Ein Ruck fuhr durch meinen Körper und ich setzte mich Kerzen gerade auf. Ein Blick auf meinen altmodischen Wecker zeigte mir, das es erst kurz vor sechs Uhr morgen war. Seufzend und erleichtert zugleich lies ich mich zurück in mein Kissen fallen. Ich hatte schon befürchtet verschlafen zu haben. In Philadelphia war sechs Uhr morgens meine normale 'Aufstehzeit' gewesen. Ich hatte dort immer schon um sieben Uhr morgens los gemusst, damit ich ja nicht den ersten Schulgong verpasste. In Großstädten war der morgendliche Trubel nämlich ein Albtraum. In den U-Bahn Stationen quetschten sich die Leute aneinander vorbei und es glich eher einem Stau, wie auf den Straßen. Man konnte sich weder vorwärts noch rückwärts bewegen.
Nach kurzem Überlegen schlug ich meine Bettdecke zurück und stand auf. Mein erster Weg führte mich wieder zu meinem Fenster, welches ich weit aufriss. Eine angenehme morgendliche Frische begrüßte mich. Von hier aus konnte ich auch den sanften Wellengang des Meeres beobachten. Einen kurzen Moment verweilte ich an meinem Fenster, bevor ich das Zimmer verlies.
Als ich im Bad fertig war, schlüpfte ich aus meinem Schlafsachen, rein in ein weißes luftiges Kleid mit Spagettiträgern. Ich kämmte mir meine langen fast dunkelbraunen Haare und lies sie mir wie immer in weichen Wellen den Rücken herunterfallen. Nachdem ich mich leicht geschminkt hatte, stieg ich die Treppe herunter und wollte eben an der Schlafzimmertür meiner Mutter klopfen, als sie geöffnet wurde.
Ein etwas verpennt aussehender Mann stand in Boxershorts vor mir und sah mich überrascht an. - Ich sah entsetzt zurück. Er wirkte jünger als meine Mom, aber sie hatte immer schon eine Vorliebe für junge Typen gehabt, die ihre Söhne hätten sein können oder mein Freund.
"Oh...äh...so...sorry.", druckste ich unsicher herum und sah peinlich berührt von seinem nackten und muskulösen Oberkörper weg. "I...ich wollte nur meiner Mutter bescheid geben, das ich früher zur Schule fahre.", knirschte ich verlegen mit den Zähnen, machte zugleich auf dem Absatz kehrt und sah zu das ich aus dem Haus kam.
* * *
Nur vereinzelte Schüler saßen im Bus, als ich dazu stieg. Ich lies mich auf eine der hinteren Bänke nieder und steckte mir meine Kopfhörer in die Ohren. Ich lehnte meine Stirn an der kalten Fensterscheibe an und betrachtete den Filmriss aus Häusern, Bäumen und Straßen, der an mir vorbei rauschte.
Da ich noch gut eine Stunde Zeit hatte bis der Unterricht begann, beschloss ich mich über die verschiedenen AG's zu informieren, die hier an der Schule angeboten wurden. Ich lief durch die leeren Gänge und steuerte zuerst mein Schließfach an. Danach machte ich mich auf die Suche nach dem 'schwarzen Brett', an dem die Listen aushingen. Ein paar Schüler und Lehrer kamen mir entgegen, die mich jedoch ignorierten, weshalb ich sie auch nicht weiter beachtete.
Ich wollte eben um die eine Ecke biegen, als ich aus der entgegen gesetzten Richtung ein Schluchzen vernahm. Vorsichtig näherte ich mich dem Geräusch. Hätte ja gut sein können, dass um die Ecke ein Bär auf mich wartete! Aber was sich vor mir abspielte überraschte mich. - Oder eigentlich auch nicht.
Devon Hoover. Wer sonst?! Er hatte seine Hände in seinen Hosentaschen vergraben. Zu der schwarzen löchrigen Jeans, trug er ein achselfreies und weit ausgeschnittenes ebenfalls schwarzes Top/ T-Shirt. Dadurch wurden seine vielen Tattoos auf seinem linken Arm entblößt, auch seine Brust schmückten ein paar.
Vor ihm stand ein zierliches Mädchen mit blonden Schulterlangen Haaren. Sie hatte ihre Hände vor ihr Gesicht geschlagen, hinter denen das Schluchzen zu vernehmen war. Auch wen sie ihr Gesicht zu verstecken versuchte, sah ich die Tränen die ihr ununterbrochen über die Wangen strömten.
Ehe ich wusste was ich machte, lief ich schon auf die beiden zu.
"Eh!", rief ich von weitem, "Was ist hier los?", fragte ich zürnisch und funkelte den Schwarzhaarigen muskulösen jungen Mann an, der fast 2 Köpfe größer war als ich.
Dieser hob den Blick und sah mich ausdruckslos an, er wirkte nicht mal überrascht mich zu sehen.
"Nichts weiter.", sagte er und zuckte mit den Schultern, "Ich hab ihr nur zu verstehen gegeben, dass ich ihre Liebe nicht erwidere."
"Kaltherziger geht's auch nicht, oder?!", knurrte ich ihn an, als ich vor ihm stehen blieb.
"Ich bin nur ehrlich.", entgegnete er mir.
"Du bist doch der, der die Mädchen reihenweise flach legt und jetzt erteilst du einem Mädchen auf einmal eine Absage?!", fragte ich schon fast etwas verwundert. Der Zorn ihm gegenüber war jedoch nicht verflogen.
"Joa schon.", meinte er und zuckte schon wieder mit den Schultern. Allein dafür hätte er eine von mir Gewischt verdient. Er sprach als wären es, das heißt wir Mädchen, irgendwelche lästigen Stechmücken. "Aber ich suche nix festes. Deshalb.", sprach er weiter und schien seine Wortwahl von eben nicht mal ansatzweise bereut zu haben. Ich kochte vor Wut, er hingegen deutete nur auf das Mädchen, das immer noch in sich gesunken an der Wand stand und uns mit nassen Augen anschaute.
"Du bist so ein Idiot! Ich kenne dich erst seit einem verdammten Tag und du kotzt mich schon so dermaßen an!", fauchte ich.
Er blieb immer noch ungerührt, so als würde ich nicht mir ihm sondern der hinter ihm stehenden Wand reden.
"Eben, und trotzdem meinst du mich doch schon wirklich kennen zu müssen.", sagte er und sah mir fest in die Augen. Ein dunkler Schatten huschte über sein Gesicht.
"Glaub mir, dass will ich auch erst gar nicht!", feuerte ich ab und ging an ihm vorbei zu dem verheulten Mädchen. Ich legte meinen Arm beschützerisch um sie.
"Na komm, wir gehen auf die Toilette und dann richten wir dich wieder her!", sagte ich aufmunternd und in einem sanften Tonfall zu ihr.
Sie nickte und lies sich von mir zu dem Mädchenklo führen. Ein Blick über meine Schulter zeigte mir, dass Devon immer noch da stand und uns nach sah. Seine Kobaltblauen Augen begegneten meinen, ehe er sich umdrehte und den Gang hinunter lief.
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Hallöle,
Ich danke dir vielmals fürs Lesen & würde mich wie immer seeehr über ein Sternchen & Kommentar freuen! :)
~> Auf dem Bild seht ihr diesmal Devons Tattoos xp
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My new Badboy Stepbrother #Wattys2016
Teen Fiction"Und ja... vielleicht ist er von Grund auf böse, aber wenn er lächelt, sehe ich nur das Gute in ihm." Kelsey, 17 Jahre jung, musste widerwillig den Umzug von Philadelphia in die Kleinstadt Charleston antreten und das in ihrem letzten High School Jah...