmbach. Er ist relativ groß, breite Schultern, gut gebaut, schwarze Locken und ganz blaue Augen." Ich schlucke schwer. Auf diesem Stuhl sitzt meine Schwester. Mir wird schwarz vor Augen und ich spüre, wie ich falle.
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Das Mädchen von der Straße
FanficIhr Name ist Ally. Sie ist schwanger und lebt auf der Straße. Alles was sie will, ist dass der Kindsvater das Baby nimmt, um ihm eine Zukunft zu bieten. Aber er sträubt sich ihr zu glauben. Das Schicksal meint es gut mit Ally und schickt ihr einen...