one less

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Samuel

Was zum Teufel glaubten diese drei dort unten ? Das sie diejenigen waren die sich gegen mich erheben konnten ? Glaubten sie wirklich sie seien stärker und mir überlegen ? Das glaubten sie doch selbst nicht !? Ich schüttelte den Kopf und schaltete die Mikrofonanlage aus. Ich biss mir auf die Lippe und raufte mir die Haare. Mein Blut begann in meinen Adern zu pulsieren und ich fragte mich ob ich so viel falsch gemacht hatte ? Sie sollten mir gehorchen, meinen Befehlen folgen und mich respektieren. Nicht fertig machen oder einen Plan aushecken wie sie mich am besten fertig machen können. Ich war hier der Boss, der Chef und derjenige der über sie bestimmte und die Regeln festlegte. Ich ließ mich auf den Küchenstuhl fallen und atmete hörbar aus. ,, Nein.'', flüsterte ich und sah wieder die Szene vor mir, die ich vorhin erst geträumt hatte. Andy über mir, ich auf dem Boden, krümme mich vor schmerzen. ,, NEIN!'', schrie ich um die Gedanken zu vertreiben und schlug mit der Faust auf den Tisch. Niemand würde mich schlagen, erniedrigen oder quälen. Niemand ! Nicht Andy, nicht Liandra oder D1. NIEMAND ! Ich musste ihnen zeigen das ich das Ruder in der Hand hatte. Ich war das Genie, der Perfektionist, der Alleskönner ! Niemand hatte das Recht oder die Kraft dazu mich zu stürzen, mich nieder zu machen oder mich zu zerstören. Ich wusste nur noch nicht wie. Es müsste grauenvoll und einschüchternd sein. Es musste Perfekt sein – sie wie alles was ich tat. Ich stemmte meine Hände gegen meine Stirn und begann nachzudenken. Ließ das Gespräch der beiden nochmal Review passieren und dachte an jedes Wort das die drei Gesagt hatten. Es musste etwas geben das sie erzittern ließ. Etwas herzloses, brutales... Mein erster Gedanke war Liandra. Und gleichzeitig zog sich mein Magen zusammen. Ich mochte sie, sehr sogar. Und ich dachte auch irgendwo das ich sie lieben könnte. Mein Leben hier zusammen mit ihr verbringen könnte. Doch wäre dieser Andy nicht wäre alles viel leichter. ,,Turteltauben.'', hatte Lilly sie genannt. Nie im leben sollte Liandra so einen Kerl abbekommen, so jemand abscheuliches und aufdringliches. Sie brauchte eine Starke Schulter, jemanden dem sie vertrauen konnte. Ich war der Richtige für sie und für ihr Leben, für ihre Bedürfnisse und ihre Träume. Das hatte ich im Gefühl und spürte ihre Zuneigung gegenüber mir. Wirklich ! Sonst würde sie mich nicht in Schutz nehmen, von mir Reden und meinen Namen auf eine Weise aussprechen, auf die noch nie eine Frau meinen Namen ausgesprochen hatte. Andy war das Problem, nicht Liandra oder D1. D1 würde irgendwann von uns gehen, da war ich mir sicher und ich hatte mich eigentlich auch damit abgefunden. Sie war mir sehr wichtig gewesen, sie war mein Versuchskaninchen, doch ich empfand nichts mehr für sie. Ihr Körper war mehr ein Objekt als etwas lediges und wenn sie sterben würde, fände ich es vollkommen okay. Trotzdem musste ich Liandra zeigen das sie mir gehörte und das sie sich nicht Andy hingeben durfte oder sollte. Ich konnte sie nicht quälen. Nein , das konnte ich nicht. Doch als ich mir diesen Gedanken auf der Zunge zergehen ließ, dachte ich daran wie es wäre, ihr etwas schönes anzutun. Etwas lustvolles was gleich mit Qual überging. Etwas das anmachen würde – und mich ebenso. Und Andy – ich begann zu lachen – er würde mich hassen und es würde ihn ein loch ins Herz reißen wenn er sah wie ich seine pseudo Freundin geil machen würde. Mein Lachen wurde lauter und ich begann in meine Hände zu klatschen. Es war DIE Idee. Es war grandios und einfach wunderbar ! Diese Idee war eine meiner besten seit langen. Ich sprang auf und fuhr mir noch einmal durch die Haare, bevor ich mich auf machte in meinen Keller um meine Idee in die Tat um zu setzen. Vor der Tür blieb ich kurz noch stehen und rieb mir die Hände. ,,Showtime.'', lachte ich mir selber zu und öffnete die Tür.

Andy

Nachdem wir drei uns gestritten und angekeift hatte, legte sich eine beunruhigende Stille über den Kellerraum. Liandra schaute hin und wieder zu mir rüber, doch sie verzog keine Mine, lächelte nicht, weinte nicht. Sie blieb einfach ausdruckslos und kalt. Lilly hatte sich wieder zur Wand gedreht und beachtete uns nicht. Ich glaubte wirklich, dass sie ziemlich sauer auf uns beide war. Doch ich persönlich fand nicht das ich – noch Liandra – schuld hatten. Ich wollte sie rette, sie beide, nicht nur Liandra. Doch das würde mir Lilly nicht glauben. Ich seufzte und hörte eine dunkle Stimme hinter der Tür die einige Meter von mir weg war. Liandra schreckte hoch und auch Lilly regte sich etwas. Vielleicht schlief sie doch dann drehte sie sich auch schon um und ich verwarf den Gedanken. Die Tür ging auf und das erste was ich sah waren seine Lederfarbenden, schwarzen Schuhe. Ich fragte mir wirklich woher er das Geld nahm, sich so elegant zu kleiden, solche riesigen Autos vor der Tür zu haben und auch noch ein ganzes Haus zu unterhalten. Dann schaute ich an seiner Jeans hoch, sah sein schwarzes T-shirt und dann seine dunkelbrauen Haare. Er schaute zu Liandra und seine Mundwinkel zogen sich leicht nach oben. Mein Magen rumorte und zog sich zusammen. Wie konnte so ein ekelhafter Mensch so etwas machen. War ihm eigentlich klar, wie krank und gestört er war ? Wusste er das er für diese ganze Geschichte, lebenslang ins Gefängnis kommen würde ? Sein Blick wandte er von ihr ab und ging geradewegs an den Zellen vorbei, würdigte mich keines Blickes und erreichte einige Meter weiter, denn Schrank am Ende des Raumes. Ich runzelte die Stirn und schaute zu Liandra, die mich ebenso fragend anschaute. Lilly schaute ihm hinterher und beachtete uns nicht wirklich. Dann formte ich stumm mit meinen Lippen ,,Was hat er vor ?'', und Liandra beobachtete meine Lippen und zuckte dann mit den Schultern. Dann kam Samuel jedoch schon zurück, seine Schritte hallten auf dem Boden und als ich auf seine Hände schaute, erkannte ich eine Art Handschellen, die er sich geholt hatte. Mein Blick fiel auf sein Gesicht und er starrte geradewegs in meine Augen. Seine Lippen immer noch zu einem süffisanten Lächeln verzogen und seine Augen funkelten. Dann blieb er einige Meter vor mir stehen und legte den Kopf schief. ,, Na gut eingelebt ?'', fragte er und seine dunkle, dreckige Stimme versetzte mir eine Gänsehaut. ,, Nen Scheiß habe ich.'', erwiderte ich, sammelte etwas Spucke in meinem Mund und spuckte ihm direkt vor die Füße. Seine Augen weiteten sich und er machte einen Schritt rückwärts. Ich schaute wieder in sein Gesicht – er schaute mich wütend, aus zusammengekniffenen Augen an und biss die Zähne aufeinander. ,,Du wirst dir gleich wünschen, das nicht getan zu haben.'', flüsterte er und ich zuckte mit den Schultern. ,,Das kümmert mich nen Dreck ! '', sagte ich gleichgültig doch Liandra unterbrach mich. ,, Lass es gut sein Andy.'' Ich ließ den Blick von Samuel ab und schaute wütend in Liandras Gesicht. Doch ihre Augen schauten mich nur entschuldigend an und doch erkannte ich eine Art furcht und Angst in ihnen. Vor Samuel ? Vor mir ? Ich wusste in dem Moment nicht was ich glauben sollte. ,, Genau, lass es gut sein du Nichts !'', nahm Samuel, Liandras Aussage auf und ich schüttelte den Kopf. ,,Was willst du ? Verpiss dich einfach und lass uns hier unten verrotten. Was anderes tust du momentan ja eh nicht !'', warf ich ihm an den Kopf und er ballte seine Hände um die Handschellen zu Fäusten. ,, Halt einfach deinen Mund ! SEI EINFACH STILL !'', kreischte er fast und ich zuckte zusammen. An seinem Hals bildeten sich rote Flecken und er sah auf einmal aus wie ein Kleiner Junge der sich versuchte gegen ältere Jungs zu wehren. Trotz seiner Größe und seiner muskulösen Figur wirkte er plötzlich klein und eingeschüchtert – obwohl er versuchte, sich gegen meine Worte zu wehren. ,,Du siehst so albern aus wenn du dich aufregst !'', lachte Lilly auf einmal und Samuel drehte sich blitzschnell zu ihr um. Ich konnte förmlich spüren wie sein Blick sie durchbohrte doch sie blieb standhaft und begann sogar noch zu lächeln. Mit einem Mal war Samuel wie ein wildes Tier. Ließ die Handschellen krachend zu Boden fallen, ging schnellen Schrittes auf ihre Zelle zu, zog einen Schlüssel aus seiner Hosentasche und öffnete die Gittertür. Lilly rappelte sich soweit es ging auf, in den Augen stand ihre Panik. Damit hatte sie nicht gerechnet. Lilly begann zu schreien und auch Liandra versuchte irgendetwas zu unternehmen ,, Lass sie in Ruhe !'', schrie sie, sprang auf und rannte an den Rand ihrer Zelle. Ich erstarrte fast und konnte nicht glauben was dort drüben in der Zelle geschah. Mein Blut gefror in meinen Adern und ich fühlte mich Hilflos, schuldig und komplett überfordert mit der Situation. Samuel hörte gar nicht auf die schrie von Lilly oder Liandra, ignorierte wie Lilly ihn anschrie von ihr weg zu bleiben und ließ sich gar nicht beirren in der Sache die er nun Tat. Um mich herum bildete sich eine Art blase, ich blendete die Schreie aus, hörte einzig und allein das aufschlagen seiner Faust auf Lillys Gesicht. Hörte das knacken ihrer Nase, als er erneut zuschlug. Hörte das knirschen ihrer Knochen als er begann auf sie einzutreten, sie mit voller Wucht von der Matratze schmiss. Sah ihr schmerzverzerrtes Gesicht, ihre Tränen und das breite Grinsen aus Samuels Lippen. Immer wieder schlug und Tritt er auf sie ein, sekundenspäter tropfte Blut aus ihrer Nase und wenig später auch aus ihrem Mund. Kurz ließ Samuel ab, schaute auf – mir direkt in die Augen - und formte nur ein Wort. ,,Du.'', holte mit seinem Bein aus und trat mit aller Kraft auf Lillys Kopf. Es knackte überall in meinen Ohren und in meinen Gedanken. Sah das Blut aus ihrem Kopf fließen, sah das zerquetschte, blutüberströmte Gesicht und war kurz darauf von Stille umgeben. Eine Stille die mir alles nahm, die mir die Gedanken raubte und das was ich dort sah. Ich verstand nicht was er da tat - wieso er das tat und mir wurde schlecht, funken tanzten vor meinen Augen und ich sah nur sein Gesicht, sein erregter Blick. Sah immer wieder wie er das Wort mit seinen Lippen formte und wurde stück für Stück von seinem Blick von innen aufgefressen.

UnbrokenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt