I get you

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Samuel

So so, das war nun also Andy Biersack. Ich grinste in mich hinein als ich das Café betrat und mir einen Tisch weit hinten, abgeschirmt von den anderen, aussuchte. Das ich ihn so schnell finden würde war mir nicht bewusst gewesen, eigentlich wollte ich zu der Diskothek gehen, schauen ob ihn dort jemand kannte, aber dann lief er mir direkt in die Arme. Was ein grandioser Zufall. Ich setzte mich, Andy ebenfalls und fuhr sich durch die schwarzen Haare. Naja so schlecht aussehen tat er nicht, das musste ich fairer Weise zugeben aber nicht so gut wie ich. Ich war stark und sah auch danach aus, im Gegensatz zu ihm...er war ehr ein Lauch von Mann. Ich musste mir verkneifen zu lachen. Er lächelte mich schief an, als sei ihm die Situation nicht ganz geheuer. Wäre ja auch komisch wenn nicht, ich meine es lädt einen ein Fremder ja nicht jeden Tag in ein Café ein. Ich stellte meine Tüte neben meinen Stuhl und griff nach der Karte um zu schauen was ich trinken wollte. Ich wusste es schon aber es diente er als Tarnung, sodass er keine meiner Absichten mitbekam. Das einzige was mir etwas Bauchweh machte war, dass er meine Stimme kannte und sie wiedererkennen könnte. Aber das traute ich ihm nicht so ganz zu, er schien ziemlich durch den Wind zu sein, als sei er immer zu in Gedanken. Vielleicht bei meinen Lieben Puppen daheim ? ,,Wohnst du hier ?'', begann ich das Gespräch und tat so als würde ich weiterhin die Karte aufmerksam lesen. Er nickte leicht ,,Ja, ich hab eine Wohnung ganz in der Nähe.'', erklärte er und seine Worte waren so vorsichtig, so ängstlich. Mein Gott was für eine Memme...als ob Liandra ihn lieben könnte. Ich war ihr Traummann, soviel war ich mir sicher. ,,Und Sie....Tut mir leid, Du ?'', fragte er und verhaspelte sich in der Anrede. Er war ganz schön neben der Spur, war das vielleicht mein verdienst gewesen ? Falls ja, Strike für mich. ,,Nein, ich komme nur hin und wieder nach Manhattan. Ich wohne in einem Neben Ort. '', sagte ich kurz und war froh das ich mir schon einige Antworten vorher in meinem Kopf parat gelegt hatte. Er nickte pikiert, als wüsste er immer noch nicht was das ganze hier soll. In dem Moment kam eine junge Blonde Frau und lächelte und beide an. Ich legte meine Karte auf den Tisch. ,,Was darf ich ihnen bringen ?'' , fragte sie und ich lächelte ihr entgegen. Andy starrte mich an, ich konnte es aus meinem Augenwinkel sehen (ich war meister darin andere zu beobachten). ,, Ein Espresso, bitte.'', bestellte ich und sie wandte sich Andy zu der ertappt wegschaute. ,, Wasser bitte.'', sagte er schnell und mein Magen zog sich zusammen. Wieder so ein Wasser-Trinker...kein wunder das er eine halbe Frau war. Ich musste wieder grinsen als ich mir vorstellte er trüge Frauenkleider anstatt die Lederjacke und die schwarze Hose, aber schob dieses Bild wieder aus meinem Kopf. Ich musste ihn kennenlernen. Er musste mir anfangen zu vertrauen. Er schaute auf den Tisch, gedankenverloren, wie die ganze zeit schon. ,, An was denkst du ?'', fragte ich leichtfüßig und verschränkte meine Hände ineinander. Diese Haltung gab mir Mut, Respekt und macht...als sei ich der Chef hier in dieser Unterhaltung. Ich liebte es so zu sitzen. ,, Ach...'', sagte er und schaute mich an ,,An nichts bestimmtes.'', log er und ich wollte ihm am liebsten von ,,seiner'' liebsten erzählen...was ich mit ihr geplant hatte...wie es ihr ging in meiner fabelhaften Obhut. Aber...leider konnte ich das nicht. Mein Ruf war mir eindeutig zu wichtig. ,,Sieht aber nicht so aus. Du schaut als hättest du gerade einen Geist gesehen.'', erklärte ich ihm und seine blauen Augen schauten mich volle leere an, als sei ihm selbst das Leben entzogen worden. Als hätte er alles verloren. Was ein armer, armer Junge. Ich verkniff mir ein grinsen. Er zuckte mich den Schultern ,, Es kann ja nicht immer alles perfekt sein.'', antwortete er und ich meine Antwort wäre am liebsten gewesen : Aber man kann es perfekt machen. Doch ich behielt es für mich und schaute rüber zu dem Nachbars Tisch auf der eine Zeitung lag und dann kam mir die Idee. ,, Kann ich dich was fragen ?'' Andys Augen wurden nun etwas wacher und er nickte ,, Klar.'', gab er zurück und ich war einfach wieder mal überrascht von meinen Guten und genialen Ideen. ,, Ich hab letztens gelesen, also in der Zeitung, das zwei Mädchen verschwunden sein sollen. Hier aus Manhattan. '', ich hielt inne und beobachte wie seine Augen immer größer wurden. ,,Und ich wollte mal hören, von jemanden der näher dran ist ob das stimmt. Es kam mir nämlich schon etwas, merkwürdig vor.'', plötzlich stellte die junge frau eine kleine Tasse vor meine Nase und ich zuckte kurz zusammen. Immer diese Leute die einen stören UND erschrecken müssen, dachte ich und lächelte sie an. Sie erwiderte es, stellte Andy sein wiederwertiges Glas Wasser hin und ging wieder zurück zur Theke. Andy fuhr sich wieder durch die haare – na ? Machen wir das wenn wir nervös sind ? – und seine Augen begannen zu glänzen. Ich hoffte inständig das es keine tränen waren, dann war er auf jeden fall eine Memme für mich. Ich sah wie er schluckte und versuchte worte zu finden. ,,Ja...'', flüsterte er fast. ,,Das stimmt.'', ergänzte er und ich tat ganz überrascht. ,, Wow...also ich dachte so etwas gibt es nur in irgendwelchen Ghettos...aber Manhattan. Alle Achtung...'', sagte ich und tat so als wäre das die Neuigkeit des Tages und natürlich auch zutiefst erschütternd für mich. Andy's blick war immer noch gekränkt und verzweifelt, ich sah ihm an das es ihn belastet, sehr sogar. Aber meine Freunde darüber war einfach so kostbar als das ich Mitleid empfinden konnte. Dann tat ich so als würde ich eins und eins zusammenzählen und hackte nochmal nach. ,,Kanntest du sie ? Nicht das mich das was angeht aber...dein Blick, deine Haltung...'', erklärte ich und er trank einen schluck aus seinem Glas. ,,Naja, ich kannte die beiden etwas.'', antwortete er und innerlich machte ich einen Freudentanz. Ich wusste es doch das er nicht ihre Freundin war. Alter Lügner. ,, Achso, das tut mir leid. Kann dir die Polizei nicht helfen ?'', fragte ich weiter. Wohl darauf bedacht, neue Informationen zu bekommen, was bei der Polizei vor sich ging. Andy holte tief Luft als sei er überfordert mit der Situation und den Fragen. Aber es störte mich nicht, ich wollte seine Antworten, koste es was es wolle. ,, Nein. Sie haben den Fall so gut wie abgeschlossen. Zu wenig beweise, sagen sie.'', erklärte er und ich nickte, immer noch betroffen. Ich spielte meine Rolle wirklich gut. Dann nippte ich an meinen Espresso. Wärme erfüllte meinen Hals, ein sehr wohliges Gefühl. Genauso wie das Gefühl in die ganze Zeit vorzuführen. Und ich war überrascht. Das die Polizei so schnell aufgab war ich nicht gewohnt aber das war ja nur zu meinem Glück, so konnte ich weiter machen ohne mich einen Dreck darum zu scheren. Außer um Andy, er war noch eines der Probleme. Aber auch das würde ich in den Griff bekommen. ,,Das ist sicher sehr schlimm für dich, ich verstehe das. Mir ist mal damals mein Wellensittich weg geflogen und die Polizei meinte er komme wieder oder er sei ,,halt'' Tod. Das hat mir das Herz gebrochen.'', erzählte ich und merkte gar nicht wie banal dieser Vergleich war. Aber da war es schon aus meinem Mund heraus. Andy schaute etwas irritiert aber nickte dann als er verstand. ,,Ja, so in etwa.'', gab er zu und ich ergänzte ,, Aber natürlich kann man das kaum vergleichen, ein Mensch ist weitaus näher an einem wie ein Vogel. Es muss dir ziemlich nahe gehen.'' Und Andy tat das was ich nicht erwartet hatte. Er nickte. Er gab mir recht und schützte sein Inneres nicht. Er gab zu das er darüber nachdachte, das er traurig war darüber, sogar sehr. Und ich wusste das, dass der erste Schritt war um ihn zu kriegen. ,, Weißt du Samuel...'', begann er und meine Augen wurden größer, war er bereit mir etwas von sich zu erzählen ? Von alleine, wow so schnell hatte ich noch nie jemanden um den Finger gewickelt. ,, Ich...glaube ich liebe das Eine Mädchen. Liandra heißt sie.'', setzte er an und ich musste mich zügeln ihm nicht meine Faust ins Gesicht zu schleudern. Was erzählte er für einen Mist ? Aber ich bewahrte meine Maske und schaute, als wäre ich sehr überrascht. ,, Ja ich weiß...ich habe nur ein paar Stunden mit ihr verbracht, aber ich bin mir so sicher. Und ich weiß einfach nicht wie ich sie finden kann. Keiner will mir helfen, keiner kann mir helfen...'', sagte er und seine Stimme wurde zunehmen leiser, trauriger und verletzter. Mein Inneres jedoch pumpte sich voll mit Wut und Hass auf diesen Kerl, der in Wirklichkeit ein Nichts, eine Memme und ein Weichei war. Wahrscheinlich wusste er nicht was wirkliche liebe ist. Sonst wüsste er das man niemanden nach 3 stunden lieben konnte. Schwachkopf. Aber ich ließ es nicht nach außen dringen, ich behielt es für mich und blieb seriös und verständnisvoll. ,, Wenn du willst kann ich dir so gut es geht helfen. Ich kenne mich mit Technik ein bisschen aus und Handyortung ist vielleicht ein Anfang. Hat sie ihr Handy noch ?'', fragte ich interessiert und seine Augen weiteten sich bei meinem Vorschlag und ich sah einen Funken Hoffnung in seinem Gesicht. Freu dich nicht zu früh...dachte ich, Handyortung war für mich genauso unverständlich wie das Phänomen das manche Menschen Wasser mögen. Computer okay, kannte ich mich etwas mit aus. Wo das Laufwerk war und wie ich das Internet öffnete, aber mehr...neeee ich hatte andere Spezialgebiete. Aber das musste er ja auch nicht wissen. ,,Das, das wäre super. Ja sie hat ihr Handy, ich hab ihre Nummer ich kann sie anrufen wenn du willst.'', sagte er euphorisch und seine Freude überwältigte mich. Mein Gott war er versessen auf Liandra. Wahrscheinlich war er einfach etwas übermüdet oder sonst was. ,,Aber sie geht nicht ran, es ist immer dieser Dreckskerl der sie fest

hält.'', ergänzte er schnell und zückte sein Handy. Dreckskerl ? Das sagt jemand der gerade mal ein Pfund Mehl tragen kann ? Meine Wut begann in mir zu Kochen, doch als ich das Handy sah überlegte ich kurz wo Liandras war. Ich atmete aus. Gut das ich Liandras Handy nicht dabei hatte, das wäre sonst etwas schwierig geworden. ,, ich glaube dir.'', kam ich ihm entgegen und er nickte. Dann schaute ich kurz auf meine Uhr und bemerkte das es schon ganz schön spät war...die OP würde noch ein ganzes Weilchen Dauern und schlafen wollte ich auch noch ganz gerne irgendwann... ,,Aber ich brauche dafür meinen Laptop und so weiter...soll ich dir meine Nummer geben, dann können wir uns noch mal treffen um die Ortung zu starten.'', bat ich an und Andy streckte mir schon sein Handy entgegen. Ein I phone, so so. Hielt ich nichts von, Frauen Handys. Genauso wie Liandra es hatte. ,, Danke Samuel, das ist wirklich mehr als ich mir je erhofft hatte. Danke !'', sagte er überschwänglich und ich gab ihm sein Handy wieder nachdem ich sie eingespeichert hatte. ,,Keine Ursache. Ich melde mich sobald ich zeit habe.'', lächelte ich, trank in einem schluck die kleine Tasse aus, nahm meine Tüte und stand auf. Andy erhob sich ebenfalls und reichte mir die Hand. ,, Danke vielmals. Ich glaube ich habe doch noch Hoffnung das wir sie finden.'', verabschiedete er sich und ich schüttelte seine. Selbst einen richtigen Handschlag konnte diese Null nicht geben. Liandra tat mir leid, dass sie so jemanden kannte. ,, Das freut mich, bis bald.'', erwiderte ich, drehte mich um und ging in Richtung Ausgang. Hoffnung...das ich nicht lache. Mein Mund verzog sich zu einem triumphierenden lächeln. Ich hatte ihn und es würde nicht lange dauern bis er mir blind aus der Hand fraß. Er hatte niemanden mehr, ich hatte alles was er wollte, das passte ja wohl zusammen wie Pech und Schwefel. Nur gut das ich geben konnte und er nichts hatte. Ich war der Löwe, stark und schön. Er die dumme Bakterie die zerstört werden musste. Und das, war für mich ein Kinderspiel.

UnbrokenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt