▪ 6. Kapitel ▪

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Die Zuschauermenge, die sich in einem Kreis um mich und Ashley gestellt hatte, löste sich langsam auf. Überall wurde getuschelt. Blicke wurden Devon und mir zugeworfen, doch dieser scherte sich einen Dreck und drehte sich ohne ein weiteres Wort um, steckte seine Hände in seine vorderen Hosentaschen und verlies das Zimmer.

In diesem Moment betrat auch Summer wieder den Raum, die gleich auf die Toiletten verschwunden war, als es zur Pause geklingelt hatte. Sie lief auf mich zu und wedelte mit einer Hand vor meinen Augen herum, als ich keine Reaktion zeigte.

"Kelsey?! Hast du einen Engel gesehen oder warum starrst du so in die Ferne?", fragte sie mich, legte ihre Hände auf meine Schultern und schüttelte diese heftig.

Ich kam wieder langsam zu mir, schloss kurz meine Augen, ehe ich diese wieder öffnete und in Summer's Haselnussbraune sah.

"Sorry, mir ist gerade etwas echt absurdes widerfahren.", gab ich immer noch etwas geschockt von mir.

Stirnrunzelnd betrachtete mich Summer und führte mich zu meinem Platz, wo ich mich auf meinen Stuhl nieder lies und einen Schluck aus meiner Wasserflasche nahm.

"Erzähl!", forderte sie mich auf, als sie sich neben mich setzte.

Und das tat. Ich erzählte ihr von dem Vorfall mit Ashley, wie sie ausgetickt war und vor hatte mir eine Backpfeife zu geben, schließlich bis hin zu meiner Rettung von Devon.

"Dieses Biest!", entfuhr es Summer und entschuldigte sich tausend mal bei mir dafür, das sie nicht an meiner Seite gestanden hatte, "Die denkt auch, dass ihr alles gehören würde!"

"Sind sie und Devon denn zusammen?", fragte ich und wollte nicht zu interessiert klingen.

"Nicht das ich wüsste.", meinte sie nachdenklich, "Das Ashley auf ihn steht, ist ja nicht zu übersehen! Aber Devon lässt sie, genau wie alle anderen Mädchen, immer wieder abblitzen. - Es ist ja schon ein Wunder, das er überhaupt eingegriffen hat. Normalerweise macht er das nicht bei Ashley's Machenschaften."

Ja, überrascht hatte Ashley allemal ausgesehen, als plötzlich Devon hinter ihr aufgetaucht war. Aber auch alle anderen Zuschauer hatten ihn entgeistert angesehen.

Ich konnte nicht verhindern, das sich meine Wangen leicht röteten.

"Weißt du wo ich ihn finde? Ich würde mich gerne dafür bei ihm bedanken!", fragte ich Summer, die mich mit großen Augen ansah.

"Ja klar.", gab sie schließlich von sich, "Ich begleite dich mit hin."

Wir nahmen unsere Taschen auf und verließen das Klassenzimmer.

* * *

Ich sah ihn schon von weitem. Wir waren auf dem Pausenhof angekommen und überquerten diesen nun. In der hintersten Ecke unter einer großen Eiche hatten sich, neben Devon und seine Kumpels, auch einige aufreizende Mädchen gesellt. Um das eine hatte er seinen Arm gelegt, während er an einer Zigarette zog.

"Bist du dir sicher, ob du dich jetzt bei ihm bedanken willst?", fragte mich Summer fast schon flehend, als wir nur noch einige Meter von ihm entfernt waren.

"Ja.", sagte ich entschlossen.

"Okay nein.", sagte ich kurz danach weniger entschlossen, "Es wird noch tausend an Möglichkeiten geben, wo ich mich bei ihm bedanken kann. Das hat Zeit."

Erleichtert sah mich Summer an und wir traten den Rückzug an. Doch auf einmal hörte ich mir eine bekannte Stimme sagen: "Ey Frischfleisch! Wohin so eilig?"

Frischfleisch wirklich? Wahrscheinlich war ich in dem Moment auf seiner 'Flach-Leg-Liste' ganz weit nach oben gerutscht, als er erfahren hatte das ich die Neue hier an der Schule war. Im Gegensatz zu anderen Mädchen widerte mich dieser Gedanke nur an. Ich würde ganz sicher nicht auf ihn reinfallen.

"Nenn mich nicht so!", knurrte ich ihn an, als ich mich umdrehte.

Das war eine schlechte Entscheidung.

Er bahnte sich einen Weg durch die Gruppe, wobei er das Flittchen von sich weg schubste. Im nächsten Moment stand er ganz dicht vor mir. Zog einmal kräftig an der Zigarette und blies mir seinen warmen und nach Nikotin stinkenden Atem ins Gesicht. Übelkeit stieg in mir hoch, doch ich zuckte nicht einmal mit der Wimper. Ich würde keinen Schritt nach hinten machen um ihm damit verstehen zu geben, das ich mich ihm unterwerfe. Ich reckte mein Kinn und sah in seine verdammt schönen Augen. So blau, wie der tiefe Ozean.

"Du stinkst.", zischte ich und funkelte ihn an. Der Geruch seines Aftershaves stieg mir in die Nase, das ich um einiges angenehmer, als den Gestank seines Atems, fand.

"Oh ein Kätzchen. Ich steh auf kleine Tiger.", murmelte er mit seiner rauen Stimmen. Wickelte sich eine meiner dunkle Haarsträhne um den Finger, ehe er sie hinter mein Ohr schob.

Ich hielt den Atem an. Wie wahrscheinlich der gesamte Pausenhof, alle Augenpaare waren auf uns gerichtet. Die Gespräche verstummten. Nur ruhig bleiben, so ein Typ wird dir nicht an deinen ersten Tag den Kopf verdrehen. , redete ich mir immer wieder ein. Wo bleibt nur dein verdammtes Selbstbewusstsein?!

Ich atmete aus. Auf einmal erschien ein schon fast teuflisches Grinsen auf meinem Gesicht. Adrenalin durchströmte meinen Körper.

"Dann tut's mir leid für dich. Denn das Kätzchen steht nicht so auf Kiffertypen wie dich.", sagte ich mit einer zuckersüßen Stimme, wobei ich mit meinen Wimpern klimperte.

Meine Stimmlage passte nun zwar wirklich nicht zu der teuflischen Aura, die mich umgab.

Ehe ich zu Ende gesprochen hatte, hatte ich mir schon seine Zigarette geschnappt, sie auf den Boden fallen lassen und zertreten. Und das ohne ihn aus den Augen zu lassen. Diese weiteten sich und würden gleich aus seinem Kopf fallen, wenn er sie noch weiter aufriss. Sein Mund öffnete sich, doch es hatte ihm die Sprache verschlagen. Es kam kein Wort über seine Lippen.

Ich drehte mich zufrieden um und zeigte ihm die kalte Schulter, während ich zu Summer zurück ging, die mit offenem Mund und großen Augen das ganze Spektakel beobachtet hatte.

"Lass uns gehen!", forderte ich sie auf und lief ohne auf eine Antwort zu warten wieder Richtung Schulgebäude.

Ich blickte stur zur Schule, da ich den ganzen gaffenden Blicken entgehen wollte, die von allen Seiten zu kamen schienen. Auf einmal fühlte ich mich nicht mehr so sicher, wie vor einer Sekunde noch.

Es dauerte kurz bis Summer an meiner Seite erschien.

"Das nenn ich mal einen filmreichen Auftritt!", grinste sie.

My new Badboy Stepbrother #Wattys2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt