-Kapitel 18-

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Verwirrt blickte ich zwischen den beiden Männern hin und her, die sich ein Blickduell lieferten. 

„Liam, wer ist das?" Brachte ich schließlich hervor. 

Der deutlich ältere Mann stand unschlüssig im Türrahmen, bis er langsam auf uns zukam. Unsicher trat ich einen Schritt zurück. Wer war das? Und was tat er hier? 

„Mein Sohn..." 

Unsicher näherte er sich uns und betrachtete Liam, als wäre er ein Museumsstück. Überrascht öffnete ich meinen Mund. Liam überragte ihn um einige Zentimeter und starrte emotionslos auf ihn herunter. 

„Uhm..." Unwillkürlich meldete ich mich zu Wort und blickte kurz zu Liam, der ein undefinierbares Gesicht zeigte. „Vielleicht sollten wir reingehen." 

Liams Vater richtete überrascht seine Augen auf mich, als hätte er mich erst jetzt bemerkt. Ich schritt voran und schloss die Tür auf. 

„Wollen sie vielleicht-" Ich brach mitten im Satz ab und starrte wortlos Liam hinterher, der in sein Zimmer ging und die Tür hinter sich schloss. „Wir sollten ihm vielleicht etwas Zeit geben." Murmelte er und ich nickte gedankenverloren. Als ich ihn auf das Thema Eltern angesprochen hatte, war er auch so komisch gewesen. 

„Möchten sie vielleicht etwas trinken?" Fragte er mich und ich nickte nur langsam. „A-Also ich bin Adelina, aber nennen sie mich doch Adele." Stellte ich mich vor und er stöhnte kurz, bevor er lachte und mir seine Hand hinhielt. „Wie dumm von mir, ich habe mich ja gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Geoff Payne, Liams Vater." 

Ich nickte  und holte etwas Milch und Zucker für den Kaffee heraus. „Sie... haben sich wohl lange nicht mehr gesehen." Sagte ich vorsichtig und drehte mich zu ihm um. 

Er seufzte. „Drei Jahre." Antwortete er leise. „Wir haben eine komplizierte Beziehung." Kompliziert traf sich gut bei ihm. Er war mehr als das. 

„Und sie? Sind sie seine Freundin?" 

Beinahe verschluckte ich mich an meinem Kaffee. Mit hochrotem Kopf hustete ich und fuchtelte sinnlos mit meiner Hand herum. „Oh tut mir leid! Habe ich einen wunden Punkt getroffen?" Hektisch schüttelte ich den Kopf und lachte nervös. „Wir sind..." Hastig suchte ich nach dem richtigen Wort. Sind wir Freunde, Kollegen? Flüchtige Bekannte, wobei er mich mit seinem Leben beschützen wollte? 

„Es ist ebenfalls sehr kompliziert." Er schmunzelte, während wir uns in das Wohnzimmer begaben. Der weiße Fellteppich kitzelte an meinen Füßen, als ich mich zur Coach begab und meinen Kaffee abstellte. 

„Also, was machen sie hier?" Lächelte ich. Er setzte sich auf den Sessel und trank einen Schluck. „Das Haus hat mein Bruder ihm gegeben und es war sein Lieblingsplatz. Niemand sonst durfte hierher und als ich gehört habe, dass die Putzfrau gestorben ist, bin ich seitdem regelmäßig hierhergekommen, um alles sauber zu machen." Ich nickte und eine unangenehme Stille brach aus. 

„Ich sollte vielleicht mal nach ihm sehen." Murmelte ich und erhob mich von meinem Platz. 

„Du hast Recht und ich sollte wohl gehen. Aber wenn er zu uns möchte, könnt ihr jederzeit zu uns." Schnell begleitete ich ihn zur Tür und verabschiedete mich schüchtern von ihm. 

