-Kapitel 2-

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Ich stand immer noch an derselben Stelle und wünschte mir nichts sehnlicher, als endlich zu verstehen, was sich hier abspielte. Meine Gedanken kreisten wild umher und mir wurde immer schwindeliger.

Eine einsame Träne verließ langsam mein Auge. Schnell wischte ich sie weg und atmete tief durch. 

Ich durfte jetzt nicht weinen. Viel eher musste ich herausfinden, wer Sie sind.

Ich holte noch ein letztes Mal tief Luft und ging zurück zur Aula, wo sich aus irgendeinem Grund noch viele Schüler mit ihren Familien aufhielten.

„Adele!" Rief plötzlich jemand. Mr. Hilton kam auf mich zu und blickte mich erwartungsvoll an. Ich blickte kurz zu der Masse an Schülern, als würden sie uns beobachten, und drehte Mr. Hilton den Rücken zu. 

„Bringen sie mich zu meinem Onkel." 

Ich versuchte meine Stimme kalt klingen zu lassen und ihm nicht zu zeigen, wie aufgewühlt es gerade in mir war. 

Seine Schritte folgten mir, bis er mich schließlich einholte und mich zu seinem Auto brachte. Kurz vor seinem Wagen legte er plötzlich seine Hand auf meine Schulter und drehte mich mit Schwung um. Mr. Hilton war noch nicht sehr alt, vielleicht Ende Dreißig. Sein Körper war durchtrainiert, seine Schultern breit. Mir war das noch nie aufgefallen. Seine braunen Augen drangen in meine und starrten mich durchdringlich an. 

„Geht es dir gut?" Dumme Frage. Ich war innerlich halb am Sterben, denn ich wusste nichts. Rein gar nichts. Weder Wer mein Vater eigentlich ist, wer hinter meinem Vater her war, noch warum ich zu meinem Onkel sollte, gar nichts. 

Meine Welt schien sich gerade um eine hundertachtzig Graddrehung zu wenden und ich musste jetzt klar kommen und durfte keine Zeit verlieren. 

Ich riss mich wortlos los und öffnete die Beifahrertür, um mich kurz darauf in den weichen Sitz fallen ließ. Er lief zur anderen Seite seines Wagens und setzte sich neben mich. Der Motor seines alten Jeeps brummte auf und wir fuhren auf die dunkle Straße. 

„Woher kennen sie meinen Vater?" Brach es aus mir heraus, während ich nervös mit meinen Fingern spielte. „Wir kennen uns schon seit wir Kinder sind. Wir waren zusammen in der Ausbildung." „Was für eine Ausbildung? Mein Vater hat eine Firma und sie sind Lehrer." 

Je mehr Informationen ich bekam, desto wirrer schien mir alles. Nichts passte zusammen. „Ich bin kein richtiger Lehrer und dein Vater hat auch keine richtige Marketingfirma." Antwortete er und fuhr etwas schneller, da die Straßen wie leergefegt waren. Es war komisch, denn um diese Uhrzeit waren normalerweise noch viele Menschen und Autos unterwegs. „Was dann?" Hakte ich ungeduldig nach. Er seufzte. 

„Es ist schwierig alles zu erklären, ich bin nur dein Aufpasser für jetzt." Verständnislos starrte ich ihn an, worauf er mir kurz einen undefinierbaren Blick zuwarf. „Ich war während deiner ganzen Schullaufbahn dein Lehrer und das war kein Zufall. Ich sollte einfach nur auf dich aufpassen."

Ich schüttelte den Kopf, während meine Hände sanft meine Schläfen massierten. Das alles bereitete mir große Kopfschmerzen. Ich musste schnell zu Onkel Tom, er würde mir bestimmt alles erklären können. Außerdem war er mein einziger und liebster Onkel. Er hatte so eine beruhigende Art an sich. 

Er war auch gleichzeitig der Schneider von uns. Tom konnte die schönsten Kleider und Anzüge nähen und ich liebte diese Tage, wenn ich mit meinem Vater dorthin gegangen war. Wenn mein Vater dann die Anzüge anprobiert hatte, saß ich meistens in den edlen roten Sesseln und trank britischen Tee und aß leckeren Kuchen, den Onkel Tom immer von der Bäckerei gegenüber holte.

Bravery (Liam Payne Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt