Kapitel 85 ✔

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*10.06.2015*

Ich liege auf meinem Bett, die Decke über mir ausgebreitet, Twix lieg eingerollt auf meinen Schienbeinen und schläft und ich überlege, ob ich Marco anrufen und fragen soll, ob er zu mir kommt und mit mir den Tag im Bett verbringt. Es ist noch ziemlich früh. Gerade mal acht Uhr morgens. Aber ich bin irgendwie wach geworden und jetzt ist mir langweilig. Aber irgendwie mag ich dennoch nicht aufstehen. Da macht mir mein Sohn aber einen Strich durch die Rechnung, denn wie auf Kommando höre ich ihn durch das Babyfon schreien. Tja, kaum schaltet die Uhr auf acht hat er Hunger. Er ist wie sein Vater nämlich mega ungeduldig, wenn es um essen geht. Man glaubt es kaum aber Marco wird zur Diva, wenn er Hunger hat. Ich habe ihm deswegen einfach einen Snikers hingehalten, woraufhin er aber ein auf eingeschnappte Leberwurst machte, den Snikers letztlich aber doch aß. Da kann man echt nur den Kopf drüber schütteln. Als ich ihm am Montag von Emma und Tommy erzählte hat er lange nicht mit mir geredet und stumm vor sich hingegrübelt. Letztlich hat er mir aber gesagt, dass er, egal was ich mache, hinter mir stehen wird und mich unterstützt. Natürlich ist er noch skeptisch aber das ist mir egal. Gestern war ich auch noch einmal bei Tommy. Ich habe ihm gesagt, dass Mats und Cathy Emma adoptieren werden und er war sehr glücklich darüber. Gestern musste er auch vor Gericht und Marco und ich waren natürlich da. Ganz fest stand das Urteil zu dem Zeitpunkt dann aber noch nicht. Wahrscheinlich wird er aber nur eine Bewährungsstrafe bekommen, da er ja nicht einmal vorbestraft ist und ich natürlich die Wahrheit gesagt habe. Nämlich, dass es ein Unfall war, dass das Messer mich getroffen hat. Die Richterin schien mir auch geglaubt zu haben. Ich stehe jedenfalls auf und Strecke mich einmal. Twix grummelt protestierend vor sich hin und kuschelt sich wieder in meine Decke. Na der hat es es ja gut! (Ich bin mir gerade nicht sicher. Ist Twix eine Hündin oder ein Rüde?) Als ich ins Kinderzimmer komme liegt Lennard dort in seinem Bett und schreit sich verzweifelt die Seele aus dem Leib, sodass sein Kopf schon ganz rot ist. Er gibt mal wieder alles. "Nun mal nicht so laut, kleiner Mann. Wir wollen doch nicht, dass die alten Herrschaften wach werden.", kichere ich und hebe ihn hoch, was ihr aber nicht ein bisschen beruhigt. "Schreien hilft auch nicht, Dicker. Ich bin halt auch nicht die Schnellste. Ein wenig Geduld musst du schon haben.", erkläre ich ihm, allerdings interessiert ihn das gerade überhaupt nicht. "Twix!", rufe ich, als ich an meinem Zimmer vorbeigehe. Dann ist zu hören, wie er auf dem Laminat in meinem Zimmer schlittert und nur schwer vorwärts kommt aber dann kommt er aus der Tür gelaufen und rennt mit mir runter, wo Coco in ihrem Körbchen liegt und erfreut den Kopf hebt, als sie uns sieht. Twix rennt zu ihr und ich lasse die zwei raus in den großen Garten zum toben. Dann gehe ich in die Küche und mache die Flasche für Lenni fertig, die ich ihm dann anschließend gebe. Oben ist zu hören, wie eine Tür auf und wieder zu geht, ehe Schritte auf der Treppe zu hören sind. Kurz darauf erscheinen Mats und Cathy in der Küche und begrüßen mich lächelnd. "Heißt es nicht eigentlich, dass man vor der Hochzeit keinen Sex haben soll?", frage ich so ganz nebenbei. Cathy sieht mich entsetzt an. "Hast du uns gehört?", fragt Mats daraufhin völlig entrüstet. "Naja, die Wände sind nicht unbedingt aus 5 Meter dickem Eisen, also... Ja, ich habe euch gehört. Aber keine Sorge ich habe dann meine Kopfhörer in die Ohren gesteckt und nichts mehr gehört." Cathy wird ganz rot und Mats hat es die Sprache verschlagen. Ziemlich amüsant, wenn man mich fragt. "Ähm... Diese Frau aus dem Kinderheim hat angerufen. Wir können Emma heute abholen." Ich lasse vor Schreck und gleichzeitig vor Freude fast Lennis Flasche fallen. "Echt jetzt?" Beide nicken lächelnd. "Das ist ja toll! Wann werden wir losfahren?",
"Wir können gleich los, wenn du willst. Dann können wir irgendwo in der Stadt gemütlich frühstücken. Ruf doch Marco auch an und frag ihn, ob er mitkommen möchte?" Ich nicke sofort. "Gut, dann machen wir uns jetzt fertig und dann geht's los." Ich nicke wieder nur. Das ist so abgefahren! Oberhammer! Geeeiiilll! Ich muss runter kommen. Schließlich füttere ich gerade meinen Sohn mit der Flasche. Als er fertig ist mit trinken verpasse ich ihm eine frische Windel und mache mich selbst dann auch fertig. Ich habe Emma jeden Tag besucht und mit ihr etwas Zeit verbracht. Heute darf sie endlich zu uns! Mats hat bereits Marco angerufen und ihm gesagt, dass wir uns gleich alle in der Stadt zum Frühstück treffen. Ich schlüpfe in eine Jeansshorts und in ein lockeres rosanes Top. Dann schlüpfe ich wieder in meine rosanen Vans, die ich so gerne mag und gehe mit Lenni nach unten. Die Hunde lassen wir jetzt hier Zuhause, da wir ja essen gehen wollen. Wir steigen also ins Auto und fahren dann los zum Kinderheim.

