In Thoughts of you von Hamsterlie
Ich liebte seine Art zu lachen. Wie er die Augen verdrehte, wenn ich etwas tat, was er für absolut verrückt und unmöglich hielt. All seine Umarmungen hatte ich auf äußerste genossen.
Ich liebe ihn. Vielleicht War es ja noch nicht zu spät. Das letzte, was ich jetzt noch tun wollte, War ihn wiederzusehen und ihm zu sagen, was ich fühle. "Mom?", rief ich monoton. "Hm?" "Fahr schneller." Sie beschleunigte tatsächlich. Es wunderte mich, dass sie auf mich hörte. Wahrscheinlich lag es daran, dass sie sich einigermaßen denken, vielleicht sogar wusste, wie ich mich gerade fühlen musste.
Die Zeit, die die Fahrt bis zum Krankenhaus benötigte, kam mir vor wie eine Ewigkeit. Eine Ewigkeit, die mich regelrecht dazu zwang, nachzudenken. Was wäre, wenn er es nicht mehr schaffen würde? Wenn ich ihm nie sagen könnte, dass ich ihn liebe? Er war derjenige, der Farbe in meine Welt gebracht hatte, der mir Halt gab, damit ich nicht in der Dunkelheit versinken konnte. Wie sollte ich ohne ihn weitermachen, wenn er nicht mehr wäre? Ich fasste mir an die Stirn. Mir kamen schon wieder die Tränen.
Ohne ihn wäre es nicht mehr leben, es wäre überleben.*
Meine Mutter sah sich um und suchte einen Parkplatz. "Mom! Beeil dich!", rief ich panisch und ängstlich zugleich. Sie riss das Lenkrad herum und fuhr um die Ecke. "Geh vor, Schatz. Ich komme nach." "Danke Mom!" Normalerweise würde ich sie jetzt umarmen, aber dafür blieb gerade keine Zeit. Schnell klemmte ich mir das Album unter den Arm und stolperte aus dem Auto. Ich rannte über den Parkplatz und stürzte durch die Türen des Krankenhauses. Mit schnellen Schritten lief ich zum Auskunftstresen des Krankenhauses. "Kann ich Ihnen helfen?", fragte die Frau am Tresen freundlich. Ich nickte überschwänglich. "Können sie mir sagen wo Jonas Koch liegt?", fragte ich außer Atem. "Moment." Die Frau gab etwas in ihrem Computer ein. "Zimmer 127, 4.Stock." "Danke", flüsterte ich noch, bevor ich den Gang zum Fahrstuhl entlang sprintete. Dort angekommen bemerkte ich einen Zettel daran. "Außer Betrieb", murmelte ich vor mich hin. Mein Blick glitt zu den Treppen und ohne groß nach zu denken stieg ich so schnell ich konnte die Treppen, bis zum 4.Stock. ich geriet außer Puste. Normalerweise, hätte ich jetzt schon längst angehalten, um eine Pause zu machen. Doch jetzt lief ich immer weiter, bis zum Zimmer 127 im 4.Stock.
Ich blieb keuchend vor dem Zimmer stehen. Würde ich verkraften, was ich zu sehen bekommen würde? Ich überlegte nicht mehr lange und riss die Tür auf.Erst nachdem ich reingeplatzt war, bemerkte ich, wie unhöflich das War. Aber das war mir gerade egal. Ich stürmte zum Bett von Jonas. Da lag er mit weißem Gesicht und geschlossen Augen. Auf einem Stuhl neben ihm saß seine Mutter und weinte. "Was ist mit ihm?", fragte ich sofort ohne den Blick von ihm abzuwenden. Jonas' Mutter sah zu mir auf und seufzte. "Setzt dich Melissa", meinte sie und deutete auf den Stuhl neben sich. Ich Tat, wie sie es mir gesagt hatte. "Jonas liegt jetzt schon schon 2 Wochen im Koma. Und...die Ärzte glauben nicht mehr daran...dass er aufwacht. Sie wollen die Geräte abstellen." Ihre Stimme zitterte und ging in einem lauten Schluchzen unter. Ich stolperte geschockt und hielt mich gerade noch rechtzeitig am Bettrahmen fest. "Nein", wisperte ich leise und spürte, wie mir warme Tränen über die Wangen kullerten. Jonas' Mutter nickte bedauernd und schniefte in ihr Taschentuch. "Ich lass dich jetzt lieber allein",murmelte sie und verließ weinend den Raum. Ich sank verzweifelt an Jonas' Bett nieder. "Nein! Bitte nicht Jonas, ich brauche dich! Wach auf!", schrie ich schon fast. Ich spürte wie ich von den Schuldgefühlen, Ängsten und der Verzweiflung erdrückt wurde und zerbrach. Ich wollte nicht ohne ihn leben. Voller Trauer drückte ich ihm mein Album in die Hand. "Jonas, du musst aufwachen, bitte!", flehte ich. Doch ich wusste, das es nicht helfen würde. Ich würde es ihm nicht mehr sagen.
Ich streichelte noch einmal seine Wange und fuhr durch seine perfekten Haare. Er hatte das nicht verdient. Er War wo ein wundervoller Mensch. "Jonas, wach auf!"
Vorsichtig drückte ich ihm einen Kuss auf die Wange. "Ich liebe dich", wisperte ich, "Ich liebe dich so sehr Jonas. Für immer. Auch wenn du gehst. Ich möchte kein Leben ohne dich führen. Ich kann kein Leben ohne dich führen. Wach auf." Eine Träne kullerte von meiner Wange auf seinen Oberkörper.
Er regte sich nicht. Überraschenderweise War ich enttäuscht. Hatte ich etwas anderes erwartet? Ich fuhr mir deprimiert durch die Haare. Ich würde ihn verlieren. Ich würde mit ihm sterben.
Ich prägte mir noch einmal jeden Partikel seines Gesichts ein. Plötzlich fing das Gerät neben ihm an zu schneller piepen. Es War sehr unregelmäßig aber es passierte.
Ich starrte ihn hoffnungsvoll an.
"Jonas? Hörst du mich?" Reflexartig drückte ich einen Knopf, der an Jonas' Bett befestigt War, um einen Arzt zu rufen.
"Ich liebe dich auch", hauchten Seine Lippen leise. "Jonas? Jonas! Bist du wach? Hörst du mich?", rief ich aufgeregt. Vielleicht konnte er es ja schaffen. Ich schöpfte neue Hoffnung, bis sich das piepen plötzlich verlangsamte. Es lief alles wie in Zeitlupe ab. Es wurde immer langsamer und langsamer, bis es plötzlich vollkommen verstummte. Ich hatte ihn verloren.
Ich fing laut an zu schluchzen und drückte seine Hand. In diesem Moment kamen der Arzt,Jonas' Mutter und Mum hinein gestürzt. Doch das nahm ich nicht wirklich War. Es War, als wäre es an Rande verschwommen. Es fühlte sich an, als würde jemand dich gewaltsam auseinander reißen. Es War der schlimmste Schmerz den ich je zu spüren bekommen habe, denn Ein Teil von mir War mit ihm gestorben. Mein bester Teil.
Ich stand noch lange an seinem Bett und schluchze, drückte seine Hand und schrie immer wieder, dass er aufwachen soll.
Nach einiger Zeit, spürte ich eine Hand auf meiner Schulter. Ich wusste schon gar nicht mehr wie lange ich dort gestanden hatte, denn mein Zeitgefühl hatte ich schon längst verloren. Mein gesamter Lebenssinn War mit ihm gegangen.
"Melissa, du musst ihn gehen lassen", flüsterte meine Mutter sanft und zog mich ein Stück vom Bett weg. "Nein!", schrie ich und krallte mich an Jonas' Körper,"Er wird aufwachen!" Ich wollte einfach nicht wahrhaben, das er nicht aufwachen konnte. Ein Teil von mir, wusste schon längst, dass Jonas nicht mehr bei mir War. Doch ein anderer Teil klammerte sich umso fester an die Hoffnung, er könnte aufwachen. "Lass los Schatz. Lass ihn gehen. Lass los", redete meine Mutter leise auf mich ein. Es hatte Wirkung. Langsam löste ich meine Finger von seinem Körper. Ich sah kurz zu Jonas' Mutter. "Darf ich ... mich noch einmal verabschieden?", fragte ich schluchzend. Sie nickte traurig. Ein letztes Mal streichelte ich noch seine Wange und drückte meine Lippen anschließend sanft und vorsichtig auf seine. "Ich liebe dich Jonas. Für immer", hauchte ich. Ich löste langsam das Fotoalbum aus seinen Händen und nahm ein Foto heraus. Dieses Foto War eine Woche vor dem Unfall entstanden. Es War das schönste Foto von uns. Wir beide sahen darauf so glücklich aus. Wir lagen auf einer Wiese, auf der wir schon mit 7 immer gespielt hatten. Man hätte unser Strahlendes Lächeln über 20 Meter erkennen können. Es War das schönste, was ich besaß. Ich schob es ihm wieder in die Hand und nahm das Buch wieder an mich. Ich sah in noch ein letztes mal sehnsüchtig an, bevor ich von meiner Mutter aus dem Raum gezerrt wurde.Es War jetzt schon eine Woche her, seitdem es passiert War. Seitdem mich meine bessere Hälfte verlassen hatte. Jeder Tag,Jede Stunde, Jede Minute, selbst jede Sekunde wurde für mich sinnlos. Ich lag nur noch in meinem Bett und heulte mir die Augen aus und wartete bis der Tag endlich vorbei sein würde.
Vielleicht hatte ich Depressionen. Ich wusste es nicht. Ich wusste nur, dass ich nicht mehr in einer Welt ohne ihn Leben wollte. Ich wollte ihn jetzt bei mir haben, ihn küssen und ihm sagen wie sehr ich ihn liebe. Doch das würde ich nie können. Er War für immer fort.
An einer dieser sinnlosen Tage, klingelte es an der Haustür. Ich lag gerade in meinem Bett und sah mir schluchzend mein Fotoalbum an, als plötzlich meine Mutter in mein Zimmer kam. Sie setzte sich auf mein Bett und strich mir über die Wange. "Schatz? Monika ist da. Sie möchte mit dir reden", sagte sie vorsichtig. Ich nickte. "Sie kann kommen. Es macht eh alles keinen Sinn mehr." Meine Mutter musterte mich besorgt. Schließlich stand sie auf und verschwand im Flur.
Kurz Darauf klopfte jemand ab der Tür und Wenig später trat Jonas' Mutter Monika ein. Sie kam auf mich zu und umarmte mich. "Hallo Melissa", sagte sie leise. "Hey", erwiderte ich schniefend. "Setzt dich doch." Ich deutete auf den Platz neben mir auf meinem Bett. Sie setzte sich. "Wie geht es dir?", fragte sie fürsorglich. "Ich vermisse ihn", weinte ich. Sie seufzte. "Ich auch."
Eine kurze Stille entstand.
"Melissa?", unterbrach Monika die Stille ."Weißt du...als Jonas den.." Sie schluckte schwer. "Den Unfall hatte...trug er etwas bei sich. Er hat einen Brief an dich verfasst." Ich sah sie staunend an, während sie ein gefaltetes Papier aus ihrem Mantel zog. Zögerlich nahm ich ihn in meine Hände und sah wieder zu Monika. "Danke", krächzte ich. Monika nickte nur zu und stand auf.
"Auf Wiedersehen Melissa", verabschiedete sie sich noch kurz bevor sie sich um drehte und auf dem Flur verschwand. "Wiedersehen", murmelte ich mit glasigen Augen. Ich War mir fast sicher; dass sie es nicht mehr gehört hatte.
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Eure Kurzgeschichten
RandomDu hast Lust eine Kurzgeschichte zu schreiben? In diesem Buch bin nicht ich die Autorin, sondern du. Ich hab deine Interesse geweckt, dann schau doch vorbei. Im ersten Kapitel steht alles genau erklärt. Ich freue mich auf deine Kurzgeschichte / de...