New Job, new Chance

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Tief atmete ich durch, als man mir einen Sitzplatz vor dem Schreibtisch in dem gigantischen Sessel anbot. Immerhin war das meine Chance auf einen neuen Job, und somit, auch auf ein neues Leben. Klar, das Leben als Butler war kein leichtes, aber ich hatte die Qualitäten, den Sauberkeitsfimmel und starke Nerven, also was konnte groß schiefgehen?

Vor mir saß der ältere Herr, die Hände verschränkt, die langen Haare ordentlich zu einer irgendwie eindrucksvollen Frisur gelegt, der Anzug sah teurer aus, als mein gesamter Verdienst. Also... so lebenslang. Wie viel Geld musste der Typ bitte haben?

Wieso fragte ich eigentlich? Allein dieses Anwesen, was bloß eines von vielen sei, wie ich bald erfahren würde, hatte alles, ALLES, was man sich in seinem ganzen Leben nur erträumen konnte!

Jedenfalls sah mich dieser reiche Macker jetzt über seine Brille hinweg an und blickte noch mal in die Unterlagen die er vor sich hatte.

„So Herr Ackerman, sie haben also eine abgeschlossene Ausbildung als Hotelfachkraft?" Ich nickte, sagte „Das ist richtig, Sir." Erst dann ließ ich mich auf dem Sessel nieder. Also... so sauber war der ja jetzt auch nicht. Da hätte ruhig jemand zwischen die Polster gucken können, der Dreck schrie mir ja so schon entgegen... bah. Ekelhaft.

„Und als Barkeeper haben sie auch sehr lang gearbeitet, aha." Von mir ging nur ein kurzes Nicken aus. Konnte er nicht einfach ja oder nein sagen? Aber gut. Natürlich musste gerade er als wohlhabender Mensch gucken, wen er bei sich einstellte. Immerhin machten schlechte Angestellte ja auch einen schlechten Ruf.

Jetzt legte der den Stapel Papier den er vor sich hatte zur Seite und blickte mich geradewegs an.

Woran es genau lag wusste ich nicht, aber irgendetwas ließ mich in dem roten Polster ein wenig zusammensinken. Vielleicht die Präsenz des Geldes?

Haha... ja Levi, ganz witzig bist du heute aufgelegt.

„Wie sieht es bei ihnen mit Kindern aus?" Kinder? Wie? Ob ich welche wollte? Oder hatte? Oder wie ich mit ihnen konnte?

„Also... ich habe keine geplant, falls sie das meinen. Ich kann aber gut mit ihnen umgehen." Ein zögernder Blick nun, als er sich auf den Tisch lehnte.

„Und denken sie, sie kommen mit Jugendlichen klar? Denken sie, sie könnten ihnen widerspruchslos folgen?" Oh Shit. Die richtige Antwort war 'Ja, das kann ich, Sir. Natürlich kann ich das.' Die Wahrheit sah nur leider anders aus.

„N-nun ja... vielleicht nicht immer widerspruchslos. Wenn ich von einer Idee selbst nicht sonderlich viel halte, dann werde ich dies auch zu erkennen geben, Sir." Das war noch sehr nett ausgedrückt. Wenn mir nämlich irgendwer den Befehl gäbe mir Benzin in die Haare zu kippen und das dann anzuzünden, weil es ja ach so lustig ist, dann würde ich den Kanister nehmen und ihn mitsamt Auftraggeber gegen die nächstgelegene Wand pfeffern.

Eigentlich konnte ich mir den Job ja jetzt in die Haare schmieren, aber vielleicht könnte ich ja noch einen als Gärtner abgreifen oder so was.

Dr. Jäger schien zu überlegen, zuckte mit den Schultern und sagte „Was soll's. Sie sind eingestellt, Levi. Ich darf sie doch Levi nennen, oder?" Meine Augen waren wahrscheinlich gerade größer als jemals zuvor, aber ich stand jetzt auf, meinte „J-ja natürlich, Sir."

Er lächelte. „Freut mich. Wie hoch soll ihr Gehalt sein, hm? Dem letzten habe ich 15 bezahlt." 15? 1500? Das war ja eigentlich schon relativ viel... Aber eben nicht genug. Und einiges konnte ich bestimmt raushandeln.

„Aber so wie ich meinen Sohn kenne werde ich nicht unter 50 wegkommen. Sind sie damit einverstanden?" 5000?! Damit könnte ich ja... wow, damit könnte ich so viel machen! Damit könnte ich mir ne neue Wohnung kaufen!

„Bei 55 sind wir im Geschäft." sagte ich und sah ihm in die Augen. Die 500 konnte er auch noch draufpacken, ihm würden die ja wohl nicht schaden.

„Du hast Biss, ich mag dich. Aber dann darf ich auch erwarten, dass du meinem Sohn jeden Wunsch von den Augen abliest, klar?" Ich nickte. So ein blödes Balg würde schon nichts allzu schlimmes wollen. Selbst wenn: Ich hatte meinen Stolz und gehen konnte ich dann immer noch.

„So. Hier steht's schwarz auf weiß. 55.000. Monatlich, ausgezahlt am Ersten des Monats."

„FÜNFUNDFÜNFZIGTAUSEND?!" platzte es aus mir raus, als ich um den Tisch herum stürzte und mir die Zahlen auf dem Vertrag ansah.

Meine Augen lasen und lasen den Vertrag viele Male, die Fünfundfünzigtausend Kröten waren tatsächlich kein Scherz! Ich brauchte bloß ein Jahr hier zu arbeiten und hatte bis an mein Lebensende ausgesorgt! Heilige Scheiße! Wer is so dumm und macht das nicht?!

„Da is was faul dran. Irgendwas ist da faul!" knurrte ich, als ich den Stift gerade hatte absetzen wollen. Ich sah den Mann an. Da stimmte irgendwas nicht. Definitiv war doch irgendetwas nicht richtig mit ihm, einfach MIR für ein bisschen Babysitting so viel Geld zu zahlen.

Das war bestimmt ein Vertrag mit dem Teufel oder so n Scheiß.

„Oh nein, sicher nicht. Das einzige Problem dürfte mein Sohn darstellen. Er ist manchmal etwas einnehmend, aber eigentlich ist Eren ein wirklich netter Junge, das können sie mir glauben. Und er verlangt nach viel. Deshalb wirst du dann auch nur für ihn zuständig sein. Du folgst ihm, wenn er auf Reisen geht und du erfüllst seine Wünsche. So schwer ist das wirklich nicht."

Irgendwie glaubte ich dem Mann, mit dem perfekten Lächeln und dem teuren Anzug.

Nach kurzem Zögern unterzeichnete ich dann also doch, tief durchatmend, nachdem ich den Stift niedergelegt hatte. Bestimmt hatte ich mir die Hölle auf Erden eingehandelt.

OBEYWhere stories live. Discover now