Emma steht schon fertig im Flur und springt mir in die Arme, als ich rein komme. "Hast du alle deine Sachen?",
"Japp.", ruft sie und hopst von meinen Armen, um Mats' Bein zu umarmen. Er lacht sie an und nimmt sie hoch in seine Arme. "Bereit für ein neues schönes Zuhause?",
"Ja!", quiekt sie und strampelt vor Freude. Ich gehe mit ihr nach draußen ins Auto, während Mats und Cathy noch den Rest abquatschen. "Du hast aber viele Sachen.", stelle ich lachend fest. "Ja. Tommy hat alles eingepackt. Sogar mein ganzes Spielzeug!", ruft sie aufgeregt und steigt dann ins Auto. Ich setze mich ebenfalls hinein und dann warten wir auf Mats und Cathy. Lenni liegt in seiner Babyschale und sieht sich seine Umgebung an. Er hat Marcos Augen. Ganz eindeutig.

Mats holt den Kinderwagen aus dem Kofferraum und ich lege Lenni hinein. Emma läuft brav an Cathys Hand und sieht sich mit großen Augen in der Stadt um. Als ich Marco entdecke muss ich sofort lächeln und gehe etwas schneller. Bei ihm angekommen küsse ich ihn sofort und er schlingt seine Arme um mich, um mich an sich zu drücken. "Hey.", lächelt er, als wir unsere Lippen voneinander lösen. "Hallo.", lächle ich zurück. "Hast du gut geschlafen?" Ich nicke. Komischerweise habe ich keine Albträume mehr, seit ich mit Tommy alles geklärt hatte. Mats, Cathy und Emma gesellen sich zu uns. "Dann musst du wohl Emma sein, nicht wahr?", fragt er sie und geht vor ihr in die Hocke. Sie nickt schüchtern. Und gibt ihm die Hand. "Bist du Allys Freund?",
"Ja, der bin ich.", lächelt Marco. "Und bist du Lennis Papa?",
"Auch der bin ich.", grinst er nun. Sie erwidert sein Grinsen schüchtern. "So, dann lasst uns mal etwas zu essen bestellen. Ich verhungere!", verkündet Mats. Wir suchen uns einen Platz und bestellen alle Waffeln zum Essen. Jetzt würde nur noch Tommy an diesem Tisch fehlen. Dann wäre für mich alles perfekt.

Das Mädchen von der StraßeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt