Truth or Lie ?

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Samuel 

Ich konnte mir mein grinsen nicht mehr verkneifen und funkelte sie übertrieben glücklich an. ,, Das entscheide ich. '', lachte ich und ihre Augen schauten mich verwirrt an. Ihre Pupillen wurden jedoch Sekunden später zu feinen, schwarzen schlitzen als sie verstand was ich damit meinte. Sie hatte richtig gehört. Meine Puppe hatte verstanden wer hier das Ruder in der Hand hatte. Und das dieses Spiel einzig und allein zu meinem vergnügen diente, erkannte sie in diesem Moment, wie ein kleines Kind das endgültig erfuhr das es keinen Weihnachtsmann geben würde.

,, Mistkerl.'', fluchte sie leise und ich wunderte mich das sie sich das traute. Holte aus und traf mit meiner Flachen Hand ihre kalte Wange. Ein klatschen erfüllte den Raum, so wie das Geräusch von tief eingezogener Luft. Ihre Augen begannen zu tränen und ihre Wange färbte sich rot. Liandra schluckte, hielt meinem Blick jedoch stand. Kurz war ich ebenfalls verwundert über mich selber. Das ich sie schlug. Das ich ihr weh tun konnte.  doch seitdem ich in ihrem Blick gesehen habe was sie für Andy empfand, wie sie mir Eiskalt ins Gesicht gelogen hatte - die ganze Zeit - empfand ich für sie nur noch mitleid und Wut. Mitleid, dass ich es so weit hab kommen lassen und sie noch so viel lernen muss, wie man eine vernünftige und respektvolle Puppe werden würde. Wut, dass ich das alles so lange mit mir hab machen lassen. 

,, Anscheinend hast du's verstanden.'', sagte ich kalt und fuhr mir mit der leicht glühenden und vibrierenden Hand durch die Haare. Immer noch wütende, grüne Augen, funkelten mir entgegen. ,, Du willst das ich leide, richtig ?'', erwiderte sie leise und ich zuckte mit den Schultern. Mit einem mal war meine gute Laune wieder vorhanden. Wo auch immer sie herkam. Irgendwo machte es Spaß, ihr wirkliche Angst einzujagen. ,, Wer hat gesagt das ich dir etwas antue. Vielleicht lüge ich ja auch ? Vielleicht wird Andy deine Strafe ertragen müssen. Wer weiß, wer weiß..-.'', antwortete ich verträumt und schaute kurz im Raum umher. Sie biss die Zähne aufeinander und ihr Kiefer verspannte sich. Sie war genauso Hass und Wut erfüllt auf mich, wie ich auf diesen Idioten neben an und auf sie. 

Und in diesem Moment. Zum aller ersten mal in meinem Leben. Zum aller ersten mal in meinen Gedanken. Wollte ich das sie alle langsam und qualvoll sterben. Diese Blicke, diese Worte, diese Diskussionen. Es ging mir einfach nur noch auf die Nerven. Sie sollten gehorchen. Von Anfang an, war dass das was ich nur wollte. Gehorchen. Respekt. Unterwürfigkeit. Aufmerksamkeit. Nicht mehr und nicht weniger. 

Das Endergebnis war ein Haufen verkümmerter, gebrochener, stinkender Menschen - nein Tiere - die nicht mehr wussten was sie mit ihrem Leben anfangen sollten. Anstatt zu mir hinauf zu schauen, mich als Leitfigur und Vorbild zu sehen - natürlich nicht - wiedersetzten sie sich immer noch. Und auf diesen ganzen Scheiß hatte ich absolut keine Lust mehr. 

Lächelnd verschränkte ich wieder die Arme, ließ mir nichts anmerken und schaute sie freundlich an. Vielleicht würden beide das Spiel nicht überleben und somit wäre endlich ein Ende in Sicht. Wer weiß das schon... 

Andy 

Flackernde Punkte reihten sich vor meinen Augen aneinander. Mein Hals brannte wie feuer doch mein Bein war im Gegensatz dazu ein Witz. Stöhnend machte ich die Augen auf und strich mir die Haare aus dem Gesicht. Blinzelte gegen das helle Licht und schaute kurz umher. Es hatte sich nicht verändert. Wie auch. Samuel waren wir egal. Und als ich mein Bein sah, die Blutlache vor mir, und den Schmerz in meinem ganzen Körper spürte. Wusste ich das wir ihm mehr als egal waren. Er hatte das was er wollte von uns bekommen und nun waren wir langweilig. Abfall. Überreste von jenen, die einmal gelebt hatten. Einzig und allein  Hüllen aus Haut und Fleisch waren übrig. Es gab nichts mehr was er uns antun könnte - er hatte sich schon alles genommen. 

Vorsichtig drehte ich mein Bein und biss mir dabei so stark auf die Zunge das ich schon bald den metallischen und ekelerregenden Geschmack von Blut in meinem Rachen schmeckte. Doch nun war der Schmerz etwas erträglicher und ich hatte einen besseren Blick auf die Wunde, die sich von meiner Kniekehle bis hin zu meiner Ferse zog. Sie war mit sicher 3 Zentimeter tief. An einigen Stellen noch tiefer. Ich glaubte an einer Stelle sogar einen teil meines Knochens zu sehen, aber vielleicht bildete ich mir das auch nur ein. Mein Magen rumorte und mir wurde schlecht als ich den langsam austretenden Eiter sah der aus der leicht gebildeten Kruste rund herum des Schnittes heraustrat. Das Blut war verkrustet und dunkelrot -  fast schwarz - am Boden und an meiner Haut angeklebt. Wenn ich keine Hilfe bekam, würde ich an einer Blutvergiftung sterben. Soviel war mir klar. Laufen konnte ich ausschließen. Ich würde noch nicht einmal stehen können, so viel schmerzen würde mir alleine das aufrichten bereiten. Liandra war meine einzige Hoffnung. Und sie war selber am Rande des Wahnsinns angelangt. Eine Träne der Verzweiflung rann über meine Wange.  Doch noch bevor ich anfangen konnte mich meinem Zweifel und meiner Angst hinzugeben, hörte ich Stimmen auf dem Nebenraum, schluckte und lauschte den beiden. Zumindest lebte sie noch. Und die Betonung lag auf ,, noch''. Leben war in dieser Hölle sowieso der falsche ausdruck aber es war mehr als der Tod, jemals sein würde. 

UnbrokenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt