▪ 3. Kapitel ▪

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Der Bus lies nicht lange auf sich warten. Nachdem ich eingestiegen war, hatte ich glücklicherweise noch einen freien Platz neben einem schüchternen Mädchen gefunden, die ganz in ihrem Buch vertieft war und mich nicht wahrzunehmen schien.

Der Bus glich einem alten Klassentreffen. Es wurde sich lautstark unterhalten und gelacht, Umarmungen und Küsschen wurden ebenfalls ausgetauscht und jedesmal wenn jemand neues einstieg kam die Frage: "Und wie waren deine Ferien?"

Meine waren wundervoll gewesen, bis zu der Minute in der meine Mutter mir mitgeteilt hatte, dass wir umziehen würden. Und nicht innerhalb der Stadt, nein, sondern in eine andere Stadt in einem anderen Staat.

Der warme Sommer wurde plötzlich durch einen riesigen Schneesturm vertrieben. Eiszapfen hatten sich in mein Herz gebohrt, als mir der Name unseres neuen Wohnortes gesagt wurde. Charleston, South Carolina.

Ich hatte meine Mutter wutentbrannt und mit heißen Tränen in den Augen angeschrien, was ihr denn einfiele einfach so unser Apartment zu verkaufen und das ohne mich ein einziges Mal davor gefragt zu haben.

"Sieh es als Neuanfang, du bekommst eine Chance dein Leben ganz neu zu gestalten!", hatte sie entgegnet. Doch sie sprach dabei wieder einmal nur von/für sich, denn ich hatte mein altes Leben geliebt!

Wir wohnten in einer guten Wohngegend, Mom hatte einen gut bezahlten Job. Ich war gut in der Schule. Hatte dort die besten Freunde, die man sich vorstellen konnte und nicht zuvergessen das tollste Pferd auf Erden. Ich war glücklich.

Alles für ein besseres Jobangebot aufgeben zu müssen, hatte mir den Boden unter meinen Füßen weggerissen. Ein Jahr, ein verdammtes Jahr, hätte sie noch warten können. Dann wäre ich endlich 18 Jahre alt gewesen und sie hätte von nun an tun und lassen können was sie wollte, und das ohne mich.

* * *

Auf einmal sprangen alle Schüler auf und drängelten sich zu der Bustür vor. Erst jetzt bemerkte ich, dass wir in dem Moment vor der Schule hielten. "Burke High School" prangte über den Eingangstüren. Ansonsten war das Gebäude nichts wirklich außergewöhnliches. Ein rießiges Gebäude aus Backstein und weißen Säulen. Eine typische amerikanische High School eben.

Weitere Busse hielten neben unseren, aus denen nur so die Schüler strömten um sich anschließend in kleinen Grüppchen auf dem Schulhof zusammen zufinden. Ich lief etwas unbeholfen an den ganzen Leuten vorbei und steuerte das Gebäude an, ich würde zuerst das Sekretariat aufsuchen um dort meine Anmeldung abschließen und meinen Stundenplan abholen zu können.

Nach einer gefühlten Ewigkeit fand ich auch das Zimmer, über dem in Großbuchstaben SEKRETARIAT stand. Eine alte, aber sehr freundliche Sekretärin empfing mich und legte mir die Unterlagen vor, die ich noch zu unterschreiben hatte. Nachdem der Papierkram abgeschlossen war, überreichte sie mir meinen Stundenplan, meine Schließfachnummer + Code und meine Schulbücher. Die nette Dame wünschte mir noch ein schönes erfolgreiches Schuljahr. Dankend verließ ich das Zimmer.

Zur ersten Stunde hatte ich Biologie im Raum 236. Nun gut, zugegebenermaßen ich war komplett aufgeschmissen. Wegweiser waren leider nicht in den zahlreichen Gängen aufzufinden und auch sonst war meine Orientierung wirklich wünschenswert, nachdem ich mich in der Turnhalle wieder gefunden hatte. Immerhin war diese sehr groß und schön modern. Hinter der Tribüne, an der weißen gestrichenen Wand, hing ein riesiges Plakat mit dem Schullogo. Dieses bestand aus einer Kreisrundenform in der in der Mitte eine gelbe Bulldogge mit gefleschten Zähnen weilte. "Burke High School" stand darüber und unter ihr der Name des Footballteams: "Bulldogs"

Nachdem ich den Gong zur ersten Stunde in der Turnhalle wahrgenommen hatte, verlies ich diese sofort. Es wurde Zeit das ich endlich dieses verfluchte Klassenzimmer fand, ich hasste es nämlich nach Beginn der Stunde in die leise Klasse reinplatzen zu müssen.

Die Gänge hatten sich bereits geleert, nur noch ich irrte wie ein verloren gegangener Tourist in der Schule herum. Ich starrte auf meinen Stundenplan, als ich plötzlich gegen etwas hartes rannte und zu Boden fiel. Meine Schulbücher verteilten sich durch den Aufprall schön auf dem gesamten Boden, genau wie der Inhalt meiner offen gewesenen Tasche.

Auch mein Gegenüber war etwas zurück getaumelt, war aber im Gegensatz zu mir nicht zu Boden gegangen. Schmerzend hielt ich mir meinen Kopf und konnte mir genau wie er ein bissiges Kommentar nicht verkneifen.

"Geht's noch?!", kam es gleichzeitig aus unserem Mund.


My new Badboy Stepbrother #Wattys2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt