*04.06.2022*
Ich lege den Kopf schief und sehe mich im Spiegel an. Irgendwie finde ich mein Spiegelbild schön. Meine Haut hat eine gesunde Farbe, die Augenringe sind weg und meine Augen strahlen. Das Kleid passt mir wie angegossen. Es ist kurz. Aber nicht zu kurz und hat einen leichten Roséton. Marco taucht neben mir auf und lächelt mich über den Spiegel an. "Du siehst wunderschön aus." Ich lächle nun auch. Marco trägt einen schicken Anzug. Er sieht perfekt darin aus. Er hat einen dunklen Blauton und sitzt wie maßgeschneidert. Okay, das ist er auch. Und ich liebe diesen Anzug an ihm! Seine Krawatte hängt ihm noch offen um den Hals, weshalb ich mich zu ihm drehe und sie zu binden beginne. "Wir müssen uns ein wenig beeilen.", seufze ich leise. "Ja, bei einer Hochzeit sollten wir nicht zum Besten geben, dass eine halbe Stunde zu spät kommen unser Markenzeichen ist.", grinst er mich an. Dann beugt er sich zu mir herunter und küsst mich. "Ich liebe dich.", hauche ich leise. "Und ich dich.", bekomme ich als Antwort. Den Vormittag habe ich zusammen mit Jessi bei Kiki verbracht. Wir haben ihr beim Haaremachen und beim Make Up geholfen und versucht sie so gut es geht entspannt zu kriegen. Das war nicht sehr leicht. Sie war zwei mal kurz vorm ausflippen vor Aufregung. Aber wir haben das irgendwie geschafft. Jedenfalls musste ich dann aber los, weil ich mich selbst ja auch fertig machen musste. Und zum Glück haben meine Eltern Lenni für heute genommen, damit wir nicht so früh nach Hause müssen. Das war dabei aber nicht mein Hintergedanke. Um ehrlich zu sein wollte ich, dass sie Lenni nehmen, damit wir nicht zu spät kommen. Wenn wir drei irgendwo hin müssen, dann kommen wir jedes mal pünktlich eine halbe Stunde zu spät. Alle finden das lustig, weil das mittlerweile wirklich zu unserem Markenzeichen geworden ist, aber zu einer Hochzeit zu spät zu kommen, zu der man eingeladen ist, ist wirklich nicht cool. Wir würden die Trauung verpassen.
Um Punkt 16 ihr sind wir am Standesamt angekommen. "Scheiße, komm, wie müssen uns beeilen.", lacht Marco, packt meine Hand und rennt los. Ich laufe ihm lachend hinterher und dann sprinten wir an Kiki und Max vorbei, die draußen darauf warten reinzugehen. "Na das war ja wieder klar, dass alle auf euch warten.", ruft Max lachend. "Pscht. Hat keiner gemerkt! Außerdem sind wir nicht eine halbe Stunde zu spät, so wie sonst.", verteidige ich mich lachend, ehe ich mich dann im Raum schnell neben Marco auf meinen Platz setze. "Puh. Das war knapp.", lacht Marco leise. "Ganz knapp. Aber neuer Rekord für uns. Nur eine Minute zu spät.", grinse ich triumphierend. Marco hält mir seine Hand hin und wir klatschen ein. "Wo habt ihr gesteckt?", flüstert Jessi, die vor mir sitzt und sich gerade umdreht. "Wir haben uns halt Zuhause umgezogen. Es hieß um 16 Uhr geht die Trauung los und wir waren 16:01 Uhr hier. Sei stolz auf uns, mann!", kichere ich. Jessi schüttelt lachend den Kopf und setzt sich dann wieder ordentlich hin, weil das Brautpaar gerade reinkommt. Sie sehen perfekt zusammen aus.
"Dann erkläre ich sie hiermit zu Mann und Frau." Max grinst Kiki an, zieht sie an sich und küsst sie. Ich klatsche lächelnd. Marco legt seinen Arm um mich und lächelt mich an. "Sie sehen toll zusammen aus.", sagt Marco leise. "Ja, das tun sie.", bestätige ich etwas verträumt. "Es ist ein komischer Gedanke, dass Max der erste Mann ist, der meinen Sohn zu Gesicht bekommen hat. Du wolltest mich ja nicht bei dir haben.",
"Tja, warum wohl?", frage ich lachend.Nach der Trauung ging es zum Festsaal und jetzt hält Ben gerade eine Rede. Nach ihm bin ich dran, da ich Kikis Trauzeugin bin. Ben ist der Trauzeuge von Max. Ich hatte die Idee zu erzählen, wie ich Kiki und Max kennen gelernt habe und natürlich auch von ihrem Kennenlernen. Schließlich war ich dabei. Ich werde nach vorne gewunken, weshalb ich aufstehe und nach vorne gehe, wo ich ein Mikro in die Hand gedrückt bekomme. "Da mein Vorgänger den Sinn einer Rede für eine Hochzeit wohl nicht richtig verstanden hat und daraus eine Komedieshow gemacht hat...", fange ich an und werde Ben einen vielsagenden Blick zu, woraufhin alle wieder lachen. Max hat hier vorne einen Flachwitz nach dem anderen rausgehauen. "Würde ich mal sagen, dass ich dann diesen Part übernehme. Zuerst mal möchte ich erzählen, wie ich die Braut kennen lernte. Alle hier in diesem Raum wissen, dass Kiki und ich einige Zeit auf der Straße gelebt haben das war eine harte Zeit aber wir waren immer füreinander da. Um aber immer füreinander dazusein, müssen wir uns ja irgendwie kennen gelernt haben. Das ganze lief so ab: ich mit meinen 13 Jahren bin an einem wunderschönen Abend durch die Gegend gelaufen und habe mir überlegt, wo ich denn schlafen könnte. Irgendwann kam ich an ein verlassenes Haus, um das aber eine Mauer gebaut war. Ich musste also drüber klettern." Ich muss leicht schmunzeln und Kiki ebenfalls, als ich zu ihr sehe. "Ich bin also hochgeklettert und gerade, als ich oben ankam und über die Mauer gucken konnte, sahen mich plötzlich die blauen Augen eines Mädchens an. Ich habe so laut geschrien, wie ich nur konnte, Kiki ebenfalls. Vor lauter Schreck sind wir beide die Mauer wieder herunter gefallen. Ich habe sie auf der anderen Seite laut lachen gehört und deshalb musste ich auch unglaublich doll lachen. Dann hat sie gerufen, ob es mir gut geht und dass ich rüber kommen soll. Ich bin also aufgestanden und noch einmal hochgeklettert. Dann, als ich auf der anderen Seite herunter wollte, bin ich abgerutscht und voll auf sie drauf gefallen. Seit dem waren wir unzertrennlich." Die Leute im Saal lachen und hören wir weiter aufmerksam zu. "Den Bräutigam habe ich kennen gelernt, weil mein Sohn meinte im Bus rauszuwollen. Ich saß im Bus und habe Wehen bekommen. Max hat mir geholfen und hat mich ins Krankenhaus gebracht, wo er den ganzen Tag für mich da war. Zu seinem Pech habe ich ihm aber durchgehend die Hand zerquetscht, habe ihn ständig angeschrien und angezickt." Wieder lachen sie und Max grinst mich an. "Der Tag war ziemlich krass. Aber seit dem sind Max und ich sehr enge Freunde. Und jetzt kommt das härteste. Ich war schuld, dass diese beiden Chaoten heute geheiratet haben.",
"Oh nein.", höre ich Kiki sagen und schon versteckt sie ihr Gesicht hinter ihren Händen. Ich grinse und erzähle weiter. "Kiki war bei mir Zuhause und sie war ein wenig gestresst. Deswegen habe ich gesagt, dass sie zu mir kommen soll. Wir waren alleine Zuhause und ich habe ihr eine dieser bräunlichen Gesichtsmasken ins Gesicht gekleistert. Dann sollte sie so in die Wanne gehen. Ich war unten in der Küche und dann klingelt es auf einmal. Jedenfalls habe ich die Tür geöffnet und wer stand da? Max. Wir haben kurz geredet und ich habe ihm erklärt, dass es gerade ungünstig ist. In dem Moment kam Kiki nach unten. Sie brüllt durch das ganze Haus, wo wir Handtücher haben und dann dreht sie sich zu uns um. Alles, was ihre Haut bedeckte, war das braune Zeug in ihrem Gesicht. Sie war splitterfasernackt! Ich konnte durch diese Maske hindurch sehen, wie rot sie wurde! Max hat den Mund gar nicht mehr zugekriegt. Jedenfalls war ich so arschig und habe nicht einfach die Tür zugeknallt, damit Max ihren nackten Körper nicht mehr sieht, nein, ich habe die zwei einander vorgestellt und musste dermaßen lachen, dass ich beinahe tot umgefallen wäre. Tja, und so begann die Liebesgeschichte von der männlichen Hebamme und dem nackten Mädchen mit dem braunen Zeug im Gesicht. Wochenlang habe ich Kiki damit aufgezogen. Sie fand es so peinlich und ich einfach nur lustig. Max weiß vermutlich bis heute nicht, ob er es lustig oder peinlich fand. Aber das ist mit Abstand der geilste Start einer Liebesgeschichte, den ich kenne!" Alle lachen und Kiki ist wieder ganz rot im Gesicht. "Sorry, Süße, aber meine Aufgabe als Trauzeugin ist es, euer Kennenlernen zu schildern.", zucke ich unschuldig mit den Schultern und grinse dazu. Kiki schmunzelt. Ich gebe das Mikro wieder ab und gehe zurück zu meinem Platz. "Alle unverheirateten Frauen nach vorne!", ruft Kiki dann aber. Oh nein. Ich seufze und drehe wieder um. Ich stelle mich etwas an den Rand, um den Brautstauß auf keinen Fall zu fangen. Kiki sieht mich an, grinst verschmitzt und dreht sich dann um. Alle zählen bis 3 und schon schmeißt Kiki ihn in die Menge der unverheirateten Frauen. "Ja!" ruft Jessi und hält ihm grinsend hoch. Marco lacht und schiebt Ben, der neben ihm steht, zu Jessi. "Oh man, ernsthaft? Ich hab noch nicht einmal unser Auto abbezahlt!", jammert er, woraufhin alle lachen. Jessi boxt ihm gegen den Oberarm, woraufhin Ben grinst. Dann wird Musik angemacht und die zwei sollen tanzen, was allerdings ein einziges Desaster ist. Ich gehe lächelnd zu Marco rüber, der sofort seinen Arm um mich legt, mich an sich zieht und meine Schläfe küsst. "Ich würde mal sagen, dass das hier eine ziemlich verrückte Hochzeit ist.", murmle ich schmunzelnd. "Unsere wird verrückter." Mein Kopf schnellt herum und ich sehe Marco mit großen Augen an.
DU LIEST GERADE
Das Mädchen von der Straße
FanficIhr Name ist Ally. Sie ist schwanger und lebt auf der Straße. Alles was sie will, ist dass der Kindsvater das Baby nimmt, um ihm eine Zukunft zu bieten. Aber er sträubt sich ihr zu glauben. Das Schicksal meint es gut mit Ally und schickt ihr einen...