8.1. Ich kann mir helfen (Teil 2)

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Ich kann mir helfen (Teil 2) von obst400



Angespannt lauschte ich auf eine Antwort, aber ich hörte nur wütendes Schnauben und das Knacksen von Knochen.

Scheiße, ich hab ihn verärgert! "Naja, dann stopfen wir dir dann mal die Fresse!", wie aus heiterem Himmel blieb er plötzlich stehen und ich krachte schmerzhaft mit der Schulter an die Rückenlehne. Scheiß Kerl! Lange konnte ich mich aber nicht mehr über ihn gedanklich austoben, denn da wurde schon die Kofferraumtür aufgerissen und ich wurde von dem hellen Sonnenlicht geblendet. Kurz schloss ich meine Augen, aber ich riss sie sofort wieder auf, als ich unsanft an den Handgelenken auf den Boden geschmissen wurde.

Ein hohler Laut verließ meine Kehle, aber ich schrie plötzlich auf, weil er mich unsanft an den Haaren in eine kniende Position gebracht hatte. Wütend funkelte ich ihn aus meinen braunen Augen an.

"So, das hat man davon, wenn man eine vorlaute Fresse hat!", spuckte er mir förmlich ins Gesicht und gab mir einen Fußtritt in die Magengrube, aber ich konnte mich nicht zusammenkrümmen, denn er hielt mich noch immer an meinen Haaren fest. Im Hintergrund konnte ich das Brummen von Motoren hören, aber unter mir war Laub. Als ich schnell zur Seite linste, konnte ich nur Bäume erkennen. Scheiße, keine Fluchtmöglichkeit

"Na, jetzt kann dir dein Konrad nicht helfen!", höhnisch grinsend ließ er endlich meine Haare los und ich schenkte ihm einen trotzigen Blick. "Als könnt eich nicht auf mich selbst aufpassen, du Hurensohn!", schnauzte ich ihn an und wusste auch, was ich sagte. "Wenn du mir nicht deinen Namen sagst, muss ich dich wohl oder übel nach einem Namen, denn ich mir ausgedacht habe, nennen. Und dass ist jetzt Hurensohn!", unterbrach ich ihn und spuckte ihm auf seine schwarzen Lackschuhe.

Entsetzen und Schweigen auf der anderen Seite. Langsam hob ich meinen Blick und zuckte erschrocken zusammen, denn ich stierte direkt in die Augen des Gegenübers. "Harry." Verwirrt schaute ich ihm nun ins Gesicht und versuchte irgendwie meinen Herzschlag zu beruhigen. Genervt rollte er mit den Augen und meinte:"Ich heiße Harry. Und nicht Hurensohn. Verstanden?", dabei nahm er wieder mein Kinn in seine Hände. Langsam nickte ich wegen seiner Freundlichkeit, aber diese hielt nicht mehr länger an.

Plötzlich schlug er mir mitten ins Gesicht und es wendete sich um 90°. Wieder fielen mir meine Strähnen ins Gesicht und als ich es wieder ihm zuwendete, strich er mir sie aus dem Gesicht.

"So süß! Aber so vorlaut. Was machen wir denn da am besten?", er war in einer Linie hin und her getigert, aber jetzt blieb er stehen und sah mich fragend an. Ich öffnete meinen Mund, um ihm zu antworten, aber er unterbrach mich rüde. "Wer hat dir erlaubt zu reden? Niemand. Und dabei bleibt es!", wütend funkelte er mich an. Beleidigt schloss ich meinen Mund und wartete auf eine Erklärung.

Plötzlich war er wieder bei mir und umklammerte mein Kinn und zwang mich somit, dass ich in sein Gesicht schaute. Aber ich betrachtete ihn nicht. Ich betrachtete einen schwarzen Gegenstand an seinem Gürtel. Es war eine Pistole! Ich konnte mein Glück nicht fassen.

Aber es hielt nicht lange an. Wieder hatte er einen perfekten Handabdruck seiner Hand auf meiner Wange hinterlassen und ich richtete meinen hasserfüllten Blick zu seinem Gesicht.

