▪ 4. Kapitel ▪

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Ich sammelte mich einen Moment um nicht gleich an meinem ersten Schultag einen Wutanfall zu bekommen. Schließlich atmete ich einmal aus und wieder ein, ehe ich meine auf dem Boden verstreuten Sachen wieder einsammelte.

Der Junge sah mir regungslos zu, ein Gentlemen schien er also nicht zu sein. Ich hatte wahrscheinlich zu viele High-School Filme gesehen, in denen ein Junge ein Mädchen anrempelt. Nachdem er sich entschuldigt hatte, hilft er ihr, ihre Sache wieder aufzusammeln. Wobei sich die beiden gefährlich nahe kommen.

Tja, mein Gegenüber sah nur abschätzig auf mich herunter und nahm es nicht mal in Betracht sich bei mir zu entschuldigen oder mir ansatzweise zu helfen.

"Vielen Dank für deine Hilfe!", gab ich knapp von mir, als ich wieder sicher auf meinen Beinen stand. Plötzlich wurde seine kalte Fassade weich und er entblößte eine Reihe strahlend weißer Zähne. Warum lächelte er denn auf einmal?

"Du kennst mich nicht oder?", fragte er mit Nachruck in der Stimme.

"Nö, sollte ich wohl?", fragte ich ehrlich und zog eine Augenbraue hoch.

*Ironie* War er wohl ein Gott? - Dann tat es mir leid für ihn, ich hatte mich noch nie für die griechische Mythologie interessiert.

Wobei er hätte schon ein gefallener Engel sein können. Mit seinen schwarzen wuscheligen Haaren und diesen tiefblauen Augen, in denen man zu versinken drohte.

Das er mich ebenfalls musterte, entging mir nicht. Sein Blick rutschte von meinem Gesicht ein Stockwerk tiefer. Ich errötete, seine Augen ziehten mich förmlich aus.

Schnell klemmte ich mir meine Bücher vor meine Brust und räusperte mich.

"Du kannst mir nicht zufällig sagen, wo sich der Raum 236 befindet?", wechselte ich schnell das Thema. Und hoffte inständig, das sein Blick wieder meinem begegnete.

Das tat er. Er blickte mich für einige Sekunden stumm an, in denen ich schon Angst gehabt hatte, er hätte seine dunkle und raue Stimme verloren.

"Zufällig ja. Denn gaaanz zufällig hab ich da jetzt auch Unterricht.", gab er Schulterzuckend von sich.

Dieser Kerl machte mich noch kirre.

"Dann kann ich sicherlich mit dir mitkommen?", hakte ich nach, da er nicht den Anschein erweckte, mich freiwillig mitzunehmen.

"Aber nur wenn du 2 Meter Abstand von mir hältst.", entgegnete er kühl und drehte sich um.

Sollte das ein schlechter Witz sein? Ich starrte seinen muskulösen Rücken an und schüttele meinen Kopf. Er wollte mich sicherlich nur auf den Arm nehmen.

Nein, wollte er nicht. Auch wenn ich ihm nur Ansatzweise zu nah kam, hob er einen Finger ohne mich eines Blickes zu würdigen und ich lies mich wieder etwas nach hinten fallen.

Unbemerkt hob ich meinen einen Arm hoch um nach einen Grund zu suchen, warum er mich auf Abstand hielt. Stinken tat ich schonmal nicht. Geduscht hatte ich ja auch erst gestern Abend, außerdem trug ich ein leichtes blumiges Parfum. Mundgeruch war auch nicht vorzufinden, ich hatte schließlich Zähne geputzt und nach dem Frühstück extra noch einmal meinen Mund ausgespült, damit ich ja keine unangenehmen Essensreste zwischen meinen Zähnen hatte.

Der Fall blieb fürs erste unaufgedeckt.

Auf einmal hielt er ohne eine Vorwarnung vor einer großen weißen Tür, sodass ich fast ein weiteres Mal in ihn hinein lief. Gereizt sah er mich an, ehe er ohne zu klopfen die Tür aufriss und eintrat. Ich folgte ihm mit etwas Abstand.

Während er, ohne auf das mahnende Kommentar des Lehrers einzugehen, dass nicht das erste zu sein schien, auf seinen Platz in die letzte Reihe zusteuerte, blieb ich schüchtern vor der Klasse stehen.

Der junge Biologielehrer stellte sich kurz vor und bat mich das ebenfalls zu tun.

Ich hob meinen Kopf und drückte meine Schultern runter. Ich wollte nicht wie die schüchternde, aber auch nicht wie die eingebildete Neue wirken.

"Hey alle zusammen, ich bin Kelsey Morrison und komme aus Philadelphia.", gab ich lächelnd von mir und blickte in die Klasse mit den knapp 25 Schülern.

Allesamt starrten mich neugierig an, nur das Alien, das mich mit in die Klasse begleitet hatte, sah aus dem Fenster und schien sich nicht einmal annäherungsweise für mich zu interessieren.

Der Lehrer bedankte sich bei mir und teilte mir einen Platz neben einen Mädchen in der vorletzten Reihe zu.

"Hey.", begrüßte ich das Mädchen, als ich mich neben sie setzte.

Sie war hübsch. Rote Korkenzieherlocken standen ihr vom Kopf ab und haselnussbraune Augen strahlten mir entgegen.

"Hey Kelsey. Ich bin Summer!", stellte sie sich mit einer piepsigen Stimme vor.

"Freut mich.", entgegnete ich ebenfalls lächelnd. Ich hatte das Gefühl, das Summer und ich uns gut verstehen würden.

"Also, du kennst Devon bereits? Wie nah steht ihr euch denn?", fragte sie gespannt und sah mich mit großen Augen an.

"Bitte wer?", fragte ich und zog eine Augenbraue hoch, hatte aber bereits eine Vermutung um wen sich das Gespräch nun drehte.

"Na der heiße Typ mit dem du ins Klassenzimmer gekommen bist?!", sagte sie schon fast etwas geschockt, als sie meine Antwort hörte. "Devon Hoover, 18 Jahre alt. Der heißeste Typ der Schule und zugleich der gefährlichste. Er bricht den Mädchen Reihenweise das Herz ohne mit der Wimper zu zucken. Achja, Regeln zu brechen ist sein Hobby. Uuund er ist Kapitän des Footballteams.", gab sie mir die Kurzfassung.

Ich warf einen Blick über meine Schulter. Devon unterhielt sich mit einem anderen Kerl, während er ganz offensichtlich mit seinem Handy spielte. Obwohl es der Lehrer gemerkt zu haben schien, hatte er wahrscheinlich nicht den Nerv mit ihm herum zu diskutieren. - Nach den Aussagen von Summer zu urteilen.

"Ein Badboy also?", gab ich schließlich entnervt von mir.

Na das konnte ja heiter werden...


My new Badboy Stepbrother #Wattys2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt