Eren
„Ach verdammt!", zischte ich und warf wütend das Buch vom Tisch. Ich hatte so viel besseres zu tun, als zehn Mal durch zu gehen, wann jetzt genau irgendein Chinese bestimmte Typen umgebracht hatte. Es interessierte mich einfach nicht!
„Ach Eren." Meine Lehrerin, Hanji, die mehr als begeistert von Experimenten war, weshalb ich in Chemie und Bio halbwegs zu gebrauchen war, hob das Buch auf und legte es wieder auf den Tisch.
„Wenn du willst, dann machen wir zuerst eben ein anderes Fach. Es muss jetzt nicht unbedingt Geschichte sein." Sie sah kurz weg, kratzte sich am Kopf und meinte noch „Zumal das wirklich einschläfernd ist."
Knurrend schlug ich die Seite im Buch wieder auf. Ich musste es ja doch irgendwann können und ein bisschen Allgemeinwissen schadete mir schon nicht.
Dieser Stuhl war total unbequem und Hanji hatte mir verboten, Musik zu hören.
Verboten, sie hatte mir verboten Musik zu hören! Wieso ich mir den Mist hier überhaupt gefallen ließ, war mir schon ein bisschen ein Rätsel...
Ich seufzte, griff mit den Füller wieder und begann mir stichhaltig Notizen zu machen. Irgendwie wollte ich mir Mühe geben... warum genau wusste ich jetzt auch nicht, aber es war mir wichtig, für mich, damit ich etwas lernte.„Der ist hoffnungslos verloren, Hanji. Gib's auf." Schneidend drang die Stimme von Levi an mein Ohr. Er lehnte an der Tür, durchbohrte mich mit seinem Blick. Immer wenn Hanji mit ihm in einem Raum war, dann redete er so, als könne ich ihn nicht hören. Idiot.
Aber... ich ließ mir natürlich nichts anmerken. Ich war ein wohlerzogenes Kind, ich hatte einen Namen. Und Gott, sehnte ich mir die Zeit herbei, in der ich Besuch hier hatte. Ich würde es ihm schon schön schwer machen. Ich liebte es, ihn herum zu scheuchen, sah ihn so gerne laufen.
Immer, wenn er mich ansah, zischte ein Bild an meinem inneren Auge vorbei. Wie er auf meinem Schoß gesessen hatte, sein Gesicht nah vor meinem, bevor er sich auf mich gestürzt hatte, mich verschlang, dann aber doch nicht. Er hatte mir genug Raum zum Atmen gelassen, mich aber trotzdem mit bestimmtem Nachdruck in die Enge getrieben, an den Rand meines Verstandes.
Unwillkürlich biss ich mir auf die Unterlippe und starrte in die Luft. Wie gern ich ihn verzehren würde, mit Haut und Haar. Er sollte unter mir betteln, mich nach mehr anflehen. Oh ja. Das bescherte mir eine angenehme Gänsehaut.
Gerade wollte ich tiefer in meinen Gedanken versinken, wollte dieses Spiel vor meinen Augen aufblühen lassen, als mir ein Buch auf die Hand, die nicht gerade den Stift hielt, geschmissen wurde.
„Au!" rief ich und starrte Hanji mit einem düsteren Blick an. Sie stierte ebenso zurück.
„Gerade hab' ich dich vor Levi gelobt! Klar, dass ich das nicht hätte tun sollen. Also los! Schreib gefälligst!" Knurrend wanderten meine Augen auf das Papier, während ich „Von dir muss ich mir nichts sagen lassen!" zischte.
Die Angesprochene ignorierte es, nicht so aber mein Butler, der nun rasch zum Tisch kam, seine Hände auf dessen Platte abstütze. Seine behandschuhte Hand griff mein Kinn, presste den Unterkiefer zusammen. Die raue, fast schon animalische Stimme murrte leicht angesäuert ein paar Worte, denen ich kaum Beachtung schenkte.
Ich hing in den Augen fest. In diesen unglaublich schönen, fordernden und doch gefährlichen Stürmen, die da in ihm tobten. Alles spiegelte sich in ihnen. Wenn ich mal durch ein Blinzeln seinerseits aus ihnen gestoßen wurde, studierte ich dieses Gesicht weiter.
Weiche, helle Haut, ja fast schon blass. Eine gesunde Blässe, eine schöne Blässe.
Markante Züge, äußert faszinierend. Fast schon wie eine Statue, so präzise, so gewollt hart und doch irgendwie weich waren die Konturen seines Gesichts.

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OBEY
FanfictionJob: Butler. Monatliche Vergütung: 55.000 Euro. Welcher Idiot würde da schon nein sagen? Levi jedenfalls nimmt dieses groteske Angebot an. Es wäre ja auch töricht hier einfach abzulehnen, oder? Für ein bisschen Beaufsichtigung eines verzogenen Balg...