Zufrieden strich er mir einmal über meine Wange, so als wäre ich eine Katze oder ein Hund. Angewidert entzog ich meine Wange seiner Hand und dafür erntete ich einen bösen Blick, aber sonst auch nichts. "Sind wir jetzt endlich brav?", er setzte ab und schaute zu mir runter, um sich zu vergewissern, dass ich an seinen Lippen hing, was ich auch tat, um dann weiterzureden. "Oder muss ich erst radikal werden?" Fragende Blicke auf beiden Seiten.

Ich hatte einen Verdacht, aber ich wartete auf eine Erklärung seinerseits. "Blass mir einen!", stöhnte er dann genervt.

Meine Augen wurden groß und er quittierte es mit einem dreckigen Grinsen. Endlich ließ er meinen Kopf los und zog fragend eine Augenbraue hoch. "Na, ich dachte, du könntest auf dich selbst aufpassen?", höhnte er spottend in meine Richtung.

"Kann ich auch!", dabei sprang ich auf, rannte zu ihm rüber, riss die Pistole von seinem Gürtel und zielte auf ihn. Ich ging einige Schritte rückwärts, damit er mir nicht die Waffe aus der Hand schleudern konnte.

Unwirsch warf ich meinen Kopf nach hinten, damit ich die lästigen Haare aus dem Gesicht bekomme, lasse aber den gehetzten Ausdruck auf meinem Gesicht liegen.

"Und, was ist jetzt? Jetzt kannst du nix mehr sagen!", presste ich zwischen den zusammengepressten Lippen hervor und fixierte ihn mit schmallen Augen.

Abwehrend hob er die Hände und meinte mit ruhiger Stimme:"Du traust dich doch nicht zu schießen!", dabei setzte er wieder dieses hemische Grinsen auf und das brachte mich zur Weißglut. Ich entsicherte. Es war etwas drinnen. Innerlich dankte ich Gott dafür.

Nun sah er mich geschockt an und er wollte einen Schritt auf mich zugehen, aber ich fuchtelte mit der Waffe in meiner Hand herum und schrie:"Stehen bleiben, oder ich schieße!!!". Geschockt starrte er mich an, aber er ging weiter auf mich zu. "STOP!", zischte ich ein letztes Mal gestresst. Ich will nicht schießen! Aber warum geht er noch immer zu mir?

"Ich tu dir doch nichts! Komm zu mir her! Es wird alles gut.", dabei breitete er seine Arme aus und blieb endlich stehen. Erleichter atmete ich einmal auf aber zielte noch immer auf ihn. "Nein. Ich bleibe hier und gehe wieder und du gehst deine Wege!", sagte ich zu ihm und zielte noch immer auf ihn. Langsam zitterte mein Arm.

Ich sah Unsicherheit in seinen Augen. "Es passiert dir nichts!", versuchte er eine Konservation mit mir dabei ging er auf mich zu und ich drückte den Abzug.

Als ich meine Augen wieder aufmachte und in seine Richtung sah, sah ich dass er am Boden lag. Ich hatte ihn im Bein getroffen. Kreidebleich und mit einem geschockten Ausdruck auf dem Gesicht sah er mich an. "Was? Du, du hast geschossen?", leise kamen diese Worte über seine Lippen und wieder senkte er den Blick auf das angeschossene Bein, aus dem einiges an Blut kam.

Geschockt riss ich meine Hände über meinen Mund und schüttelte langsam meinen Kopf. Nein, dass konnte nicht ich gemacht haben! Oder doch? Schnell schmiss ich die Waffe weg und lief zu ihm hin und kniete mich zu ihm hin. Verwundert sah er mich an, aber er sagte nichts. "Gib mir deinen Gürtel!", forderte ich ihn auf. Er gab ihn mir ohne Widerrede und ich band das Lederstück so fest wie nur irgendwie möglich um sein Bein. Danach stand ich auf, klopfte mir das Laub von meiner Hose und sah noch einmal zu ihm hin. Dann lief ich weg von ihm.

"Im Leben sieht man sich immer zweimal!", hörte ich ihn hinter mir her schreien. Aber ich lief weiter. Bis ich gegen irgendetwas lief. Irgendwas lebendes. Als ich meinen Blick hob, sah ich ...


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