-Kapitel 16-

38 4 4
                                    


Es musste bestimmt gerade mal 22 Uhr sein, zumindest fühlte es sich so an. 

Wortlos kuschelte ich mich noch enger in meinen Sitz und versteckte mein halbes Gesicht im XXL- Schal von Scarlett. Ich konnte mich noch nicht von ihr verabschieden, dazu blieb keine Zeit. Aber nun saß ich hier schon seit einer geschlagenen halben Stunde in einem Privatraum von meinem Onkel und schlief jeden Moment ein. Generell hatte ich keine Ahnung, wie wir unbemerkt zum Flughafen und von dort dann Richtung London fliegen sollten. Wahrscheinlich wurde der Stützpunkt von meinem Onkel schon die ganze Zeit überwacht und wir haben es nicht gemerkt.

Die Leute waren besser, als ich dachte. 

Doch was wollten sie verdammt nochmal von mir? 

Ich stützte mich an meinen Knien ab und schloss kurz meine Augen. Das Alles raubte mir schon den Schlaf. Die Tür öffnete sich und Liam trat in meinen Blickwinkel. „Wir können uns losmachen." Sagte er. Ich seufzte. „Liam, ich weiß nicht mal wie ihr es schaffen wollt mich in ein anderes Kontinent zu bringen, ohne großes Aufsehen zu erregen." Er sagte daraufhin nichts mehr und zog mich durch die vollen Gänge. 

„Vertrau mir." Murmelte er plötzlich und drückte mir meine Maske in die Hand. Ich seufzte wortlos und strich mir über mein Kleid, welches ich immer noch trug. Wir liefen durch die immer noch vollen Hallen, die Gäste schienen immer noch außer sich. Ich blickte nervös durch meine Maske und umschlang meine Arme ein wenig fester. Es fühlte sich immer noch so an, als würde mich jemand erkennen. 

Liam legte einen dunkelroten Mantel mit einer überdimensionalen Kapuze über mich, worauf ich ihn dankend anlächelte. Er nahm meine Hand und zog mich direkt Richtung Ausgang. Ich blickte auf unsere verschlungenen Hände und ertappte mich dabei, wie meine Mundwinkel zuckten. „Da ist unser Wagen." Sagte er leise und drängte sich durch die laut redende Menge. Er hielt mir die Tür auf und ich stieg so schnell wie möglich ein. Er blickte sich noch kurz um und stieg zu mir in da Auto. 

„Unsere Sachen sind schon im Kofferraum. Mr. Benson, was ist nun der genaue Plan?" Fragte er plötzlich an den Fahrer gewandt, der sich Gott sei Dank, als mein Onkel Tom entpuppte. Er trug eine Fahrermütze, welche tief in seine Stirn gedrückt war. „Ihr haltet euch jetzt solange in Wolverhampton auf, bis sich die Lage wieder beruhigt hat. Es könnte eine Weile dauern. Wir müssen die Sicherheit checken, alle Leute in unserer Festung..." „Moment mal!" Mischte ich mich ein und setzte mich ein wenig vor, sodass ich besser zu ihm sprechen konnte. „Wir sollen einfach nur herumsitzen und nichts tun??" 

„Es dient nur zu deinem Schutz, Kleines. Wir haben keine Ahnung, was sie von dir wollen, geschweige denn von deinem Vater. Und hergeben, werden wir dich sicherlich nicht." Schnaubte er und fuhr anstatt in die Stadt, weiter in den Wald hinein. „Aber ich kann doch nicht nichts tun." Sagte ich und ignorierte Liams Blick, den er mir schon die ganze Zeit über zuwarf. „Adelina, es wird schon nicht so schlimm. Ich verspreche dir, dass alles gut wird."