Als ich die Tür wieder schloss, atmete ich tief durch. Es brannte mir auf der Zunge sofort zu Liam zu gehen und ihn zu fragen, was zwischen ihnen vorgefallen war, doch ich schluckte es runter. 

Dennoch wollte ich nach ihm sehen, worauf ich zu seiner Zimmertür ging. „Liam? Machst du auf? Er ist weg." Eine Weile war nichts zu hören, bis das Schloss ein leichtes Klicken von sich gab und er die Tür langsam öffnete. Kurz blickte er zu mir, ehe er sich umdrehte und ins Zimmer verschwand. Wortlos verschränkte ich meine Arme und lehnte mich an die Wand. 

Er saß am Bettrand und spielte an seinem Handy herunter, bis er es achtlos neben sich fallen ließ und sich durch die Haare fuhr. „Niemand darf hierher, ich habe schon tausend Mal versucht, meine Putzfrau zu erreichen, aber sie geht nicht ran und ich-" „Sie ist tot, Liam." Unterbrach ich ihn. Ich merkte, wie meine Hände schwitzig wurden. Er presste seine Lippen aufeinander und stand unruhig auf. 

Liam sagte nichts, als er zum Fenster ging und kurz hinaus blickte. Wieder fuhr er sich durch die Haare. 

„Ich hatte diesen Onkel. Er hatte mich damals, als ich circa 17 oder 18 war, unter seine Fittiche genommen. Er besaß eine Werkstatt und ich half ihm dort immer aus. Ich mochte ihn, er war... wie ein Vorbild für mich." 

Er holte tief Luft. „Liam..." Murmelte ich überrascht und trat näher. „Wenn du es nicht erzählen willst-" Er schüttelte den Kopf. 

„Irgendwann hatte er mich hinter die Werkstatt gezogen und er hat mir die dunkle Seite von Wolverhampton gezeigt." Ich schluckte, aber hörte ihm trotzdem wortlos zu.

„E-Er... brachte Menschen um." Liam stotterte? „Es waren schuldige Menschen. Diebe, Vergewaltiger, Mörder... Ich habe es für richtig gehalten und habe ihm geholfen. Habe ihn nachts irgendwo herumgefahren." „H-Hast du...?" 

Er schüttelte den Kopf. „So weit kam es nicht. Ich hielt seine Taten für richtig, meine Eltern aber nicht." „Liam, warum... erzählst du mir das?" Meine Stimme war fast nur noch als Flüstern zu hören. Er ignorierte mich. 

„Mein Onkel hatte mir dann irgendwann eine Waffe gegeben. ‚Zur Verteidigung' hatte er gesagt und meine Mutter hat sie entdeckt und schließlich sind meine Eltern dahinter gekommen." Wieder fuhr er sich durch das Haare und holte Luft, weil er so schnell gesprochen hatte. „Sie haben ihn bei der Polizei verpfiffen und er... sitzt im Gefängnis." Mit zittrigen Beinen lief ich auf ihn zu und blieb vor ihm stehen. 

„ Es war egal, dass diese Menschen schuldig waren, verstehst du? Mein Onkel wurde wegen Mordes verhaftet und er hat mich und seine ganzen Leute nicht verraten." 

Als ob er eben erst realisiert hat, dass er es mir soeben erzählt hatte, schaute er mich an. Noch nie hatte Liam so viel gesprochen, gegenüber mir. 

„Deswegen habe ich meine Eltern verlassen, ich konnte ihnen nicht mehr in ihre verräterischen Augen sehen." Es war still zwischen uns, wir starrten uns einfach nur an.

Die Uhr in diesem Zimmer tickte beinahe ohrenbetäubend, weil es so ruhig war. „Möchtest du vielleicht einen Film sehen?" Ich kam mir dumm vor, als ich es aussprach, aber ich merkte, dass er gerade selbst überrascht war, dass er mir so eine große Sache plötzlich erzählte. 

Doch überraschenderweise nickte er nur.


Bravery (Liam Payne Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt