▪ 19. Kapitel ▪

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Kelsey

"Und was nun?", fragte ich Devon grinsend, ganz aus der Puste nach dem großen Lachanfall, den wir im Kinosaal erlitten hatten. Wir hielten beide unsere Bäuche vor Lachen, also wenn ich nach heute Abend keinen Sixpack haben würde, weiß ich auch nicht, so sehr wie der schmerzte.

"Wir könnten uns ein Eis holen und uns an die kleine Strandpromenade setzen. Von dort hat man einen wunderbaren Blick auf den Hafen!", schlug er vor und der Schalk blitzte wieder in seinen Augen auf.

"Aber was ist mit dem Film? Du hast doch bereits Geld für die Kinokarten ausgeben!", fragte ich verwundert, da war mir das Geld wirklich zu schade, auch wenn es nicht mein eigenes war, wobei eine kleine Stadttour mit dem heißesten Typen in ganz Charleston mehr als verlockend klang.

"Kein Stress!", lachte Devon kurz auf, "Ich arbeite hier nebenbei und dann bekomme ich immer ein paar Kinokarten im Monat freigestellt."

"Und dann hast du sie für mich geopfert?", hakte ich nach, obwohl die Antwort ja mehr als offensichtlich war.

"War mir ein Vergnügen.", meinte er schulterzuckend und schenkte mir ein ehrliches und noch breiteres Lächeln. Bald würde ich in seiner Gegenwart eine Sonnenbrille tragen müssen, um nicht jedes Mal von seinen strahlend weißen und zugleich kerzengeraden Zähnen geblendet zu werden.

"Oh...", rutschte es mir dann nur heraus und ich konnte wiedermal nicht verhindern, dass mir die Röte ins Gesicht schoss. "Dann...ähm....danke, ja vielen Dank!", stotterte ich weiter und schenkte ihm dann ein zaghaftes Lächeln. 

'Wörter in Sätze einbauen ist deine Aufgabe, du dummes Gehirn! Wie wärs Mal wenn du aus deiner Devon-Trance aufwachst und was produktives machst und dafür sorgst, dass ich beispielsweise vollständige Sätze bilden kann!', schimpfte meine innere Stimme mit mir.

Er zuckte mit den Schultern, was wohl ein "Nichts zu danken" signalisieren sollte. "Na dann los, lass uns abhauen, sonst verpasst du noch das Sandmännchen! Und das wollen wir natürlich nicht.", spöttelte Devon schon wieder weiter, schnappte sich zugleich und völlig unerwartet meine Hand und zog mich aus dem Kino.

Sofort kribbelte meine Hand, als sie sich in seine warme und starke Hand schmiegte. Ich wollte sie ihm entziehen als wir uns Richtung Strandpromenade, Eis und Sonnenuntergang aufmachten, doch als könnte er meinen Hintergedanken erraten, verschlang er seine Finger mit meinen, wodurch es unmöglich war ihn in die Tat umzusetzen.

Würde der Typ mir irgendwann mal sein Geheimnis verraten, wie er um himmelswillen jedes Mal meine Gedanken lesen konnte?! Das wurde mit der Zeit echt unheimlich.

*  *  *

Nachdem mir Devon mein Frozen Joghurt mit Erdbeersoße und Smarties gereicht hatte, was er mir netterweise wieder Mal ausgegeben hatte, liefen wir eine ganze Weile an dem schmalen Weg entlang, der an dem Sand des Stadtstrandes angelegt war. Verführerisch glitzerte die untergehende Sonne auf dem Wasser, was sich in leichten Wellen Richtung Strand bewegte. 

Wir ließen die leeren Eisbecher in den Mülleimer fallen und nahmen dann auf einer Bank Platz, von der man einen wunderbaren Blick über den kleinen Hafen hatte, der sich einige Meter links von der Eisdiele befand, in der wir unsere Süßigkeit gekauft hatten.

"Bist du schon mal gesegelt?", fragte mich Devon und sein Blick schwang von den Booten, die auf dem Meer leicht hin und her schwankten, zu mir und wieder zurück. In seinem Blick lag nur eines: Sehnsucht.

"Nein, so viel Geschwanke verträgt mein Magen nicht.", klärte ich ihn auf.

"Schade.", begegnete der Dunkelhaarige Kerl, "Ich liebe es. Es fühlt sich einfach unglaublich an, wenn man das Seil in seinen Händen hält, die Segel spannt und Kurs auf das offene Meer nimmt. Und sich vor einem nur die unglaubliche Weite des Meeres erstreckt."

"Ist das nicht eher ein wenig gruselig, wenn man einfach nichts sieht? Kein Land, kein anderes Boot?", hakte ich nach und folgte seinem Blick, der in der Ferne lag.

"Nein, auf gar keinen Fall, aber es stimmt, da draußen ist nichts außer das Wasser, der Himmel und man selbst. Aber die Ruhe ist unbeschreiblich, die einen da draußen empfängt! Außerdem kommt ab und zu auch Mal eine Möwe vorbeigeflogen!", gab er grinsend von sich und löste sich von seinem poetischen Ich, was mir mehr als neu war. 

Ich blieb still und hörte einfach nur seiner warmen und rauen Stimme zu, die perfekt mit dem Meeresrauschen harmonisierte. Dennoch fragte ich mich langsam echt, was aus dem Devon Hoover geworden war, mit dem ich an meinem ersten Schultag regelrecht zusammengestoßen war.

"Aber weißt du was mein Herz genauso in die Lüfte fliegen lässt?", fragte er und widmete mir wieder seine vollen Aufmerksamkeit.

Ich wand meinen Blick vom Meer ab und drehte meinen Kopf, sodass ich in seine tiefblauen Augen schauen konnte, in der sich die Abendsonne leicht spiegelte. So wie auf dem Meer.

Er fuhr mit seiner Hand mein Kinn entlang, strich sachte über meine Unterlippe und legte sie anschließend in meinen Nacken. Ehe ich mich versah zog er mich an sich, seine Lippen stoppten nur wenige Millimeter vor meinen.

Augenblicklich vibriere mein Körper, mein Herz klopfte mir bis zum Hals und das Blut rauschte in meinen Ohren.

"Was?", hauchte ich einige Sekunden später und versuchte mich an seinen Augen festzuhalten um nicht auf seine Lippen zu blinzeln, in der Angst komplett die Kontrolle über meinen Körper zu verlieren.

"Dich so zu ärgern.", grinste er, zog seine Hand aus meinen Nacken zurück und entfernte unsere Lippen von einander, bis er sich wieder zum Meer rumdrehte, zufrieden sein Handy aus der Tasche zog und sich an dem Bankgeländer anlehnte.

Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, sodass ich aufkeuchen musste. Was für ein Arsch! Meine Augen begannen zu brennen, ich kniff sie zusammen um nicht los weinen zu müssen. Sofort setzte ich mich kerzengerade auf und spielte mit wenigen Atemzügen die aufkochende Wut und Trauer wieder runter.

"Bist heute so lustig.", entgegnete ich gespielt unberührt und verdrehte zusätzlich zur Show meine Augen. Ich hoffte nur er konnte das Zittern aus meiner Stimme nicht entnehmen.

"Bin ich immer!", meinte er wie abgespielt und schenkte mir keinen weiteren Blick, bis er doch wieder aufsah, jedoch nicht meinen begegnete, sondern ihn über meine Schulter warf.

"Ach, da ist ja mein Käufer.", klärte er mich unterbewusst auf und sprang auf, zog zwei volle Päckchen aus seinen Jackentaschen, die mit weißem Pulver gefüllt waren und lief ein paar Schritte hinter mich.

Ich vernahm eine weitere Männerstimme, ein Händeklatsch, weitere Worte, das Rascheln von den Tüten, die gegen das Geld ausgetauscht wurden, was sich Devon wiederum in die Jackentasche stopfte und den Reißverschluss zu zog.

Aber ich beobachtete das Schauspiel nicht, sondern starrte nur auf den Punkt vor mir, wo er eben noch gesessen hatte, während ich auf einmal verstand.

Die unentdeckte Wahrheit tauchte aus dem Meer auf, knipste die Sonne aus und verfinsterte augenblicklich meine Welt in ein dunkles Loch. 

*   *   *


yey, das Buch wird im Ranking angezeigt! Platz #666 wird im Moment von Kelsey und Devon belegt! dankö an euch <3


My new Badboy Stepbrother #Wattys2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt