1. Die Frühlingsgefährten

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Die Frühlingsgefährten von Laaariiiii

Wütend stapfte ich durch den tiefen Schnee. An der Leine lief meine cremefarbene Labrador-Hündin Lexy.
Ich hasste den Winter. Alles war kalt. Der Schnee rutschte beim Gassi gehen in die Stiefel und durchnässte die Socken.
Dieses verfluchte weiße Zeugs sollte endlich verschwinden.

In diesem Jahr ließ der Frühling besonders lange auf sich warten. Es war bereits Mitte März und noch immer war kein Fitzelchen Grün an den Bäumen zu sehen.
Plötzlich zog Lexy heftig an der Leine und versuchte mich in Richtung Wald zu ziehen.
" Nein!",rief ich. " Lexy! Hier her!" Lexy drehte ihren Kopf zu mir und winselte während sie mich aus ihren treuen braunen Augen ansah.
Hundeblick, wortwörtlich.
Sie fiepte und zog erneut. Ich ließ jedoch nicht locker, ich wollte endlich nach Hause.
Lexy wandte ihren Kopf zum Wald und bellte laut. Ein leises, jammerndes Kläffen ertönte aus der Richtung. Ich runzelte die Stirn.
War da ein Hund in Not?
Lexy sah mich erneut an.
Ich seufzte. " Na schön. Wir schauen, was dort ist."
Abseits des Bürgersteigs war der Schnee noch tiefer. Ich versank bis zu den Knien.
Lexy musste große Sprünge machen, um voran zu kommen.
" Und jetzt? ",fragte ich meinen Hund. Lexy lief nach rechts. Ich folgte ihr.
Ein großer schneebedeckter Hügel kam in Sicht. Lexy zog und zog und plötzlich entdeckte ich einen braunen Haarschopf vor dem Hügel.
Wir gingen näher ran.

Ich erkannte einen Jungen, der vor dem Hügel saß und etwas in eine kleine Höhle, die dort hineinführte, rief. Lexy bellte. Der Junge drehte sich um und erblickte uns.
" Oh hallo!", rief er.
" Hallo!",antwortete ich und stapfte zu ihm. Er hatte den Kopf wieder in die Höhle gesteckt.
" Narzisse! Jetzt komm doch! Das Wildschwein ist weg. Es ist alles gut! Hey, Süße, komm!" Ein Winseln kam aus der Höhle. Ich hockte mich neben den Jungen. " Ist da dein Hund drinnen?", fragte ich. " Ja. Wir liefen durch den Wald, als plötzlich ein großes Wildschwein auf dem Weg stand. Wir haben uns furchtbar erschreckt, Narzisse so sehr, dass sie weggelaufen ist und sich in dieser Höhle verschanzt hat. Und jetzt kommt sie nicht mehr raus.",erklärte er.
" Achso.",antwortete ich. Den seltsamen Namen des Hundes kommentierte ich nicht.
"Narzisse! Komm doch endlich, meine Kleine!", rief der Junge weiter.
Auch ich begann nun zu locken.
" Hey! Narzisse, komm her, es ist alles gut!"

Doch es half nichts. Narzisse blieb verschwunden und habe ab und zu ein Kläffen von sich. Der Junge fuhr sich durch die braunen Locken. " Was soll ich nur tun? "Etwas warmes quetschte sich zwischen uns und zum Bau. Lexy.
Sie sah uns genervt und vorwurfsvoll an, bevor sie sich duckte und in die Höhle verschwand.

" Lexy? Was machst du da?",fragte ich.
Der Hund bellte nur.
Der Junge und ich sahen uns an. Er hatte grün-blaue schöne Augen und ein hübsches Gesicht.
Kurz darauf hörten wir leise, beruhigend fiepende Laute. Als Antwort ertönte ein Winseln, das aber immer weniger wurde.
Dann hörte man ein Rascheln und eine Hundenase erschien im Eingang der Höhle. Das dazu gehörende Tier wurde langsam, aber bestimmt heraus geschoben. " Narzisse!", rief der Junge erfreut und nahm den hellbraunen, kleinen Mischling auf den Arm und kraulte dein weiches Fell. Die kleine Hundedame leckte ihm die Wange.

" Da bist du ja!",murmelte er in ihr Nackenfell.
Lexy erschien direkt nach Narzisse und trug einen selbstzufriedenen Ausdruck im Gesicht. Ich streichelte sanft ihren Kopf. " Das hast du toll gemacht, meine Große!',lobte ich sie. Sie schlabberte meine Finger ab.

" Narzisse und ich müssen jetzt gehen, aber ihr werdet bald von uns hören. Vielleicht sogar schon morgen!",sagte der Junge und lächelte mich an. "Vielen Dank euch beiden, besonders dir, Lexy!"
Er strich ihr über den Rücken und sie sah ihn sanft an. Dann drehte er sich um und stapfte davon, Narzisse auf dem Arm, da sie in dem Schnee vollständig versinken würde. Auch wir machten uns auf den Weg nach Hause.

Am nächsten Morgen wachte ich auf und zog missmutig meine Rolladen hoch, da ich keine Lust hatte, wieder den weißen Schnee zu erblicken. Doch als ich die Straße erblickte, erstarrte ich. Über Nacht war det ganze Schnee geschmolzen!
Es tropfte von den Bäumen und auf den Asphalt, der, Dank dem vielen Wasser, schon ganz dunkel war.
Ich stieß einen Freudenschrei aus und stürmte die Treppe hinunter in die Küche, wo mein Vater das Gesicht hinter einer Zeitung verborgen hatte und Radio hörte. "Guten Morgen!", rief ich.
" Morgen, Emily!", antwortete er.

"... über Nacht der Frühling Einzug gehalten, die Temperaturen steigen heute bis auf zehn Grad an. Damit hatte niemand gerechnet...",hörte ich den Moderator aus dem Radio sprechen.

Nachdem ich mich fertig gemacht hatte, konnte ich es nicht erwarten, nach draußen zu kommen.
" Komm Lexy! ",rief ich und wir betraten den Garten, durch dessen Tor wir ins Feld gelangten. Überall in unseren Beeten sprossen kleine Blätter aus dem Boden und an den Bäumen verkündeten Knospen die nahende Grüne.
Ich atmete tief ein und genoss den frischen Frühlingsgeruch.

Plötzlich bellte Lexy. Ich sah zu ihr. Sie stand auf dem Rasen. Vor ihren Pfoten lag eine gelbe Blume. In dem Moment, in dem ich erkannte, was das für eine Blume war, streifte ein leichter Windhauch mein Gesicht.
" Narzisse und ich bedanken uns vielmals.",flüsterte es. Ich lächelte. Nun wusste ich, was der Junge gemeint hatte. Ich hob die Narzisse auf.
" Los Lexy, wir genießen jetzt den Frühling, die Gesellschaft unserer neuen Freunde."


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