Wir fuhren auf einen Helikopter Platz, auf denen viele Helikopter und Privatjets herumstanden. Einige Autos fuhren hinter uns her, da sie wahrscheinlich zu ihren Fliegern wollten. „Okay, es besteht immer noch die Chance, dass wir beobachtet werden, also verhaltet euch unauffällig und nehmt nicht die Masken ab, bis ihr oben seid." Wir nickten synchron und ich kaute auf meiner Lippe herum. Mein Herz klopfte mir bis zum Hals. „Der Helikopter wurde schon nach verstecken Kameras oder Chips abgesucht, nichts gefunden, also kann euch niemand zurückverfolgen. Adelina," Fing er an, als er mir die Tür öffnete. „Pass gut auf dich auf und tu alles was Liam dir sagt, okay?" Ich nickte nur und blinzelte die Tränen weg, die sich in meinen Augen sammelten. „Geh schon. Ich werde alles tun, um deinen Vater zu finden." Sagte er leise, bevor ich zum Flieger ging und in den Helikopter kletterte. Die Scheiben waren abgedunkelt, weshalb ich ein wenig aufatmen konnte. Es war eiskalt, nicht mal der Mantel half irgendwie. Liam schmiss hinten unsere Sachen auf die Rücksitze und knallte schließlich die Tür zu, worauf er vorne zu mir einstieg. „Hier, setz die auf." Sagte er und hielt mir große Ohrenschützer entgegen, die ich annahm und sie mir aufsetzte. Die Geräusche drangen nur noch gedämpft durch mich hindurch und ich schnallte mich an. Ein Tippen riss mich aus den Gedanken und ich sah, wie Liam mir einen Pulli hinhielt. „Dir ist eiskalt, ich sehe es dir an." Sagte er laut und sah mir zu, wie ich zögernd in den warmen Stoff hineinschlüpfte.

Schweigend beobachtete ich ihn dabei, wie Liam irgendwelche Knöpfe drückte und leise vor sich hin murmelte. Ich spürte wie wir den Boden unter uns verloren, während ein Vibrieren durch meinen ganzen Körper fuhr. „Auf nach London." Sagte ich leise zu mir selbst und sah dabei zu, wie wir in die völlige Dunkelheit flogen.

Wir machten einen Zwischenstopp außerhalb von den USA, den Namen hatte ich vergessen, aber es lag auf einer Insel, so viel wie mir Liam erzählte. Komplett kaputt von dem Flug fuhren wir mit einem Taxi in ein kleines Hotel und checkten ein. „Ich habe dir ein Zimmer für dich allein gebucht. Nebenan ist meins." Sagte Liam, als wir in den Aufzug stiegen. 

Ich erwischte mich dabei wie ich ein enttäuschtes Gesicht zog und leicht schmollte. Am liebsten wäre es mir, wenn wir uns ein Zimmer geteilt hätten, aber warum dachte ich sowas? Immer hin ist oder war er mein Lehrer. „Gute Nacht." Sagte ich leise und verschwand ohne auf eine Antwort zu warten auf mein Zimmer. Ohne zu duschen schlüpfte ich in einen Pyjama und schmiss mich sofort in das weiche, große Bett. Doch schlafen konnte ich auf keinen Fall. Alles Mögliche hielt mich wach und ich hatte keinen mit dem ich nun darüber reden konnte. 

Außer... Automatisch hob ich meinen Kopf von meinem Kissen und starrte zur Tür, als stünde dort der Mann, mit dem ich hierher geflogen war und der mich mit seinem Leben beschützte. Ob er das tat, weil er mich mochte oder aufgrund seines Jobs, konnte ich mir nicht erschließen. 

Meine Füße bewegten sich wie von alleine aus dem Bett und steuerten direkt nach draußen auf den Flur. Es war absurd. Als ob er sich für ein kleines Mädchen interessierte, das die ganze Zeit auf der Stelle heulen könnte. 

Er war nicht viel älter als ich und doch wirkte er so erwachsen. Es lag an seiner kühlen, emotionslosen Art, die er jedem gegenüber zeigte. Aber als wir auf dem Ball getanzt hatten, waren seine Augen ganz hell und funkelten so süß.

Ich starrte wortlos die Zimmertür von Liam an und war jedes Mal kurz davor zu klingeln, doch ich brach immer wieder ab. Plötzlich hörte ich ein Rascheln von innen und dann wie die Tür aufgerissen wurde. Er hielt eine Waffe in der Hand und zielte direkt auf mich, was mein Blut in den Adern gefrieren ließ.



Bravery (Liam Payne Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt