rest and perfection

33 1 0
                                    

Andy

Ich war nachhause gegangen, hatte immer wieder auf mein Handy geschaut und gehofft das Samuel sich meldet oder sich irgendwer meldete. Meine Gedanken waren nur bei Liandra und Lilly...mein Kopf war voll davon und es machte mich verrückt. Es machte mich verrückt das ich nicht wusste wo sie waren, wie ich ihnen helfen konnte und wie es ihnen ging. Aber noch viel schlimmer war die Tatsache das ich nicht verstand wieso die beiden – besonders Liandra – mir so wichtig waren. Ich hatte sie so kurz gesehen und mich in sie verliebt, das wusste ich und war mir auch klar darüber. Aber wieso ? Was hatte sie an sich das mich so faszinierte ? Ihre Augen ? Ihre Stimme ? Ich wusste es nicht, immer schemenhafter wurden die Erinnerungen an sie. Und ich fürchtete mich davor das ich bald kaum noch Vorstellungen von ihr haben könnte. Ich schämte mich dafür, war sogar wütend auf mich das mir das passieren könnte. Aber die Zeit in der ich sie gesehen hatte war zu kurz. Ihr Gesicht werde ich nie vergessen, da war ich mir sicher. Es war eingebrannt in mein Gedächtnis für immer. Aber ihre Stimme, ihren Körper. Jetzt noch konnte ich es deutlich vor mir sehen aber was wäre in ein paar Wochen, Monaten oder sogar Jahren ? Was ist wenn sie dann immer noch nicht aufgetaucht ist ? Ich schauderte bei dem Gedanken. Das durfte nicht passieren, sie mussten vorher gefunden werden. Ich musste sie vorher finden. Ich öffnete die Wohnungstür und ging hinein, schmiss meine Jacke auf den Boden und ging direkt in Richtung Bett. Es war spät Nachmittag, noch gar nicht mal dunkel aber ich fühlte mich als wäre ich tage lang wach gewesen, als wäre ich ein Schlafwandler...nur wach und nie schlafend. Mein Körper und Geist gab bald auf und ich wusste sowieso nicht was ich tun sollte. Ich konnte nur warten. Nicht mehr. Zwar könnte ich Musik machen, neue Lieder schreiben. Aber ich hatte schlicht weg keine Lust. Musik das...das war etwas das von Herzen kommen musste, das von alleine aus einem hinaus dringen sollte. Und momentan wollte nur der Schlaf sich in mir ausbreiten. Ich zog die Schuhe aus, meine Hose auch, Shirt ließ ich an und stieg ins Bett. Schaltete den Fernseher ein und zog die Decke bis zum Kinn. Plötzlich war mir kalt und ich war froh als die Wärme sich langsam um mich herum ausbreitet. Ich seufzte und schaute kurz zum jetzigen Programm, irgendeine Telenovela die mich sowieso nicht interessierte. Es war er so eine Art Hintergrundgeräusch das mich ruhig und entspannt stimme. Viel mehr interessanter war der Blick nach draußen. Zu sehen wie der Himmel immer mehr Orange wurde, dunkler und die Sonne sich dem Boden neigte. Ich beobachtete es, ich starrte die Sonne sozusagen an und ...genoss es. Es begann sich eine innere wärme in mir aufzubauen, eine ruhe die ich die letzten Tage nicht hatte. Sehr lange nicht mehr gespürt hatte. Zwar hatte ich zuerst wieder tausend Gedanken, ich konnte sie auch nicht einfach so abstellen. Aber sie wurden ruhiger, sie wurden verschwommener in meinen Gedanken und irgendwann sah ich nur den Orangen Ball am Himmel und dachte an nichts. An rein nichts. Einfach nur an das Licht und die Wärme der Sonne, an ihre Schönheit als sie sich langsam herab senkte und sonst an nichts. Es war mir fremd dieses Gefühl, es war ungewohnt nach so langer zeit diese Ruhe zu fühlen und zu spüren. Und immer mehr ließ ich meine Augen zu gleiten, schloss sie langsam um den Sonnenuntergang nicht zu verpassen und schloss sich irgendwann endgültig. Und schlief ehe ich mich versah ein.

,,Andy.'', flüsterte Liandra und streckte mir die Hand hingegen. Ich lächelte, mein Herz pochte in einem unregelmäßigen Rhythmus und ich fühlte mich...ganz. Ich nahm ihr Hand und spürte die Wärme die von ihr ausging. Sie schaute mir in die Augen, sie funkelten in einem wunderschönen grün und ihr Lächeln war atemberaubend. Ich zog sie zu mir und legte meine Arme um ihre Taille. ,,Liandra'', flüsterte ich zurück und ihre Wangen wurden leicht rot. Sie legte ihren Kopf an meine Brust und ich drückte sie noch enger an mich. Mein Kinn ruhte auf ihrem Kopf und ich hörte ihren ruhigen Atem, spürte ihre wärme. Es war wunderschön, dieser Moment war einzigartig und ich wollte ihn nie wieder missen müssen. ,, Ich liebe dich.'', flüsterte ich und sie löste sich von mir, jedoch blieb sie immer noch nah bei mir. Ihre Augen schauten mich liebevoll an und dann legte ich meine Lippen auf ihre. Ich konnte nicht anders, ich musste es einfach tun. Ich begann sie zu küssen, merkte das sie kurz inne hielt aber dann genauso ihre Lippen in Gleichklang mit meinen brachte. Mein Körper begann in Flammen aufzugehen, so quälend schön war dieser Kuss. Ihre Lippen weich und zart, so etwas hatte ich noch nie in meinem Leben gespürt. So vollkommen. Langsam vollzogen unsere Zungen ein spiel das keiner Gewinnen würde aber bei dem jeder die liebe des anderen spürte. Mein Herzschlag, ihr Herzschlag, sie wurden beide eins und schlugen in völliger Harmonie. Ich drückte sie wieder an mich, ließ meine Hände von ihrem Nacken bis zu ihrer Hüfte hinuntergleiten, spürte wie sie in mein Haar griff. Meine Lippen nie mehr los lassen wollte. Und ich wollte es genauso wenig, dieser Moment sollte für immer bestehen und sicherlich nie enden.

Samuel

Nachdem ich mir die Hände Desinfiziert hatte und alle Tücher sowie Instrumente mir bereit gelegt hatte atmete ich noch einmal tief durch. Dies war ein Durchbruch für mich und für mein Wissen. Diese Operation hatte mir viele Nerven gekostet. Ich hatte viel gelesen, mich viel informiert und war unglaublich stolz auf mich das ich es mir zu traute und am meisten war ich gespannt auf das Ergebnis. Bevor ich jedoch den ersten Schnitt setzte gab ich ihr noch eine Betäubungsspritze direkt um das Arial des Knies bei dem ich anfing. Ich wollte auf Nummer sicher gehen und nichts riskieren. Im Grunde sollte D1 auch keine Schmerzen haben und auch das versuchte ich damit vorzubeugen. Dann nahm ich mein Skalpell und setzte den ersten Schnitt oberhalb der Kniescheibe die auf Latein Patella genannt wird. Zuerst schnitt ich nur in den Muskel...und direkt floss das erste Blut. Das rote Sekret raubte mir fast den Atmen ich fand es immer wieder faszinierend zu sehen wie ein Körper so schnell reagierte, wie er so schnell gegen oder mit Problemen arbeitete und versuchte sie zu stoppen. Doch ich half dieses Mal mit Tüchern und Tupfer nach und lagerte sie rund herum des Schnittes an nachdem ich die Klemmen in den Schnitt gelegt hatte um das Innere des Knies großflächig frei zu legen und begann dann den nächsten schnitt. Ich hatte vor diese von Oben hinauszuziehen, nicht rund herum wie es einige Ärzte machen. Ich wollte wenig vernähen und kaum Narben haben. Es sollte ein kleiner, präziser Eingriff werden und das hatte ich von vorne bis hinten geplant das es so auch werden sollte. Als nächstes kam die Sehne die ich bestehen lassen konnte jedoch würde sie Ausleihern und es würde in ein paar Jahren nur Probleme machen, also entschied ich mich dafür sie zu durchtrennen. Ein weiterer schnitt und ich sah genau wie die Sehne sich in zwei Teile teilte und in Richtung Oberkörper und Richtung Fuß schnellte. Es machte ein leises ratschendes Geräusch und es klang wie Musik in meinen Ohren. Ein Lächeln machte sich auf meinem Gesicht breit. Nun ging es an das etwas schwierigere Stück der OP. Ich musste nun die Kniescheibe von Oben aus dem Knie heraus ziehen und darauf achten den Knorpel der an dem Oberschenkelknochen haftete nicht dabei zu zerstören oder zu demolieren. Auch das Problem das ich keine weiteren Sehnen oder Nerven zerreißen durfte stand noch im Raum aber ich war mir sicher dass ich es schaffen würde und schnappte mir jetzt meine Allis-Klemme mit der ich die Patella sicher greifen konnte und auch längerfristig festhalten konnte damit auch jede Bewegung genauestens und kontrolliert ausgeführt werden konnte. Und dann begann ich damit sie hinaus zu nehmen. Ich steckte die Spitze der Klemme in Öffnung, es war weich und dehnbar, wie Gewebe nun mal ist und ich konnte unter dem Licht der grellen Lampe genau erkennen welche Adern sich zusammenzogen, sich weiteten oder gar platzten. Kleine Blutgefäße waren nicht weiter schlimm, solange ich keine größere Ader traf – aber das würde mir , der Perfektionist aller Perfektionisten , nicht passieren. Ich drang nun tiefer in den schnitt ein und spürte schnell etwas hartes was die Patella sein musste, was anderes war dort auch nicht das diese harte und steife Konsistenz hatte. Ich weitete die Öffnung der Klemme und sah wie die Haut sich hob. Dann legte ich vorsichtig die Klemme um die Patella und griff zu. Vorsichtig zog ich Millimeter um Millimeter die knöchrige Scheibe hinaus und freute mich innerlich wie ein kleines Kind an Weihnachten als ich das erste kleine Stück sehen konnte. Sekunden später sah ich schon die Hälfte der Hautfarbenden Ovalen scheibe, die mit Blut und einer weißen gallertartigen Substanz umgeben war, die selbstverständlich die Knorpelschicht der Kniescheibe war. Da es aber nicht die Masse war, konnte ich beruhigt sein das auf dem Oberschenkelknochen noch genug war. Und dann –endlich – hielt ich sie mit der Klemme vor meinen Augen. Ich hatte es geschafft. Die Wunde blutete leicht, nicht viel und auch darauf war ich unglaublich stolz das es kein Blutbad gegeben hatte. Doch der Anblick von diesem Stück Körper, diesem Teil eines Menschen ließ mein Herz höher schlagen und mein Lächeln wurde zu einem Grinsen. Wie Unglaublich ich sein konnte, wie perfekt alles gelaufen war, wie schön ich gearbeitet hatte. Ich starrte sie an, drehte sie im Licht von links nach rechts und war einfach von purem Stolz eingehüllt.

Bis plötzlich etwas mein Bein berührte.

UnbrokenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt