-Kapitel 17-

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Geschockt weiteten sich meine Augen, als das kalte Metall seiner Waffe fast mein Gesicht berührte. Sofort riss er die Waffe runter und zog mich in sein Zimmer. 

„Ich dachte, du wärst einer von den Leuten!" Sagte er aufgebracht. „Ich hätte dich fast erschossen." Ich schluckte und atmete kurz durch. 

„T-Tut mir leid, aber ich konnte nicht schlafen." 

Er legte die Waffe neben seinem Bett und ließ sich auf die weiche Matratze fallen. Er sah erschöpft und müde aus. Ob ich der Grund war? 

Er blickte mich eine Zeit lang schweigend an, bis er plötzlich auf den Platz neben seinen Bett klopfte. Langsam schritt ich darauf zu und setzte mich schließlich schüchtern neben ihn. Er rieb sich kurz seine Augen, was ihn zum ersten Mal wie ein kleiner Junge wirken ließ. 

„Ich weiß, es ist schwierig für dich." Fing er plötzlich an und deutete an, dass ich mich hinlegen sollte. „Und es kann sogar schlimmer werden, aber ich bin da." Fuhr er fort und legte eine Decke über mich, während ich ihn kein einziges Mal aus den Augen ließ. 

„Ich beschütze dich." Sagte er. Er ließ sich neben mich fallen und seufzte. „Und gut, dass du hier bist. Jetzt kann ich besser ein Auge auf dich werfen." Versuchte er zu scherzen und grinste leicht. Ich schüttelte lächelnd den Kopf und zog die Decke etwas höher. 

Plötzlich spürte ich einen Arm um mich und ich schlug erschrocken meine Augen auf. „Liam?" „Hm" Murmelte er verschlafen. „Gehört das zu deinem Beschützergetue?" „Das ist kein Getue." Flüsterte er, ehe ich mich schüchtern an ihn heran kuschelte und meine Augen schloss.

Am nächsten Morgen wurde ich von gedämpften Gestöhne geweckt. Verwirrt öffnete ich meine Augen und setzte mich leicht auf. Liam lag neben mir auf den Boden und machte einige Liegestütze.

„Wieso?" Brachte ich verschlafen heraus und zog das Wort etwas lang, bis ich bemerkte, dass er absolut gar kein T-Shirt trug. Ein wenig Schweiß war auf seinem Rücken zu sehen. Ich schluckte. Wie konnte ein Rücken nur so gut aussehen? 

Er ließ sich auf seinen nackten Bauch fallen und blickte mich an.

„Ich bin wach." 

Ich riss mich aus meiner Starre und verdrehte meine Augen und ließ mich zurück in die Matratze fallen. „Das beantwortet nicht meine Frage." „Doch, eigentlich schon." 

Ich schmunzelte, obwohl mir eigentlich gar nicht danach war. „Komm, lass uns Frühstück holen und dann weiterfliegen."

Wir beschlossen uns einfach etwas für unterwegs mitzunehmen, anstatt dort zu essen, da wir so schnell wie möglich von diesem Kontinent fliegen wollten. Meistens sagten wir nichts, da es im Hubschrauber sowieso zu laut war, als dass man sich vernünftig unterhalten konnte. 

In London sah es so aus, als würde es jeden Moment regnen, weshalb wir uns beeilten und uns den bereitgestellten Wagen holten, den uns mein Onkel zur Verfügung gestellt hatte. Das unauffällig schwarze Auto stand auf einem Parkplatz direkt neben der Landebahn. Hier standen noch andere Privatjets herum, aber ich dachte nicht mehr darüber nach und beeilte mich, in das Auto zu kommen.

„Wo bleiben wir jetzt?" Fragte ich schließlich, als wir in die Stadt fuhren und ich mich bewundernd umblickte. London war trotz des klischeehaften Regens, wunderschön. Wir fuhren an dem Big Ben vorbei, Richtung Autobahn. „Wir fahren jetzt nach Wolverhampton, in meine Geburtsstadt. Ich besitze ein kleines Haus am See." Ich nickte und war ein wenig enttäuscht, dass wir uns nicht wenigstens ein bisschen in London umsehen konnten. 

„Was ist eigentlich mit deinen Eltern?" Fragte ich unüberlegt und bereute es sofort. Immer hin ging es mich eigentlich gar nichts an. „Ich weiß nicht. Sie wohnen wahrscheinlich auch noch in Wolverhampton." „Willst du sie besuchen?" Fast unmerklich schüttelte er den Kopf, was mir wieder tausend Fragen aufwarf.

Das Haus am See war unauffällig, süß und modern. Sofort wunderte ich mich, dass es so gepflegt aussah. Ob er es untermietete? Oder flog er öfters hierher, um mal abzuschalten? 

„Weißt du, du kannst auch hinein gehen." Ertönte es hinter mir und ich nickte schnell. Liam lief an mir vorbei und stieß die Tür auf, nachdem er den Schlüssel in das Schloss steckte. „Warum ist es hier so sauber?" Fragte ich, als ich hineintrat. Diese Wohnung sah ziemlich bewohnt aus. „Hier kommt manchmal eine Putzfrau vorbei und räumt alles auf. Sie ist ziemlich alt, aber macht ihren Job gerne." Erklärte er, während er seine und meine Sachen auf seinen Rücken warf. „Warte, ich kann dir doch helfen!" Rief ich gleich und wollte ihm etwas abnehmen, doch er winkte schnell ab. „Nein, guck doch lieber mal nach, ob die Putzfrau für uns eingekauft hat und dann können wir uns was kochen." 

Ich gab mich geschlagen und suchte nach der Küche, die sich direkt neben dem Wohnzimmer befand. Der Boden bestand aus dunklem Holz und es knarzte kaum, als ich drüber lief. Im Kühlschrank befand sich leider nichts mehr zu essen, was ich Liam sofort mitteilte. 

„Hier in der Nähe ist ein Supermarkt. Da können wir hingehen!" Rief er laut aus dem Zimmer von oben, während ich der Stimme folgte. Er stand in einem Schlafzimmer, wo er wahrscheinlich schlafen wird. 

„Das ist dein Zimmer." Sagte er plötzlich. „Ich schlafe im Gästezimmer." Ich schüttelte hektisch den Kopf. „Oh Gott nein, das ist doch dein Haus. I-Ich bin dir schon dankbar genug, dass du es mir, i-ich meine uns zur Verfügung stellst." Stotterte ich und verdrehte innerlich meine Augen. Ich hörte mich an wie ein weinerliches Mädchen. Zu meinem Glück schmunzelte er nur. 

„Lass uns einkaufen gehen, unsere Schlafplätze können wir nachher ausdiskutieren." 

Er lief an mir vorbei und ich folgte ihm seufzend. Ich bin so ein Idiot. Er musste denken, dass ich zu nichts fähig wäre.

Im Supermarkt versuchte ich den Ton anzugeben und ihm zu zeigen, dass ich sehr wohl zu etwas gut war und nicht nur wie ein Klotz an seinem Bein hing. Allerding war ich zu tollpatschig und hatte schon zwei Mal irgendwas umgeworfen. Einmal war es irgendeine Dosenpyramide und das zweite Mal schmiss ich einige Cornflakes Schachteln herunter. Er allerdings lachte mich nur aus und zog mich hinter sich her.

„Das war nicht witzig." Jammerte ich, als er immer noch lachend neben mir her lief. „Es war doch ziemlich amüsierend, wie du mit hochrotem Kopf versucht hast, die Pyramide wieder aufzubauen." Beleidigt boxte ich ihn leicht, als wir an unserer Einfahrt ankamen. 

„Ach komm schon, habe ich dir nichts beigebracht?" Fragte er und stellte die Einkaufstüten auf dem Boden ab, worauf er meine ebenfalls hinstellte. Er stellte sich leicht in die Hocke und hob seine beiden Hände. 

„Du musst mit beiden Beinen auf dem Boden stehen und richtig ausholen. Und du musst dich auf deinen Gegner fixieren." Verwirrt lauschte ich seiner Erklärung, bis ich es schnallte und lachend in meine Kampfposition ging. Gespielt konzentriert, wippte ich ein wenig hin und her und schlug einmal in seine Handfläche. Zuerst seine Linke und dann die Rechte. 

Plötzlich wehrte er meine Faust ab und nahm mich in einen Schwitzkasten. „Lass mich los, Liam!!" Schrie ich lachend, während das Blut merklich in meinen Kopf schoss. Er lachte. „Ms. Benson, ich hätte mehr von ihnen erwartet!" Nachdem er mich losgelassen hatte, schubste ich ihn beleidigt zur Seite und nahm wieder einige Einkaufstüten, die einsam auf dem Boden lagen. 

Plötzlich riss jemand die Tür von unserem Haus auf und ich erschrak. 

„Liam?!"



Bravery (Liam Payne Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt