▪ 5. Kapitel ▪

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Summer hatte sich dazu bereit erklärt mich in der Pause in der Schule herumzuführen und mir den Raum zu zeigen, in dem mein nächster Kurs stattfinden würde.

Die ersten beiden Stunden, in denen wir Biologie und anschließend im gleichen Raum Mathe hatten, verliefen ereignislos. Der Unterricht stellte sich als langweilig und sehr zähflüssig heraus. Nur mit der größten Mühe konnte ich dem Lehrer an der Tafel folgen, was nicht ganz einfach war mit einer Sitznachbarin wie Summer.

Sie sprach ohne Punkt und Komma. Auch nachdem der Lehrer sie ermahnt hatte, blieb sie nicht lange stumm.

Die hübsche Rothaarige fragte mich über mein gesamtes Leben aus. Wie wir in Philadelphia gelebt hatten, wie meine alte Schule und meine Freunde waren. Ob ich dort einen festen Freund gehabt hatte und seit wann ich ritt.

"Und wer ist mit dir alles hier her gezogen?", fragte sie schließlich.

"Nur meine Mom.", erwiderte ich und versuchte mich gleichzeitig auf den Unterricht zu konzentrieren und die Tafelschrift in mein Heft zu übertragen.

"Und dein Dad?", fragte sie abermals, jedoch zögerte sie kurz bevor sie mir die Frage stellte.

Wahrscheinlich hatte sie Angst, dabei einen wunden Punkt zu treffen, doch ich konnte offen damit umgehen.

"Der ist abgehauen, als meine Mom mit mir schwanger war.", erklärte ich ihr und zuckte mit den Schultern.

"Was für ein Arsch.", platzte es ihr etwas zu laut heraus. Was bewirkte, dass sich ein paar Schüler zu uns umdrehten. Zum Glück hatte der Lehrer nichts von alldem mitbekommen, eine Ermahnung an meinem ersten Tag hätte mir gerade noch so fehlen können.

Verwundert sah ich sie an. Normalerweise entgegneten Leute mit einem "Oh, das tut mir leid.". Doch Summer sprach mir aus der Seele, was sie gleich noch viel sympathischer machte.

"Manchmal würde ich schon gerne wissen wer er ist, warum er damals abgehauen ist und mich nie kennen lernen wollte...", sagte ich in Gedanken versunken, "Aber meine Mom hielt es für das Beste ihn komplett aus meinen Leben zu streichen."

"Aber einem Kind den eigenen Vater vorzuenthalten ist auch nicht wirklich schön... Vielleicht hat dein Vater in den letzten Jahren ja auch versucht Kontakt zu dir herzustellen?", murmelte Summer nachdenklich.

"Das würde meine Mom nie machen.", verteidigte ich sie schwach, wobei ich mir da nicht ganz sicher war.

Summer sah mich mit einem Blick an, der wohl Sicher? ausdrücken sollte, doch es kam kein Laut mehr über ihre Lippen.

"Nun bist du dran. Erzähl mir deine Familiengeschichte.", forderte ich sie lächelnd auf.

"Na gut.", grinste sie, "Ich bin in Charleston geboren und aufgewachsen und das als eines von 5 Kindern. Ich habe einen jüngeren Bruder und eine jüngere Schwester. Das gleiche noch einmal als 'Alt-Format'. Wir haben außerdem noch eine Labradorhündin, zwei Meerschweinchen, sowie drei Kaninchen."

"Wow.", kam es mir nur über die Lippen und sah sie mit großen Augen an. Das hörte sich nach Chaos an. Aber mir entging das Strahlen nicht, das in ihren Augen erschien als sie von ihrer Großfamilie zu sprechen begann.

"Das ist bestimmt echt toll mit so vielen Geschwistern aufzuwachsen!", staunte ich und versuchte mir auszumalen, wie mein Leben verlaufen wäre, wenn ich Geschwister gehabt hätte. Mir wären sicherlich einige einsame Stunden und Tränen erspart geblieben, in dem ich den Kindermädchen das Leben zur Hölle gemacht hatte. Und das nur, weil sich meine Mom die ganze Zeit mit ihren Verehrern vergnügte, während ihre kleine Tochter Zuhause saß und sehnsüchtig auf ihre 'Mommi' wartete.

"Ja, ist es echt. Dafür ist jede Menge Streit vorprogrammiert und die ganzen Eskapaden erst!", lachte sie leise und ich stimmte mit ein.

Die letzten 5 Minuten widmeten wir unsere Aufmerksam wieder dem Unterricht, ehe wir von dem Schulgong erlöst wurden. Ich packte meine Schulsachen wieder in meine Tasche ein und wollte mich gerade aufrichten, als sich plötzlich eine Horde Mädchen um mich versammelte. Sie sahen mich gierig an, als wäre ich das letzte Produkt einer limited edition.

Auf einmal machten ein paar Mädchen einen Schritt zurück, sodass sich ein anderes nach vorne schieben konnte um sich vor mir aufbauen zu können.

Blonde Locken umrahmten ihr zartes Puppengesicht. Blaue Kulleraugen beäugten mich, während sie ihre Hände in ihre schmale Wespentaille stützte. Ihre Kleidung, die aus einem weit ausgeschnittenen Top, einem Minirock und mörderischen Pumps bestand, bedeckte gerade so das Nötigste.

Die anderen Mädchen wichen schon fast verängstigt zurück, als die blonde Königin ihnen einen giftigen Blick zu warf. Nun gut, Medusa würde es eher treffen.

"Kelsey richtig?", fragte sie mich spöttisch und musterte mich abschätzig. In ihrer Anwesenheit fühlte ich mich wie ein Kartoffelsack.

Ich nickte. Nur nicht unterkriegen Kelsey, auch wenn diese Barbie dich mit ihrem gefühlt zwei Meter langen Beinen niedertrampeln will!

"Und du bist wer?", fragte ich und zwang mich freundlich zu klingen. Ein Zickenkrieg war das Geringste auf das ich im Moment Lust hatte.

"Tss.", gab sie von sich, "Ashley."

"Freut mich, Ashley.", entgegnete ich. Mehr oder weniger.

"Und nur damit du es weißt, er gehört mir! Nur weil du neu an der Schule bist, heißt das nicht, dass du dir gleich alles unter den Nagel reißen kannst!", giftete sie mich an.

"Eh die Frage scheint mir unpassend, aber über wen reden wir jetzt genau?", stellte ich mich dumm. Es war zwar weniger freundlich von mir, aber ich konnte mich nicht davon abhalten Medusa-Barbie auf die Palme zu bringen.

"Na wen wohl?! Devon natürlich! Wen du ihm noch einmal zu nahe kommst, dann kannst du was erleben!", keifte sie.

"Er hat mir nur den Raum gezeigt. Komm mal wieder runter!", verteidigte ich mich und hob meine Hände. Langsam wurde mir das wirklich zu albern.

"Ich soll runter kommen?! Ich glaub du weißt nicht mit wem du hier sprichst!!!", knurrte sie mich an und hob bedrohlich ihre Linke Hand.

Sie würde doch nicht...?

Oh doch würde sie.

Ihre Hand sauste nach unten und kam meinem Gesicht dabei verdammt nahe.

Ich kniff meine Augen zusammen und wartete auf den eintreffenden Schmerz.

Doch er kam nicht.

Blinzelnd öffnete ich sie wieder und betrachtete erstaunt das Bild, was sich vor mir ergab.

Devon war hinter Ashley aufgetaucht und hatte ihr Handgelenk fest mit seiner Hand umklammert, ehe ihre mein Gesicht erwischen konnte.

Mit knallroten Kopf und zusammen gepressten Lippen sah sie zu ihm hoch.

"Wer wird denn gleich? Wir wollen doch nicht so unhöflich zu unserem Frischfleisch sein.", sagte er locker und mit einem amüsierten Unterton.

Eingeschnappt riss sie sich von ihm los, nahm sie ihre Tasche und rauschte mit zwei anderen Mädchen von dannen.

Und ich stand da, mit offenem Mund und versuchte zu realisieren, was sich gerade vor mir abgespielt hatte.

My new Badboy Stepbrother #Wattys2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt